Amnesty International legt Todesstrafenstatistik für 2008 vor
„Enthaupten, Erhängen, Erschießen, Steinigen, der elektrische Stuhl und die Giftspritze haben im 21. Jahrhundert keinen Platz,“ sagt Oliver Hendrich, Anti-Todesstrafen-Experte von Amnesty. 2008 sind mindestens 2.390 Menschen in 25 Ländern durch eine dieser Hinrichtungsarten getötet worden. China war für über 70 Prozent aller weltweiten Exekutionen verantwortlich. Zu diesem Ergebnis kommt Amnesty in ihrem jährlichen Todesstrafenbericht. Trotz dieser erschreckenden Zahlen zeichnet sich ein positiver Trend ab.
2008 haben Usbekistan und Argentinien die Todesstrafe aus ihren Gesetzen verbannt und damit den Weg hin zu einer Welt ohne Todesstrafe fortgesetzt: Weltweit sind es inzwischen 138 Staaten, die die Todesstrafe per Gesetz abgeschafft haben oder in der Praxis nicht mehr anwenden. Amnesty begrüßt diese positive Entwicklung. „Doch jede Hinrichtung ist eine zuviel und noch sprechen zu viele Staaten – oft nach unfairen Strafprozessen – Todesurteile aus,“ so Amnesty-Experte Oliver Hendrich.
Auch 2008 waren wieder nur einige wenige Staaten für den Großteil der Hinrichtungen verantwortlich. Asien bleibt in dieser traurigen Bilanz weiter an der Spitze: China hat im Verlauf des letzten Jahres mindestens 1.718 Menschen hingerichtet – wobei die Dunkelziffer vermutlich um ein Vielfaches höher liegt. An zweiter Stelle rangiert der Iran (346) vor Saudi-Arabien. Der Iran war 2008 auch der einzige Staat, der Minderjährige hingerichtet hat. Obwohl Internationale Menschenrechtsverträge es verbieten, Todesurteile gegen StraftäterInnen zu verhängen, die zur Tatzeit das 18. Lebensjahr noch nicht erreicht hatten, sind acht Minderjährige in Iran exekutiert worden.
Auf dem amerikanischen Kontinent sind die USA das einzige Land, das regelmäßig Hinrichtungen vollstreckt. Allerdings rücken auch die Vereinigten Staaten weiter von der Todesstrafe ab: Als 15. US-Bundesstaat setzte New Mexico am 18. März 2009 einen Schlussstrich unter das staatliche Töten. Außerdem wurden 2008 so wenige Menschen in den USA hingerichtet wie seit 1995 nicht mehr.
Belarus (Weißrussland) ist der letzte Staat in Europa, der regelmäßig hinrichtet. „Die Todesstrafe ist eine grausame, erniedrigende und in höchstem Maße unmenschliche Strafe. Damit muss auch in Europa endlich Schluss sein,“ forderte Oliver Hendrich.
Dennoch ist festzuhalten, dass 2008 von den 59 Staaten, die die Todesstrafe noch praktizieren, nur 25 tatsächlich auch Gefangene hingerichtet haben. Dies deutet auf den wachsenden internationalen Konsens darüber hin, dass die Todesstrafe mit grundlegenden Menschenrechten unvereinbar ist. Das zeigt sich auch an der im Dezember 2007 verabschiedeten Resolution der UN-Generalversammlung, die auf einen weltweiten Hinrichtungsstopp drängt.
Trotz aller positiven Entwicklungen bleiben weiterhin große Herausforderungen bestehen. Denn auch 2008 haben 52 (2007: 51) Staaten insgesamt 8.864 (3.347) Menschen zum Tode verurteilt. (rls)
http://www.amnesty.de/todesstrafe-2009
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