Anwalt: Kölner Autor Akhanli kommt in Spanien frei

Akhanli war am Samstag wegen eines türkischen Haftbefehls während seines Spanien-Urlaubs festgenommen worden. Sein Anwalt hält das türkische Gesuch für politisch motiviert.
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Der Autor Dogan Akhanli während des Literaturfestivals Lit.Cologne im März diesen Jahres.Foto: Henning Kaiser/Archiv/dpa
Epoch Times20. August 2017

Der auf Betreiben der Türkei festgenommene Kölner Autor Dogan Akhanli kommt frei. Sein Anwalt Ilias Uyar teilte am Sonntag auf seiner Facebook-Seite mit, Akhanli dürfe Madrid aber zunächst nicht verlassen. Dies sei bei einer gerichtlichen Anhörung entschieden worden.

Akhanli war am Samstag wegen eines türkischen Haftbefehls während seines Spanien-Urlaubs festgenommen worden. Sein Anwalt hält das türkische Gesuch für politisch motiviert.

Der Schriftsteller steht der Regierung in Ankara kritisch gegenüber. Der Altlinke war 1991 nach Deutschland geflohen und hatte 2001 die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen. Das Auswärtige Amt hatte die spanische Regierung nach seiner Festnahme gebeten, den Schriftsteller nicht an die Türkei auszuliefern.

Sein Anwalt Ilias Uyar sagte dem Kölner „Stadt-Anzeiger“, bei der spanischen Polizei habe ein Dringlichkeitsvermerk der internationalen Polizeibehörde Interpol vorgelegen. Akhanli wurde demnach am Samstagmorgen im Urlaub in Grenada in seinem dortigen Domizil festgenommen.

In seinen Werken befasst sich der 1957 geborene Schriftsteller auch mit der Verfolgung der Armenier in der Türkei. Dem „Spiegel“ zufolge werteten Sicherheitskreise die Festnahme als erneuten Affront der Türkei gegen Deutschland.

Der Grünen-Abgeordnete Volker Beck teilte mit, das türkische Vorgehen sei „eindeutig rechtsmissbräuchlich“. Er forderte Bundesaußenminister Sigmar Gabriel auf, sich unverzüglich für Akhanlis Freilassung einzusetzen. Gabriel war am Vortag als Reaktion auf den Terroranschlag in Barcelona nach Spanien gereist.

„Wie weit wollen wir Erdogan in Europa noch kommen lassen?“, fragte Linke-Chefin Katja Kipping auf Twitter.

Die Schriftstellervereinigung PEN teilte mit, das Verfahren gegen Akhanli sei „eindeutig politisch motiviert“. Vizepräsident Sascha Feuchert forderte die spanischen Behörden auf, den Autoren keinesfalls an die Türkei auszuliefern.

Akhanli war im Oktober 2011 in Abwesenheit von einem Gericht in der Türkei vom Vorwurf des Raubes und Totschlags freigesprochen worden, der Freispruch wurde aber wieder aufgehoben. Ihm wurde vorgeworfen, 1989 an einem Raubmord auf eine Wechselstube in Istanbul beteiligt gewesen zu sein. Er lebt seit seiner Flucht aus der Türkei im Jahr 1991 in Deutschland und ist deutscher Staatsbürger.

2010 war er auf einem Flughafen in Istanbul festgenommen worden, als er in die Türkei einreisen wollte, um seinen todkranken Vater zu besuchen. Er wurde verhaftet und blieb in Untersuchungshaft, bis der Richter am ersten Verhandlungstag entschied, dass Akhanli das Gefängnis verlassen dürfe. Wenige Tage später kehrte er nach Deutschland zurück.

Akhanlis Anwalt zufolge lag bei Interpol eine sogenannte Red Notice gegen den Schriftsteller vor. Damit kann ein Land dazu auffordern, eine gesuchte Person ausfindig zu machen und vorläufig festzunehmen. Es handelt sich nicht um einen Suchauftrag im Namen von Interpol selbst und nicht um einen internationalen Haftbefehl.

(afp/dpa)



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