Ankara stellt Frage nach deutscher Beteiligung an Putschversuch

Deutschland geht nicht genug gegen die Gülen-Bewegung vor, stellt die Türkei fest. Dadurch würden die Zweifel an Deutschlands Rolle bei dem Putsch größer. Und dies werde "die Frage lauter werden lassen, ob der deutsche Geheimdienst hinter dem Putsch steckte".
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Seit Wochen versucht die Türkei, auch Deutschland im Kampf gegen die Gülen-Bewegung in Stellung zu bringen.Foto: Michael Kappeler/Archiv/dpa
Epoch Times19. März 2017

Mit offenem Unmut und einem Gegenangriff hat die türkische Regierung auf die Einschätzung des Bundesnachrichtendienstes (BND) reagiert, wonach es keine Anzeichen für eine Beteiligung der Gülen-Bewegung am fehlgeschlagenen Putsch in der Türkei im vergangenen Jahr gebe.

Ein Sprecher von Präsident Recep Tayyip Erdogan hielt Deutschland am Sonntag vor, es wolle die Bewegung des islamischen Predigers „reinwaschen“.

Verteidigungsminister Fikri Isik sagte sogar, die Bemerkungen von BND-Chef Bruno Kahl würden den Fragen Auftrieb geben, ob nicht Berlin selbst an dem Putschversuch beteiligt gewesen sei.

Türkische Vorwürfe an Deutschland

Die Türkei stuft die Bewegung von Gülen, einem einstigen Weggefährten und heutigen Erzfeind von Erdogan, als terroristisch ein. Schon mehrfach wurde in Ankara der Vorwurf laut, Deutschland gehe nicht deutlich genug gegen Gülen-Anhänger vor. In der Türkei wurden seit dem Putsch-Versuch zehntausende angebliche Gülen-Anhänger inhaftiert oder aus dem Staatsdienst entlassen. Gülen, der im Exil in den USA lebt, bestreitet jegliche Verwicklung in den Putschversuch vom Juli.

BND-Chef Kahl hatte dem „Spiegel“ zu dem türkischen Putsch-Vorwurf gegen Gülen gesagt: „Die Türkei hat auf den verschiedensten Ebenen versucht, uns davon zu überzeugen. Das ist ihr aber bislang nicht gelungen.“

Er widersprach auch der Einschätzung der türkischen Regierung, die Gülen-Bewegung sei islamisch-extremistisch oder gar terroristisch: „Die Gülen-Bewegung ist eine zivile Vereinigung zur religiösen und säkularen Weiterbildung.“ Kahl bezeichnete den Putsch zudem als „willkommenen Vorwand“ für das türkische Vorgehen gegen Regierungsgegner.

Erdogans Sprecher Ibrahim Kalin sagte dem Sender CNN-Türk dazu: „Das ist eine Operation, um Fetö (türkische Bezeichnung für die Gülen-Bewegung) reinzuwaschen.“

Verteidigungsminister Isik wiederum sprach im Fernsehsender Kanal 7 von „höchst bedauerlichen Äußerungen“ des BND-Chefs. Dadurch würden die Zweifel an Deutschlands Rolle bei dem Putsch größer.

Und dies werde „die Frage lauter werden lassen, ob der deutsche Geheimdienst hinter dem Putsch steckte“. Türkische Politiker hatten bereits mehrfach gemutmaßt, dass westliche Staaten in den Umsturzversuch verstrickt gewesen sein könnten. (afp)

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