Angriffe auf Büros von Hisbollah-Bank im Libanon

Israel geht gegen die Finanzierung der Hisbollah vor. Ziel der aktuellen Angriffe sei, die Hisbollah so zu treffen, dass sie auch nach dem Krieg nicht mehr in der Lage ist, sich wieder aufzubauen und neu zu bewaffnen, wie ein israelischer Militärbeamter sagt.
Titelbild
Am 20. Oktober 2024 in den südlichen Vororten von Beirut neben einem Gebäude, das in der Nacht zuvor von einem israelischen Luftangriff getroffen wurde.Foto: Ibrahim Amro/AFP über Getty Images
Epoch Times21. Oktober 2024

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Die israelische Luftwaffe hat nach libanesischen Medienberichten Angriffe auf Büros der mutmaßlichen Finanzvertretung der pro-iranischen Hisbollah-Miliz im Libanon geflogen. Ins Visier gerieten Zweigstellen der Vereinigung Al-Kard Al-Hassan, die als eine Art Bank der Hisbollah bekannt ist.

Der israelische Armeesprecher Avichay Adraee hatte zuvor im Onlinedienst X erklärt, alle Menschen, die in der Nähe von Al-Kard Al-Hassan-Büros lebten, sollten sich in Sicherheit bringen. Laut Verteidigungsminister Joav Gallant verstärkt Israel zudem seine Angriffe entlang der Grenze zum Libanon.

Unterdessen wird heute US-Vermittler Amos Hochstein im Libanon erwartet, der sich um eine Deeskalation zwischen der Hisbollah und Israel bemüht. Auch US-Außenminister Antony Blinken wird nach Angaben von Vizepräsidentin Kamala Harris in den kommenden Tagen in den Nahen Osten reisen. „Wir brauchen ein Ende des Krieges“, sagte Harris in einem TV-Interview. Medienberichten zufolge wird Blinken am Dienstag in Israel erwartet.

Finanzierung der Hisbollah unter dem Deckmantel einer NGO

Ziel der aktuellen Angriffe auf Al-Kard Al-Hassan ist, „das Vertrauen zwischen der Hisbollah und einem großen Teil der schiitischen Gemeinschaft zu erschüttern, die diese Vereinigung als Bankensystem nutzt“, zitierte das „Wall Street Journal“ einen israelischen Geheimdienstmitarbeiter.

Einem Bericht des US-Finanzministeriums aus dem Jahr 2021 zufolge fungiert die Vereinigung unter dem Deckmantel einer Nichtregierungsorganisation (NGO) wie eine Bank der Hisbollah, die ohne Zulassung und behördliche Aufsicht Bankautomaten betreibt und Kredite vergibt.

Ein AFP-Korrespondent berichtete aus der Hafenstadt Sidon, in der Nähe des Al-Kard Al-Hassan-Büros sei Panik ausgebrochen. Aus Baalbek berichtete ein AFP-Reporter, dass Bewohner nach einer israelischen Warnung das angegebene Gebiet schnell verlassen hätten.

Die Armee nimmt ein neues Ziel ins Visier: Gebäude der «Bank der Hisbollah».

Die Armee nimmt ein neues Ziel ins Visier: Gebäude der „Bank der Hisbollah“. Foto: Hussein Malla/AP/dpa

Das Unternehmen Al-Kard Al-Hassan sei „an der Finanzierung der terroristischen Einsätze der Hisbollah gegen Israel beteiligt“, teilte Armeesprecher Adraee mit. Er gab die Lage von mehreren Gebäuden im Süden der Hauptstadt Beirut sowie in der Bekaa-Ebene bekannt, die Ziele seien.

„In den kommenden Tagen werden wir aufdecken, wie der Iran die terroristischen Aktivitäten der Hisbollah finanziert, indem er zivile Einrichtungen, Verbände und Nichtregierungsorganisationen nutzt“, sagte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari am Abend.

Den Angaben zufolge flog die israelische Luftwaffe auch Angriffe in der Nähe des einzigen Flughafens des Landes. Videos der Nachrichtenagentur AFP zeigte große Rauchschwaden, die in der Nähe des Flughafens aufstiegen.

In südlichen Vororten der libanesischen Hauptstadt wurden mindestens elf Angriffe gezählt. Weitere Angriffe gab es demnach in Hermel, Rijak und Baalbek in der Bekaa-Ebene im Osten des Landes.

Dörfer an der Grenze umkämpft

Nach Angaben von Joav Gallant verstärkt Israel auch seine Angriffe gegen Stellungen der pro-iranischen Hisbollah-Miliz im Südlibanon.

„Wir sind nicht nur dabei, den Feind zu besiegen, sondern wir zerstören ihn in allen Dörfern entlang der Grenze“, sagte Gallant am Sonntag bei einem Truppenbesuch im Norden Israels. Die israelische Militärpräsenz im Grenzgebiet sei „überwältigend für die Terroristen“.

Kurz zuvor hatten libanesische Staatsmedien gemeldet, dass die israelische Luftwaffe binnen weniger Minuten 14 Angriffe auf das Dorf Chiam an der Grenze geflogen habe.

Nachdem am 20. Oktober 2024 Raketen aus dem Südlibanon abgefeuert wurden, brennt es am Stadtrand von Rosch Pinna in Obergaliläa. Foto: Jalta Marey/AFP via Getty Images

Die Hisbollah erklärte ihrerseits am Sonntag, sie habe eine israelische Aufklärungsdrohne vom Typ Hermes 450 abgeschossen.

Wo der Abschuss erfolgte, wurde nicht mitgeteilt. Die vom Iran unterstützte Miliz im Libanon erklärte außerdem, sie habe mehrere Raketensalven auf israelische Truppen jenseits der Grenze abgefeuert.

Die israelische Armee meldete am Sonntag den Tod eines Kommandeurs im Gazastreifen „im Kampf gegen die Hamas-Terroristen“. Oberst Ahsan Daksa, der die Brigade in Dschabalija leitete, sei beim Verlassen seines Panzers von einem Sprengsatz tödlich getroffen worden, sagte Militärsprecher Daniel Hagari.

UN-Truppe zwischen den Fronten

Indes warf die UN-Friedensmission im Libanon (Unifil) Israel die absichtliche Zerstörung eines ihrer Beobachtungstürme vor.

Ein Bulldozer der Armee habe einen Zaun und den Turm einer UN-Stellung in Marwahin im Südlibanon zerstört, erklärte die Unifil am Sonntag. Die Unifil betonte, die Blauhelmsoldaten würden „trotz des Drucks, der ausgeübt wird“, auf ihren Stellungen bleiben.

In dem Konflikt zwischen der israelischen Armee und der pro-iranischen Hisbollah-Miliz im Libanon gerät die UN-Friedenstruppe verstärkt zwischen die Fronten. Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte die UNO kürzlich aufgefordert, die Mission aus dem Kampfgeschehen abzuziehen.

Nach dem Großangriff der terroristischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel vom 7. Oktober 2023 und dem dadurch ausgelösten Krieg im Gazastreifen hatte die mit der Hamas und dem Iran verbündete Hisbollah-Miliz mit permanenten Raketenangriffen auf den Norden Israels eine zweite Front gegen Israel eröffnet.

Israel beschoss in Reaktion darauf Ziele im Libanon. Seit einigen Wochen hat die israelische Armee ihre Luftangriffe im Libanon deutlich verstärkt. Zudem startete sie vor rund drei Wochen auch Bodeneinsätze im südlichen Teil des Nachbarlands gegen Hisbollah-Stellungen. (afp/dpa/red)



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