Aus dem alten China: Die Ehrung des „Ein-Wort-Lehrers“
„Lehrer des einen Wortes“ heißt das chinesische Sprichwort 一字之師 (yī zì zhī shī), das auch mit diesen Zeichen 一字師 (yī zì shī) ausgedrückt wird, oder „Lehrer des einen [chinesischen] Buchstaben.“ Es beschreibt einen Fachmann, dessen Meisterleistung darin bestand, ein Schriftstück völlig zu verändern, indem er nur ein einziges Wort verbesserte oder korrigierte.
Das Sprichwort stammt aus einer Geschichte über Qi Ji (齊己), einen Mönch und Dichter aus der Tang-Dynastie (618-906 n. Chr.).
Eines Morgens, nach einer Nacht heftiger Schneefälle, entdeckt Qi Ji, dass sich die Pflaumenblüten auf mehreren Zweigen schon geöffnet hatten. Er entschloss sich, ein Gedicht mit dem Titel „Frühe Pflaume“ zu schreiben.
Zwei Zeilen des Gedichts lauten: „In dem Dorf da vorne im tiefen Schnee blühten letzte Nacht mehrere Zweige.“
Qi Ji war mit seinem Gedicht sehr zufrieden und zeigte es voller Freude seinem Freund Zheng Gu (郑 谷), der auch Dichter war, um ihn um seinen Rat zu fragen.
Zheng Gu studierte das Gedicht und schlug vor: „Wenn schon mehrere Zweige aufgeblüht sind, dann kann es nicht als „früh“ bezeichnet werden. Wie wäre es denn damit das Wort „mehrere“ in „ein“ zu verändern, damit es noch passender klingt?“
In der Tat machte seine Verbesserung, die sich nur auf ein Wort bezog, den letzten Schliff und damit den entscheidenden Unterschied aus. Qi Ji Zheng Gu bedankte sich herzlich und verbeugte sich vor ihm, um seine Dankbarkeit und seinen Respekt auszudrücken. Später rühmten die Menschen Zheng Gu als Qi Jis „Ein-Wort-Lehrer“.
In der Geschichte der chinesischen Literatur gibt es viele ähnliche Geschichten, die diejenigen ehren, die ein Schriftwerk mit einem brillanten letzten Schliff verbessern oder korrigieren.
Dankbarkeit für eine Fehlerkorrektur
Eine andere Geschichte handelt von Li Xiang (李 相), einem hochrangigen Offizier der Tang-Dynastie. Er las gerne, vor allem den alten Klassiker „Chunqui“ (春秋). Eines Tages las er laut aus dem Buch vor und sprach den letzten Buchstaben des Namens der historischen Figur Shu Sun Chuo (叔孙 婼) falsch aus.
Er bemerkte, wie einer seiner Untergebenen dabei einen merkwürdigen Gesichtsausdruck machte. Er war verwirrt und fragte diesen warum er das tat.
Der zögerte seinen Vorgesetzten auf seinen Fehler hinzuweisen; er verbeugte sich und antwortete: „Für mich hörte sich die allgemein gültige Aussprache das Wortes 婼 (chuò) wie 若 (ruò) an und ich verstand, dass ich dieses Wort in der Vergangenheit falsch ausgesprochen hatte. Deshalb schämte ich mich.“
Li Xiang dachte, er hätte das Wort richtig ausgesprochen – so wie es im Wörterbuch „Jing Dian Shi Wen“ (经典释文) der Tang-Dynastie stand, wörtlich „erklärende Schriften zu Klassikern des Buddhismus“, aber er war sich nicht sicher.
„Vielleicht habe ich einen Fehler gemacht“, sagte Li Xiang. Er nahm das Wörterbuch aus dem Bücherregal und wollte es zusammen mit seinem Untergebenen studieren. Als dieser Li Xiangs ehrliche Haltung und aufgeschlossene Lernbereitschaft bemerkte, fand er den Mut, dessen Fehler zu korrigieren.
Li Xiang war seinem Untergebenen sehr dankbar. Um sich erkenntlich zu zeigen, ließ er sofort eine feierliche Zeremonie abhalten, um ihn als einen Lehrer zu ehren.
Er lehnte seinen eigenen Stuhl in Richtung Norden gegen die Wand und bat seinen Untergebenen, Platz zu nehmen. Dann kniete er vor ihm und machte Kotau, wobei er ihn respektvoll als seinen „Ein-Wort-Lehrer“ bezeichnete.
Die Geschichte vom „Ein-Wort-Lehrer“ rät Menschen zur richtigen Einstellung beim Lernen: Wir sollten nicht auf unseren eigenen sozialen Status oder unser Alter Wert legen. Stattdessen sollten wir diejenigen als Lehrer ansehen, die in einem Themenbereich über mehr Wissen als wir verfügen, und sie bescheiden um ihren Rat fragen.
Text auf Englisch: Story From Ancient China: Honouring the ‘one-word teacher’
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion