Armeechef: Bangladeschs Regierungschefin Scheich Hasina zurückgetreten

Nach vielen Wochen der Proteste ist die Regierungschefin von Bangladesch zurückgetreten. Eine Übergangsregierung soll entstehen.
Streitkräfte aus Bangladesch patrouillieren in den Straßen von Dhaka
Streitkräfte der Armee patrouillieren in den Straßen von Dhaka (Bangladesch).Foto: Rajib Dhar/AP/dpa
Epoch Times5. August 2024

Nach wochenlangen Massenprotesten ist Bangladeschs Regierungschefin Scheich Hasina nach Angaben der Armee des Landes zurückgetreten. Es werde nun eine „Übergangsregierung“ gebildet, kündigte am Montag Armeechef Waker-Uz-Zaman in einer im staatlichen Fernsehen übertragenen Rede an die Nation an.

Regierungskritische Demonstranten in Bangladesch haben zuvor den Amtssitz von Ministerpräsidentin Scheich Hasina gestürmt. Auf Fernsehbildern war am Montag zu sehen, wie tausende Menschen in den Regierungspalast in der Hauptstadt Dhaka eindringen. Die Regierungschefin hatte diesen nach Angaben aus ihrem Umfeld zuvor verlassen, sie soll mit einem Hubschrauber nach Indien geflohen sein.

Hasina Wajed war zuerst zwischen 1996 und 2001 und dann wieder ab 2009 Premierministerin des Landes. Ihr Vater Mujibur Rahman hatte das Land 1971 in die Unabhängigkeit von Pakistan geführt und anschließend autoritär geführt, bis es 1975 zu seinem Sturz kam.

Massenproteste mit brennenden Barrikaden

Kurz zuvor hatte die Nachrichtenagentur AFP aus dem Umfeld der Regierungschefin erfahren, dass diese zusammen mit ihrer Schwester „an einen sichereren Ort“ begeben habe. Hasina habe eine Rede aufzeichnen wollen, habe aber keine Möglichkeit mehr dazu gehabt.

Am Sonntag versammelten sich in der Hauptstadt Dhaka wieder zahlreiche Demonstranten, die Polizei setzte Tränengas und Gummigeschosse ein, um eine nächtliche Ausgangssperre durchzusetzen. Rund 200 Menschen wurden verletzt, auf Bildern waren brennenden Barrikaden zu sehen.

Die Polizei feuert Tränengasgranaten ab, um protestierende Studenten zu vertreiben.

Die Polizei feuert in Bangladesch oftmals auch Tränengasgranaten ab, um Studenten zu vertreiben. Foto: Rajib Dhar/AP/dpa

Problemfall: Quotensystem

Seit Mitte Juli kamen bei gewaltsamen Zusammenstößen in Bangladesch nach staatlichen Angaben mindestens 200 Menschen ums Leben. Es gibt Hunderte Verletzte, rund 10.000 Menschen wurden festgenommen. Andere sprechen von weit mehr Toten.

Die Unruhen begannen mit Studentenprotesten, die eine Reform des Quotensystems für Regierungsstellen forderten, bei dem Arbeitsplätze mit loyalen Parteigängern besetzt werden. Die Quoten kommen Verwandten der Veteranen des Unabhängigkeitskriegs Bangladeschs gegen Pakistan im Jahr 1971 zu Gute.

Hasina sieht sich seit dem vergangenen Monat mit Massenprotesten konfrontiert, bei denen es auch zu gewaltsamen Auseinandersetzungen kommt. Dabei wurden laut einer AFP-Zählung mindestens 300 Menschen getötet, allein am Sonntag wurden 94 Menschen getötet. (afp/red)



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