Australien: Regierungschef will nach Erdoğan-Aussagen Botschafter einbestellen
Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoğlu und seine australische Amtskollegin Marise Payne haben am heutigen Mittwoch (20.3.) ein Telefongespräch geführt. Dies berichtete „Hürriyet Daily News“ unter Berufung auf die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu. Details über den Inhalt des Gesprächs gab Anadolu jedoch nicht bekannt.
Das Gespräch fand unter dem Eindruck diplomatischer Verstimmungen zwischen beiden Ländern statt, die im Zusammenhang mit dem Terroranschlag im neuseeländischen Christchurch am vergangenen Freitag stehen.
An diesem Tag hatte ein aus Australien stammender bekennender Rassist und Ökofaschist (28) zwei Moscheen in der Stadt überfallen und dabei mindestens 50 Menschen getötet. In einem Manifest begründete er seine Tat damit, dass Muslime mit ihren überdurchschnittlichen Geburtenraten zu einer angeblichen „Überbevölkerung“ der Erde beitrügen. Der Extremist hatte seine Tat auch per Livestream im Internet übertragen.
„Wir würden auch euch in Särgen zurückschicken“
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hatte daraufhin die Videoaufnahmen im Rahmen von Wahlkampfauftritten abgespielt. In der Türkei werden am 31. März landesweit die Kommunalparlamente neu gewählt. Auf einer Veranstaltung am 19. März, einen Tag nach den nationalen Feierlichkeiten anlässlich der Schlacht von Çanakkale (Gallipoli), drohte Erdoğan islamfeindlichen Australiern ein ähnliches Schicksal an wie den australischen „Anzac“-Alliierten im Jahr 1915 während des Ersten Weltkrieges.
Eure Großväter sind hierhergekommen“, sagte Erdoğan in seiner Rede, „und sie sind in Särgen zurückgekehrt. Glaubt nicht, wir würden nicht auch euch zurückschicken wie eure Großväter.“
Erdoğan bewertet den Anschlag in Christchurch als Angriff auf den Islam und betrachtet ihn als Bestätigung seiner These von einer überhandnehmenden Islamfeindlichkeit in westlichen Ländern. Der australische Regierungschef Scott Morrison hingegen bezeichnete die Äußerungen Erdoğans als „sehr beleidigend“ und kündigte am Mittwoch an, den türkischen Botschafter in Canberra einzubestellen.
Nach Eklat nun weniger Teilnehmer bei Anzac-Gedenken?
Bei der Schlacht von Gallipoli zwischen Februar 1915 und Januar 1916 gelang es den Truppen des Osmanischen Reiches unter der Führung des späteren türkischen Staatsgründers Mustafa Kemal Pascha, 1934 mit dem Ehrentitel „Vater aller Türken“ („Atatürk“) ausgestattet, alliierte Truppen aus Großbritannien, Frankreich, Australien und Neuseeland zurückzuschlagen.
Insgesamt starben mehr als 100 000 Soldaten bei den Kämpfen, darunter auch mehr als 8000 Australier und mehr als 2000 Neuseeländer. Das Osmanische Reich war damals mit dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn verbündet.
Zwar zerfiel nach dem Ende des Ersten Weltkrieges das Osmanische Reich, der Sieg Atatürks bei Gallipoli gilt jedoch als entscheidender Beitrag dazu, dass der heutige türkische Kernstaat in seiner Substanz erhalten blieb. Deshalb wurde der 18. März auch in der 1923 gegründeten Republik Türkei zum Feiertag erhoben.
Auch offizielle Vertreter aus Politik und Militär in Australien und Neuseeland sowie Angehörige damaliger Soldaten reisen jährlich im April in die Türkei, um an den historischen Schauplätzen der Schlacht von Gallipoli den „Anzac Day“ zur Ehrung der Gefallenen alliierter Truppen zu begehen. In Anbetracht der jüngsten Äußerungen des türkischen Präsidenten haben Medienberichten zufolge einige potenzielle Teilnehmer ihre Anreise zu den diesjährigen Gedenkzeremonien infrage gestellt.
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