Türkei: Bombenanschlag auf kurdische Hochzeit – Erdogan beschuldigt IS
UPDATE: Nach dem Bombenanschlag im südosttürkischen Gaziantep ist die Zahl der Todesopfer auf 50 gestiegen. Der Sender CNN Türk berichtet unter Berufung auf den Provinzgouverneur.
Präsident Recep Tayyip Erdogan verurteilte den „Terroranschlag“ auf die Hochzeitsgesellschaft. Der Anschlag gehe „mutmaßlich“ auf das Konto des IS, sagte Erdogan in einer Fernsehansprache: „Unser Land und unsere Nation haben erneut nur eine Botschaft an diejenigen, die uns angreifen: Ihr werdet keinen Erfolg haben“, sagte er weiter.
Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu explodierte ein Sprengsatz inmitten einer Hochzeitsgesellschaft, die auf offener Straße im Beybahce-Viertel von Gaziantep feierte. Nach Angaben der pro-kurdischen Oppositionspartei HDP handelte es sich um eine kurdische Hochzeit, unter den Todesopfern seien mehrere Kinder.
https://www.youtube.com/watch?v=tipLchdqK2k
Bei der offenbar von einem Selbstmordattentäter herbeigeführten Explosion in der südöstlichen Millionenstadt Gaziantep während einer Hochzeit wurden nach Behördenangaben mindestens 30 Menschen getötet und fast 100 verletzt. Zunächst war völlig unklar, wer hinter dem Anschlag steckt.
Anadolu berichtete unter Berufung auf den Gouverneur von Gaziantep, es habe insgesamt 30 Tote und 94 Verletzte gegeben. Zahlreiche Krankenwagen rasten zum Anschlagsort. In sozialen Medien kursierten Videos, die chaotische Szenen zeigten. Menschen schalteten die Taschenlampenfunktion ihres Smartphones ein und irrten auf der Suche nach verletzten Freunden und Angehörigen umher. Am Boden lagen viele blutende Menschen.
https://www.youtube.com/watch?v=doJtF_gc5Ys
Selbstmordattentat
Der stellvertretende türkische Ministerpräsident Mehmet Simsek sprach von einem mutmaßlichen Selbstmordattentat. Auch der Sender NTV berichtete, die Attacke gehe wohl auf das Konto eines Selbstmordattentäters.
Ein Abgeordneter der Regierungspartei AKP, Samil Tayyar, äußerte laut der Nachrichtenagentur Dogan die Vermutung, dass hinter dem Anschlag in Gaziantep am ehesten die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) stecken dürfte, die jenseits der nahen Grenze in Syrien weite Gebiete beherrscht. Der IS hat sich bislang noch zu keinem der ihm zugeschriebenen Anschläge in der Türkei bekannt.
Nachrichtenverbot
Kurz nach dem Anschlag verhängte die Rundfunkbehörde ein teilweises Nachrichtenverbot, wie dies bei anderen Attentaten in der Vergangenheit auch schon der Fall gewesen war. Anadolu verbreitete indes eine Stellungnahme Erdogans, wonach die Täter das türkische Volk zu „provozieren versuchen“, indem sie „ethnische und religiöse Empfindlichkeiten“ für ihre Zwecke nutzten. Er mache dabei keinen Unterschied zwischen der kurdischen Untergrundorganisation PKK, der Bewegung des Islam-Predigers Fetullah Gülen und dem IS.
Auch die pro-kurdische HDP, die drittgrößte Partei im türkischen Parlament, reagierte entsetzt. „Wir verurteilen und verdammen diejenigen, die diese Attacke verübt haben, und die Kräfte und Ideologien hinter ihrem Handeln“, hieß es in einer Stellungnahme.
Hat es mit Syrienkrieg zu tun?
Die rund 1,5 Millionen Einwohner zählende Stadt Gaziantep liegt unweit der Grenze zum Bürgerkriegsland Syrien. Neben der PKK operiert im Südosten der Türkei auch die IS-Miliz, die dort schon mehrfach Anschläge verübt hat.
Unklar ist, ob zwischen dem Anschlag in Gaziantep und dem Bürgerkrieg in Syrien ein direkter Zusammenhang besteht. Die kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) sind in Syrien der wichtigste Partner des Westens im Kampf gegen den IS und beherrschen Teile der Grenze zur Türkei. (dpa / dts)
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