Auf den Bahamas: FTX-Gründer Bankman-Fried verhaftet

Einen Tag vor der geplanten Aussage über den FTX-Zusammenbruch vor dem Haushaltsausschuss des Repräsentantenhauses wird Sam Bankman-Fried festgenommen. Der Ex-Chef der Kryptobörse hatte im November Insolvenz seines Unternehmens angemeldet.
Titelbild
Sam Bankman-Fried am 8. Dezember 2021 in Washington, DC.Foto: Alex Wong/Getty Images
Von 13. Dezember 2022

Der Gründer und Ex-Chef der insolventen Kryptobörse FTX, Sam Bankman-Fried, ist am Montag auf den Bahamas festgenommen worden. Die Festnahme des 30-jährigen Amerikaners habe in seiner Wohnanlage außerhalb der Hauptstadt Nassau stattgefunden, wie die Polizei des Karibikstaats mitteilte. Am Dienstag hätte er vor dem Haushaltsausschuss des Repräsentantenhauses per Zoom über den Zusammenbruch von FTX aussagen sollen.

Die US-Behörden bestätigten die Festnahme: „Heute Abend haben die bahamaischen Behörden Samuel Bankman-Fried auf Antrag der US-Regierung festgenommen, basierend auf einer versiegelten Anklageschrift, die von der US-Staatsanwaltschaft für den südlichen Bezirk von New York eingereicht wurde“, teilte Staatsanwalt Damian Williams auf Twitter mit. „Wir gehen davon aus, dass wir morgen früh die Entsiegelung der Anklage beantragen werden.“ Dann werde man mehr zu dem Sachverhalt sagen können.

US-Behörden beantragen wohl die Auslieferung

Zuvor hatten die Vereinigten Staaten die Generalstaatsanwaltschaft der Bahamas darüber informiert, dass sie Strafanzeige gegen den jungen ehemaligen Krypto-Milliardär erstattet hatten und wahrscheinlich seine Auslieferung beantragen würden. Es ist noch nicht bekannt, welche Vorwürfe gegen ihn erhoben werden.

Der Generalstaatsanwalt der Bahamas, Senator Ryan Pinder erklärte, dass die Bahamas Bankman-Fried „unverzüglich“ an die Vereinigten Staaten ausliefern würden, sobald die Anklageschrift veröffentlicht sei und die US-Behörden einen formellen Antrag gestellt hätten.

Zudem teilte der Premierminister der Bahamas, Philip Davis, mit, dass die Bahamas und die Vereinigten Staaten ein gemeinsames Interesse daran hätten, die mit FTX verbundenen Personen, die möglicherweise das Vertrauen der Öffentlichkeit missbraucht und gegen das Gesetz verstoßen haben, zur Verantwortung zu ziehen.

Die bahamaischen Behörden würden „ihre eigenen behördlichen und strafrechtlichen Ermittlungen fortsetzen“, so Davis.

Ex-Chef spendete Millionen an Demokraten

FTX, die drittgrößte Kryptowährungsbörse der Welt, war vor wenigen Wochen innerhalb weniger Tage inmitten einer Liquiditätskrise pleitegegangen. Der Zusammenbruch wurde durch den größeren Konkurrenten Binance verstärkt. Dieser hatte sich entschieden, sich aus einer möglichen Rettungsaktion zurückzuziehen.

Das 2019 gegründete FTX-Unternehmen wurde in Spitzenzeiten mit 32 Milliarden Dollar bewertet, während man Bankman-Frieds Nettovermögen auf 26 Milliarden Dollar schätzte.

Auf dem Höhepunkt seines Erfolges wurde der auf den Bahamas lebende Bankman-Fried als Philanthrop und zweitgrößter Einzelspender für die Demokratische Partei gefeiert. Bei den Wahlen 2022 hatte er sie mit rund 40 Millionen Dollar unterstützt. Um eine Untersuchung durch die Presse zu vermeiden, behauptete er gegenüber einer unabhängigen Krypto-Journalistin, „ungefähr den gleichen Betrag“ an die Republikaner gespendet zu haben.

Des Weiteren wurde er oft als „Krypto-König“ und Finanzwunderkind bezeichnet. Er spendete Millionensummen für Sportvereine, vor allem in der Florida-Metropole Miami. Dort wurde das Stadion der Basketball-Clubs „Miami Heat“ in „FTX Arena“ umbenannt, wie die „Welt“ berichtete.

Das Albany Resort, Wohnsitz von Sam Bankman-Fried und anderen FTX- und Alameda-Führungskräften, am 3. Dezember 2022 auf den Bahamas. (Nicholas Ewing/ The Epoch Times)

FTX-Insolvenzantrag am 11. November

Nachdem Milliarden an Kundengeldern nicht ausgezahlt werden konnten, gab Sam Bankman-Fried, der in der Kryptobranche oft nur SBF genannt wird, am 11. November seinen Rücktritt bekannt. Gleichzeitig beantragte er im US-Bundesstaat Delaware Insolvenz für den Konzern.

In den USA laufen Ermittlungen und Sammelklagen gegen Bankman-Fried. Er beteuerte zuletzt, dass FTX genug Geld habe, Kunden dort auszuzahlen. Es besteht unter anderem der Verdacht, dass Bankman-Fried illegal Milliardenwerte auf das verbundene Unternehmen Alameda Research verschoben hat, um Verluste aus Hochrisikogeschäften zu kompensieren.

Kunden-Einzahlungen auf „Alameda Research“ seien „verschwunden“

Am 8. Dezember sagte er gegenüber dem „Wall Street Journal“, dass FTX-Kunden mehr als fünf Milliarden Dollar auf Konten seiner Handelsfirma „Alameda Research“ eingezahlt hätten. Diese Gelder seien nun aber verschwunden. Bankman-Fried fügte hinzu, dass er sich nicht betrügerisch verhalten und nicht wissentlich Gelder missbraucht habe. Er behauptete, dass sich nur 100.000 Dollar auf seinem Bankkonto befänden. Zudem bestritt er, irgendwelche „versteckten Mittel“ zu besitzen.

Geleitet wurde der inzwischen ebenfalls bankrotte Hedgefonds „Alameda Research“ von Bankman-Frieds 28-jähriger Ex-Freundin Caroline Ellison. Die FTX-Schwestergesellschaft war ebenfalls im Besitz von Bankman-Fried. Dieser hatte Anfang des Monats auf einem „DealBook“-Gipfel der New York Times enthüllt, dass „Alameda“ Zahlungen von FTX-Börsenkunden erhalten hätte, weil FTX bei seiner Gründung keine eigenen Bankkonten gehabt hätte.

Die US-Börsenaufsicht SEC teilte mit, sie habe separate Anklagen in Bezug auf Verstöße gegen Wertpapiere genehmigt, die am 13. Dezember bei der Staatsanwaltschaft eingereicht würden. Im Zusammenhang mit dem möglichen Missbrauch von FTX-Geldern wird auch der Kauf von Immobilien geprüft. Darunter der Kauf eines Hauses auf den Namen von Bankman-Frieds Eltern.

Bankman-Fried ist amerikanischem Volk „eine Erklärung schuldig“

Von Bankman-Fried wurde erwartet, dass er am Dienstag vor dem Haushaltsausschuss des Repräsentantenhauses Stellungnahme zu der Sachlage bezieht. Vorsitzende Maxine Waters hatte letzte Woche mitgeteilt, dass Bankman-Fried „gebeten wurde, freiwillig auszusagen“. Eine Vorladung läge aber bereits „definitiv auf dem Tisch“. FTX hatte neun Mitgliedern des Haushaltsausschusses des Repräsentantenhauses mehr als 300.000 Dollar gespendet.

Die Aufforderung kommentierte Bankman-Fried am 9. Dezember auf Twitter wie folgt:

Ich habe immer noch keinen Zugang zu vielen meiner Daten – weder beruflich noch privat. Ich kann also nur begrenzt etwas sagen. Und ich werde nicht so hilfreich sein, wie ich es gerne wäre. Aber da der Ausschuss es immer noch für nützlich hält, bin ich bereit, am 13. auszusagen.“

Vor seiner Verhaftung am 12.12. hatten demokratische und republikanische Mitglieder des Bankenausschusses des Senats Bankman-Fried scharf kritisiert, nachdem er sich nicht bereit erklärt hatte, vor ihrem Gremium auszusagen. Die Abgeordneten Sherrod Brown und Pat Toomey hatten ihn damals aufgefordert, wegen „erheblicher unbeantworteter Fragen“ zum Zusammenbruch des Unternehmens auszusagen.

Sie hätten ihm verschiedene Termine angeboten, Bankman-Fried habe aber abgelehnt. Seine Anwälte hätten zudem erklärt, dass sie eine Vorladung nicht akzeptieren würden. Trotzdem wollen die beiden Senatoren nicht aufgeben, sich weiterhin für Bankman-Frieds Erscheinen vor dem Ausschuss einzusetzen: „Er sei dem amerikanischen Volk eine Erklärung schuldig.“

 (mit Material von the.epochtimes.com und dpa)



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