Australische Senatorin: „Geben Sie uns unser Land zurück!“

Für König Charles hat seine Australienreise nicht nur fröhliche Momente. Vor allem die schwierige Beziehung zu den Ureinwohnern rückte zuletzt ins Zentrum. Jetzt spricht er mit Indigenen.
Die schwierige Beziehung zu den indigenen Australiern ist einer der zentralen Punkte der Reise.
Die schwierige Beziehung zu den indigenen Australiern ist einer der zentralen Punkte der Reise.Foto: Dan Himbrechts/AAP/dpa
Epoch Times22. Oktober 2024

König Charles III. hat sich am letzten Tag seines Besuchs in Australien mit indigenen Anführern und Überlebenden der „Stolen Generations“ getroffen.

So werden die unzähligen Kinder genannt, die im Zuge der Kolonisierung durch die Briten ihren Familien weggenommen und in Zwangseinrichtungen von Weißen „umerzogen“ wurden. Einige Opfer hätten Charles dabei ihre Geschichten erzählt, berichtete der australische Sender ABC.

Das Thema ist auch in australischen Medien ins Zentrum des Interesses gerückt. Am 21. Oktober war es im australischen Parlament in Canberra zu einem Eklat gekommen, als eine indigene Senatorin den König verbal attackierte.

Die Politikerin Lidia Thorpe hatte nach einer Rede von Charles laut in den Saal gerufen: „Sie sind nicht mein König, Sie sind nicht unser König!“ Bevor sie von Sicherheitsleuten abgeführt wurde, forderte sie: „Geben Sie uns unser Land zurück!“

Australien war britische Kolonie

Der Kontinents war früher britische Kolonie, heute ist Australien eine parlamentarische Monarchie. Auch wenn politische Entscheidungen von Parlament und Regierung getroffen werden, ist Charles offiziell Staatsoberhaupt.

König Charles III. und Königin Camilla nach ihrer Ankunft in Canberra, Australien, am 21. Oktober 2024. Der Besuch des Königs in Australien ist sein erster als Monarch, und das Treffen der Regierungschefs des Commonwealth in Samoa wird sein erster als Oberhaupt des Commonwealth sein. Foto: Chris Jackson/Getty Images

Politikerin Thorpe, die sich für die indigene Bevölkerung einsetzt, findet das falsch. Sie habe Charles die klare Botschaft senden wollen, dass er nicht König ihres Landes sei, sagte sie dem britischen Rundfunksender BBC. Viele andere Ureinwohner sind genauso wütend wie sie, seit Sonntag kam es zu mehreren kleineren Protestaktionen.

Premierminister ist für die Republik

Regierungschef Anthony Albanese ist Republikaner. Noch bis Anfang des Jahres sah es so aus, als wolle seine Regierung ein Referendum über die Abschaffung der konstitutionellen Monarchie abhalten, doch das scheint keine Priorität mehr.

Experten sehen die Debatte gelassen. „Der König hat – wie schon seine Mutter Queen Elizabeth II. – klargestellt, dass die Stellung der Krone in Australien eine Angelegenheit der Australier ist“, hatte der Verfassungsrechtler Craig Prescott von der Londoner Universität Royal Holloway gesagt.

Die Protestaktion kritisierte Albanese der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge als respektlos: „Das entspricht nicht dem Verhalten, das Australier zu Recht von Parlamentariern erwarten.“

Charles und Camilla haben ihren Besuch in Canberra mit einer Kranzniederlegung begonnen.

Charles und Camilla haben ihren Besuch in Canberra mit einer Kranzniederlegung begonnen. Foto: Brook Mitchell/Getty Images Pool via AP/dpa

In den Debatten geht es nicht nur um die Staatsform des Landes. Vertreter indigener Australier fordern auch Entschädigung für Vertreibungen der Aborigines. Thorpe, die einen traditionellen Umhang trug, brachte den Vorwurf des Genozids, des Völkermords auf.

„Geben Sie uns, was Sie uns gestohlen haben. Unsere Knochen, unsere Schädel, unsere Babys, unser Volk. Sie haben unser Land zerstört. Geben Sie uns einen Vertrag“, forderte sie. Zuvor hatte sie sich schon beim Klang der britischen Nationalhymne „God Save the King“ demonstrativ umgedreht und dem Haus den Rücken zugewandt.

Das Leid der „Stolen Generation“

Die Aborigines bevölkern den australischen Kontinent seit mehr als 65 000 Jahren. Mit der Kolonisierung durch die Briten begann für sie eine Zeit der Unterdrückung. Erst 1967 wurden ihnen Bürgerrechte eingeräumt.

Bis in die 1970er Jahre wurden zudem indigene Kinder ihren Familien weggenommen, um sie in christlichen Missionen oder bei weißen Familien „umzuerziehen“.

Erst 2008 entschuldigte sich die Regierung unter dem damaligen Premier Kevin Rudd für das Leid, das den Opfern der „Stolen Generation“ zugefügt wurde.

Holzblasinstrumente aus aller Welt: Das Didgeridoo

Die Ureinwohner Australiens kennen für ein Didgeridoo etwa fünfzig Namen. Foto: ILCphoto/iStock

Die rund 980.000 indigenen Australier werden bis heute gegenüber den restlichen 26 Millionen Australiern in vielerlei Hinsicht benachteiligt und leben oft am Rande der Gesellschaft.

„Er muss sich damit auseinandersetzen“

Eine auf indigene Angelegenheiten spezialisierte Reporterin sagte im ABC-Fernsehen, es sei unvermeidlich, dass der König bei dieser Reise schwierige Gespräche mit Ureinwohnern führe.

„Ich denke, er wird sich damit auseinandersetzen und darüber sprechen müssen, um dann zu Hause über die Auswirkungen der Kolonisierung auf die Bevölkerung der First Nations nachzudenken.“

Im National Centre of Indigenous Excellence in Sydney wohnte Charles auch einer indigenen Tanzaufführung bei, die von traditionellen Instrumenten – allen voran den Didgeridoo – untermalt wurde. Später wollte er zusammen mit seiner Ehefrau Camilla noch das berühmte Opernhaus von Sydney besuchen.

Am Mittwoch reist das Paar zum Commonwealth-Gipfel in den pazifischen Inselstaat Samoa nordöstlich von Fidschi weiter. Dem Staatenbund gehören vor allem frühere britische Kolonien an. (dpa/red)



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