Amnesty: US-geführte Truppen setzen in Mossul Leben von Zivilisten aufs Spiel
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat den irakischen Streitkräften und der US-geführten internationalen Militärkoalition vorgeworfen, bei den Kämpfen um die irakische Stadt Mossul das Leben von Zivilisten nicht ausreichend zu schützen und damit gegen internationales Recht zu verstoßen.
„Sowohl die Luftangriffe der US-geführten Koalition als auch die Gefechte am Boden zwischen der irakischen Armee und IS-Kämpfern haben in den letzten Monaten zu einer erschütternden Zunahme an zivilen Opfern geführt“, erklärte Amnesty am Dienstag.
„Die hohe Zahl ziviler Opfer lasse vermuten, dass die an der Offensive in Mossul beteiligten Koalitionsstreitkräfte keine ausreichende Vorsorge treffen, dass zivile Tote vermieden werden“, kritisierte Amnesty. Das sei ein „eklatanter Verstoß gegen internationales humanitäres Recht“.
Amnesty habe dokumentiert, dass im Kampf um Mossul hunderte von Zivilistinnen und Zivilisten bei Luftschlägen in ihren Häusern oder an vermeintlich sicheren Orten getötet wurden. Die irakische Regierung habe sie zuvor aufgefordert, an Ort und Stelle zu bleiben und nicht zu fliehen, wie Überlebende und Augenzeugen berichtet hätten, heißt es in dem Bericht weiter.
In zahlreichen Fällen hätten Überlebende und Nachbarn den Berichterstattern erzählt, dass sich Kämpfer der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in bei zerstörten Häusern befanden oder sich in benachbarten Gebäuden verschanzt hätten, die nicht Ziel der Angriffe waren.
Bei US-geführten Luftangriffen seien „ganze Häuser mit vollständigen Familien darin zerstört“ worden, sagte Donatella Rovera, die für Amnesty vor Ort in Mossul Fakten sammelt und Augenzeugenberichte dokumentiert. „Die Tatsache, dass die irakischen Behörden Zivilisten wiederholt geraten haben, in ihren Häusern zu bleiben statt aus dem Gebiet zu fliehen, belegt, dass die Koalitionsstreitkräfte gewusst haben müssen, dass diese Angriffe wahrscheinlich zu einer erheblichen Anzahl an zivilen Opfern führen würden. Übermäßige Angriffe und wahllose Angriffe verletzen internationales humanitäres Recht und können Kriegsverbrechen sein.“
Bei Luftangriffen in West-Mossul waren nach Angaben der irakischen Behörden in den vergangenen Tagen dutzende Bewohner getötet worden. Manche Regierungsvertreter und Zeugen sprachen sogar von hunderten zivilen Opfern. In dem Amnesty-Bericht ist von 150 Menschen die Rede, die Berichten zufolge am 17. März im Jadida-Viertel in West-Mossul getötet worden seien.
Das irakische Verteidigungsministerium leitete eine Untersuchung ein. Einige der Opfer wurden womöglich bei einem Luftangriff der US-geführten Anti-IS-Koalition getötet. Am Samstag räumte das Bündnis Luftangriffe in West-Mossul ein und kündigte ebenfalls eine Untersuchung an.
Die Offensive zur Rückeroberung der zweitgrößten irakischen Stadt von den Dschihadisten hatte Mitte Oktober mit Unterstützung der von den USA angeführten Militärkoalition begonnen. Nach der Einnahme von Ost-Mossul im Januar begann im Februar der Angriff auf den Westteil der Stadt. Dabei wurden der Sitz der Regionalregierung, das Mossul-Museum und der Bahnhof zurückerobert.
Am Montag unternahmen die irakischen Regierungstruppen einen neuen Anlauf zur Rückeroberung der Altstadt. Dabei stoßen die Truppen auf erheblichen Widerstand der Dschihadisten, die beschuldigt werden, Zivilisten als menschliche Schutzschilde einzusetzen. Nach UN-Angaben sind allein in der Altstadt rund 400.000 Menschen eingeschlossen. Der Fall von Mossul, die letzte große Bastion des IS im Irak, wäre ein schwerer Rückschlag für die Dschihadisten. (afp)
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