Berg-Karabach: Hälfte der Bevölkerung auf der Flucht
In der Kaukasusregion Berg-Karabach ist nach den Worten eines örtlichen Behördenvertreters rund die Hälfte der Bevölkerung auf der Flucht vor den seit Tagen andauernden Kämpfen. Nach ersten Schätzungen sei etwa die Hälfte der Bevölkerung auf der Flucht, darunter etwa 90 Prozent aller Frauen und Kinder, sagte der Bürgerbeauftragte der selbsternannten Republik Berg-Karabach, Artak Belgarjan, am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP. Rund 70.000 bis 75.000 Menschen seien betroffen.
Schwere nächtliche Angriffe auf die Hauptstadt
In der Hauptstadt der selbst ernannten Republik Berg-Karabach hat es in der Nacht zum Mittwoch (7. Oktober) erneut schwere Angriffe gegeben. Fast stündlich heulten in Stepanakert die Alarmsirenen, wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Kurz darauf waren jedes Mal schwere Explosionen zu hören. Unklar war zunächst, ob es sich um Raketen-, Artillerie- oder Luftangriffe handelte.
Ein Bewohner sagte AFP, es seien zweifellos die schwersten Angriffe auf Stepanakert seit dem Wochenende, als aserbaidschanische Truppen die Stadt mit fast 50.000 Einwohnern erstmals unter Beschuss nahmen. Die Angriffe gingen auch bei Tagesanbruch weiter. Berichte über Opfer oder Schäden lagen zunächst nicht vor.
Die ehemaligen Sowjetrepubliken Armenien und Aserbaidschan liefern sich seit Jahrzehnten einen erbitterten Konflikt um die Region im Südkaukasus, die mehrheitlich von Armeniern bewohnt wird. Vor eineinhalb Wochen waren die Kämpfe neu entbrannt. Die selbsternannte Republik Berg-Karabach wird international nicht anerkannt und gilt völkerrechtlich als Teil Aserbaidschans.
Berg-Karabach: Armenien macht Türkei für Eskalation verantwortlich
Armeniens Regierungschef Nikol Paschinjan macht die Türkei für die Eskalation des Konflikts um die Südkaukasus-Region Berg-Karabach verantwortlich. „Ohne das aktive Eingreifen der Türkei wäre es nicht so weit gekommen“, sagte Paschinjan am Dienstag (6. Oktober) in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP. Aserbaidschans Entschluss, „einen Krieg zu beginnen“, sei durch die „volle Unterstützung der Türkei“ motiviert gewesen.
Sollte der Konflikt weiter eskalieren, werde sich Russland zugunsten Armeniens in den Konflikt einmischen. „Russland wird seine vertraglichen Verpflichtungen einhalten“, sagte der Regierungschef.
Die ehemaligen Sowjetrepubliken Armenien und Aserbaidschan streiten seit Jahrzehnten um die Region Berg-Karabach, die mehrheitlich von Armeniern bewohnt wird. Die selbsternannte Republik Berg-Karabach wird international nicht anerkannt und gilt völkerrechtlich als Teil Aserbaidschans.
Außenminister der Türkei: „Die Welt muss auf der Seite … Aserbaidschans“ stehen
Russland gilt historisch als Armeniens Schutzmacht und unterhält dort einen Militärstützpunkt. Zugleich pflegt Moskau allerdings auch gute Beziehungen zu Aserbaidschan und beliefert es mit Waffen. Das ölreiche Aserbaidschan hat militärisch in den vergangenen Jahren aufgerüstet. Das turksprachige Land kann auf die Türkei als Verbündeten zählen. Experten sehen es als erwiesen an, dass Ankara Aserbaidschan mit Waffen unterstützt.
Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu forderte bei einem Besuch in Baku die Staatengemeinschaft erneut dazu auf, Aserbaidschan zu unterstützen, da Armenien die Besatzungsmacht sei. „Diese beiden Länder auf die gleiche Stufe zu stellen, bedeutet, den Besatzer zu belohnen“, sagte Cavusoglu am Dienstag. Er fügte hinzu: „Die Welt muss auf der Seite derjenigen stehen, die Recht haben, nämlich auf der Seite Aserbaidschans.“
Am zehnten Tag des Konflikts waren Explosionen in Stepanakert, der Hauptstadt der selbst ernannten Republik Berg-Karabach, zu hören, wie AFP-Reporter berichteten. Zersplittertes Glas und Trümmer übersäten die Straße im Stadtzentrum von Stepanakert. Weder Armenien noch Aserbaidschan neigten bisher dazu, ihre Angriffe einzustellen.
Seit Beginn der Kämpfe gibt es bisher nur unvollständige Berichte über die Opferzahlen. Demnach starben bisher mindestens 286 Menschen in Berg-Karabach, darunter mehr als 46 Zivilisten. Vermutlich starben jedoch weit mehr Menschen. So meldete die Regierung in Baku bislang keine Opfer unter ihren Militärangehörigen. (afp)
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