Anführer der Hamas wird wohl von eigenen Leuten zu Waffenstillstand gedrängt

Israels militärische Einsätze haben dazu geführt, dass sich die Reihen der Hamas lichten. US-Informationen zufolge steht der Anführer der Hamas unter Druck seiner eigenen Kommandeure. Diese fordern ein Abkommen zum Waffenstillstand. Und ob der Stellvertreter von al-Sinwar, Militärchef Mohammed Deif, noch lebt, ist fraglich.
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Dieser Tunnel in der Nähe des Grenzübergangs Erez wurde am 7. Oktober 2023 auch zum Angriff auf Israel genutzt.Foto: JACK GUEZ/AFP über Getty Images
Epoch Times17. Juli 2024

Die Militärbefehlshaber der Hamas im umkämpften Gazastreifen drängen einem Medienbericht zufolge nach US-Erkenntnissen ihren Anführer Jihia al-Sinwar inzwischen zu einem Waffenstillstandsabkommen mit Israel.

Das habe CIA-Direktor Bill Burns auf Basis von US-Geheimdienstinformationen auf einer Unternehmerkonferenz in den USA hinter verschlossenen Türen gesagt, zitierte der US-Sender CNN eine informierte Quelle. Demnach dürfte sich Al-Sinwar derzeit in Tunneln unter Chan Junis im Süden Gazas versteckt halten.

Al-Sinwar gilt als maßgeblicher Planer des Massakers in Israel vom 7. Oktober. Dabei wurden rund 1.200 Israelis getötet und rund 250 Menschen nach Gaza verschleppt. Der Überfall war Auslöser des Krieges.

Al-Sinwar: Schlüsselfigur im Krieg und in Verhandlungen

Al-Sinwar ist für die Hamas der wichtigste Entscheidungsträger, wenn es darum geht, ein Abkommen zu akzeptieren. Burns sagte der Quelle zufolge, Al-Sinwar sei nicht „besorgt um seine Sterblichkeit“. Er stehe aber unter Druck angesichts wachsenden Unmuts seiner Leute über das enorme Leiden, das der Krieg über die Palästinenser bringe.

Al-Sinwars eigene Befehlshaber würden ihren Anführer dazu drängen, einem auf dem Tisch liegenden Vorschlag für ein Abkommen über eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln im Austausch gegen palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen zuzustimmen, berichtete CNN. Unabhängig ließ sich das nicht überprüfen.

Für die Operationen und die Strategie der Hamas spielt Al-Sinwar eine entscheidende Rolle. Seit 2017 leitet er die Hamas im Gazastreifen. Er befürwortet die Zerstörung des jüdischen Staates und die Beendigung dessen, was die Hamas als Besetzung ganz Palästinas betrachtet. Der Hamas-Chef im Gazastreifen lehnt jede Anerkennung Israels ab und sagte: „Die Zeit, in der die Hamas über die Anerkennung Israels diskutiert hat, ist vorbei. Jetzt geht es darum, wann wir Israel auslöschen werden“.

Sinwar befürwortet nachdrücklich den bewaffneten Kampf gegen Israel als wichtigstes Mittel und verfolgte die Strategie, Israelis gefangen zu nehmen, um sie als Druckmittel für einen Gefangenenaustausch zu verwenden. Von der Regierung der Vereinigten Staaten ist er seit 2015 als Terrorist eingestuft.

Israel: Hälfte der Hamas-Führungsriege tot

Israels Armee hatte Al-Sinwars Stellvertreter, Militärchef Mohammed Deif, am Samstag bei Chan Junis angegriffen. Dutzende Menschen wurden dabei getötet. Ob Deif darunter ist, ist noch unklar.

Es sei „sehr schwer zu glauben“, dass jemand den Luftangriff überlebt habe, zitierte das „Wall Street Journal“ Yossi Kuperwasser, ehemaliger Leiter der Forschungsabteilung des israelischen Militärgeheimdienstes. Deif wird oft das „Phantom“ genannt. Der 58-Jährige soll mindestens sieben israelische Anschläge überlebt haben. Die Frage ist nun, ob er auch den achten überlebt hat. Er ist der Stellvertreter des Chefs der Hamas im Gazastreifen, Jihia al-Sinwar.

Deif ist eine zentrale Figur innerhalb der Hamas und hat maßgeblich zur Entwicklung ihrer militärischen Fähigkeiten beigetragen. Sein Tod würde die Organisation eines erfahrenen und strategisch wichtigen Anführers berauben. Zudem ist Deif nicht nur ein militärischer, sondern auch ein moralischer und symbolischer Führer.

Sein Tod hinterließe eine große strategische Lücke bei der Hamas. Der Verlust eines so wichtigen Führers könnte zu internen Machtkämpfen innerhalb der Hamas führen, da verschiedene Fraktionen um die Nachfolge und Kontrolle ringen könnten.

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben inzwischen die Hälfte der Führungsriege des militärischen Hamas-Flügels getötet. Seit Kriegsbeginn vor mehr als neun Monaten seien „etwa 14.000 Terroristen eliminiert und festgenommen“ worden, teilte das Militär mit.

Ob es sich dabei ausschließlich um Mitglieder der Hamas oder aber auch um Mitglieder anderer Terrorgruppen handelte, gab die Armee nicht bekannt. Vor Kriegsbeginn soll es nach Schätzungen des Militärs rund 30.000 Hamas-Terroristen gegeben haben.

Befreite Geisel berichtet von Folter

Der am 8. Juni bei einem Militäreinsatz Israels zusammen mit drei anderen Geiseln befreite Andrey Kozlov berichtete kürzlich in Interviews von Folter und Bestrafungen während seiner acht Monate langen Geiselhaft im abgeriegelten Gazastreifen.

Er habe geglaubt, dass seine Entführer ihn ermorden und dies filmen würden, erzählte er laut der „Times of Israel“. „In den ersten drei Monaten hatten wir Angst vor jeder Bombe, die wir hörten“, sagte der 27-Jährige. Die Entführer hätten sie dafür ausgelacht.

Neben Psychoterror habe einer der Wächter sie geschlagen und an sehr heißen Tagen mit vielen Decken zugedeckt. Der aus Russland stammende Mann war beim Terrorüberfall am 7. Oktober vom Nova-Musikfestival entführt worden, wo er als Sicherheitsmitarbeiter tätig war.

Die israelische Armee wies einmal mehr darauf hin, dass die Terrororganisation systematisch gegen internationale Gesetze verstoße, indem sie zivile Einrichtungen wie Schulen und die Bevölkerung als menschliche Schutzschilde für Terroranschläge gegen den Staat Israel missbrauche.

Nächtliche Angriffe der Hisbollah

Derweil schürt ein nächtlicher Raketenhagel der libanesischen Hisbollah auf den Norden Israels die Sorge vor dem Ausbruch eines neuen Krieges. Die proiranische Schiitenmiliz feuerte bis in die Morgenstunden Dutzende Raketen in mehreren Angriffswellen ab.

Israels Armee fing einige Raketen der Hisbollah nach eigenen Angaben ab, andere seien auf offenes Gelände gefallen. Bis zum späten Abend habe es keine Verletzten gegeben. In den frühen Morgenstunden meldete die Armee dann erneuten Raketenalarm.

Die israelische Luftwaffe griff in Reaktion auf den Raketenbeschuss Stellungen der Hisbollah im Süden des Libanon an, wie das Militär mitteilte. Keine der Angaben konnte unabhängig geprüft werden.

Israel und die Hisbollah liefern sich seit Beginn des Gaza-Kriegs nahezu täglich Gefechte. Es besteht die wachsende Sorge, dass es zu einem regelrechten Krieg kommt.

Israel will, dass sich die Hisbollah hinter den 30 Kilometer von der Grenze entfernten Litani-Fluss zurückzieht – so wie es eine UN-Resolution vorsieht.

Die Schiitenmiliz will mit dem Beschuss Israels aber erst aufhören, wenn es zu einem Waffenstillstand im Gaza-Krieg zwischen Israel und der mit ihr verbündeten radikalislamischen Hamas kommt. Danach sieht es jedoch im Moment nicht aus. Die indirekten Verhandlungen, bei denen die USA, Katar und Ägypten vermitteln, sollen in dieser Woche in Doha oder in Kairo fortgesetzt werden.



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