Amoklauf von Örebro: Was wissen wir über den Schützen?
Der mutmaßliche Schütze in Örebro, Schweden, hat auf die Polizeibeamten geschossen, die zuerst an der Schule für Erwachsenenbildung eintrafen. Als sie ihn erreichten, war er bereits tot – man geht davon aus, dass er sich das Leben genommen hat.
Laut den Einsatzkräften wurden auf sie am Campus Risbergska am Dienstag, 4. Februar, geschossen, doch sie erwiderten das Feuer nicht. „Wenn man beschossen wird, dringt man weiter in den Raum vor und trifft schließlich die Person, die auf einen geschossen hat. Wahrscheinlich hat er sich selbst erschossen“, sagte Roberto Eid Forest, Leiter des örtlichen Polizeireviers in Örebro, auf einer Pressekonferenz am Mittwoch.
Nach der Schießerei wurden mindestens elf Tote bestätigt. Nach Angaben der Polizei ist es noch nicht gelungen, alle Toten zu identifizieren.
Mindestens sechs Personen, alle Erwachsene, liegen wegen Schussverletzungen im Krankenhaus. Berichten zufolge wurden sie an den Beinen oder Armen getroffen. Eine weitere Person wird auf der Lungenstation wegen Rauchvergiftung behandelt.
„Alle sind stabil“, sagte Jonas Claesson, Direktor für Gesundheit und medizinische Versorgung in der Region Örebro.
Sechs Polizeibeamte mussten wegen Rauchvergiftung ins Krankenhaus gebracht werden.
Er appelliert erneut an die Bevölkerung, keine unbestätigten Gerüchte oder Informationen zu verbreiten. „Gerüchte und Spekulationen schaffen nur Unruhe in einer ohnehin schon unruhigen Zeit.“
Bericht: Schütze mit Waffenlizenz und nicht vorbestraft
Die Tatsache, dass es mehr Tote als Verletzte gibt, sagt laut Polizeipräsident Lars Wirén etwas über den Täter aus. „Es deutet auf einen motivierten Täter hin, der dieses Ziel vor Augen hatte, der auch die Fähigkeit dazu hatte“, sagt er. Nach Angaben der Polizei deutet noch alles auf einen Einzeltäter hin, der ohne ideologisches Motiv gehandelt habe. „Aber das könnte sich ändern. Wir arbeiten daran, herauszufinden, was das Motiv ist“, sagte Wirén.
Laut einem Bericht des Fernsehsenders TV4 durchsuchte die Polizei noch am Dienstag das Haus des mutmaßlichen Schützen in Örebro. Der Mann sei etwa 35 Jahre alt, habe eine Waffenlizenz und sei nicht vorbestraft. Die Zeitung „Aftonbladet“ berichtete unter Berufung auf Familienangehörige, dass der Mann zurückgezogen gelebt habe. Er sei arbeitslos und habe sich von seiner Familie und seinen Freunden distanziert.
Die Zeitung berichtete weiter, der Mann sei vor längerer Zeit an der Schule angemeldet gewesen. Seit 2021 habe er jedoch nicht mehr am Unterricht teilgenommen. Laut „Aftonbladet“ bewaffnete er sich zum Tatzeitpunkt mit drei Gewehren und einem Messer. Er soll die Waffen in einem Gitarrenkasten versteckt haben und mit einer Art Soldatenuniform bekleidet gewesen sein, wie das Blatt unter Berufung auf Polizeikreise weiter berichtete.
Polizei: Lange gedauert, bis alles durchsucht und sichergestellt war
Der Alarm wurde gegen 12:30 Uhr ausgelöst, aber die Polizei erklärte, dass die Gefahr in der Schule bereits fast zwei Stunden später schon vorüber war. Ein Bus mit Polizeischülern sowie Einsatz- und Verkehrspolizisten war als erste vor Ort, schreibt „Polistidningen“.
Auf die Frage, wie lange es dauerte, bis die Polizei am Tatort eintraf, sagte Forest: „Ich weiß es nicht genau, aber meine Information ist, dass wir schnell vor Ort waren. Die Schule hat ein sehr großes Gelände, es hat sehr lange gedauert, bis wir alles durchsucht und sichergestellt hatten, dass es keine weiteren Opfer gab.“
Die Polizei bittet nun um Film- und Fotoaufnahmen von dem Vorfall. „Wenn Sie gestern in der Schule waren, würden wir gerne mit Ihnen sprechen“, sagte Forest.
Schülerinnen und Schüler berichteten, sie hätten Schüsse und Schreie gehört. „Wir haben uns angesehen und nicht wirklich verstanden, was vor sich ging“, sagte die 19-jährige Schülerin Isabella Hatidou. „Es gab viel Geschrei und Panik, aber wir haben versucht, ruhig zu bleiben.“
„Ich habe ein paar Körper auf dem Boden liegen sehen. Ich weiß nicht, ob sie tot oder verletzt waren“, sagte die 16-jährige Linn.
Gedenkgottesdienst mit Königspaar in Örebro
Vor Ort zündeten Menschen Kerzen an und legten Blumen nieder. Immer wieder kamen am Mittwoch Menschen vorbei, um den Opfern ihren Respekt zu erweisen.
König Carl XVI. Gustaf und Königin Silvia besuchten am Nachmittag gemeinsam mit Regierungschef Kristersson das rund 200 Kilometer westlich von Stockholm gelegene Örebro. In unmittelbarer Nähe zum Tatort legten sie Blumen nieder. „Wir sind sehr geschockt“, sagte der König. Er und seine Frau seien in Gedanken „bei all jenen, die jetzt eine schwierige Zeit haben – sie sind nicht allein.“
Kristersson hatte sich bereits unmittelbar nach der Tat geschockt gezeigt: „Dies ist die schlimmste Massenerschießung in der schwedischen Geschichte“, sagte er. Viele Fragen seien derzeit noch unbeantwortet. „Aber irgendwann werden wir wissen, was passiert ist, wie es passieren konnte und welche Motive dahinter stecken könnten.“
Nach dem Besuch des Tatorts nahmen Kristersson, das Königspaar und mehrere Minister an einem Gedenkgottesdienst in Örebro teil. Die Zeremonie in der voll besetzten Kirche begann mit einer Schweigeminute. Vertreter unterschiedlicher konfessioneller Gruppen zündeten Kerzen an.
Am Königspalast, Parlament und den Regierungsgebäuden in Stockholm hingen die Flaggen auf halbmast.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sandte Kristersson ein Kondolenztelegramm und wünschte den Verletzten „schnelle und umfassende Genesung“.
Angriffe auf Schulen kommen in Schweden äußerst selten vor. Das Land erlebt allerdings zunehmend Schießereien und Bombenanschlägen im Zusammenhang mit Bandengewalt. Dabei sterben jedes Jahr dutzende Menschen.
Der Artikel erschien im Original auf der Website der Epoch Times Schweden unter dem Titel „Polisen: Skytten hittades död i skolan“. (deutsche Bearbeitung er)
(Mit Material der Nachrichtenagenturen)
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