Als erstes Land der Welt: Finnland beginnt mit Vogelgrippe-Impfungen für Menschen

Finnland ist der erste EU-Mitgliedstaat, der gegen das Vogelgrippevirus H5N1 impfen lässt. Das Vakzin der Firma CSL Seqirus wurde von einer Gruppe europäischer Länder bestellt. Deutschland gehört nicht zu den Unterzeichnern, kann aber auf eigene Initiative Impfstoff bestellen.
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Eine Biologielaborantin des Landesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit in Oldenburg untersucht Proben aus der Geflügelmast auf das Virus der H5N8-Variante.Foto: Carmen Jaspersen/dpa
Epoch Times26. Juni 2024

Als erstes Land der Welt will Finnland seine Bürger gegen die Vogelgrippe impfen lassen. Wie die finnische Gesundheitsbehörde am Dienstag, 25. Juni, mitteilte, wird die Impfkampagne nächste Woche beginnen. Die Impfung gegen H5N1 soll vor allem Arbeitern angeboten werden, die mit Tieren in Kontakt kommen.

„Der Impfstoff ist für Personen ab 18 Jahren bestimmt, die aufgrund ihrer Arbeit oder anderer Umstände ein erhöhtes Risiko haben, sich mit der Vogelgrippe zu infizieren“, so die Behörde.

Der Impfstoff für Finnland wurde von einer Gruppe europäischer Länder bestellt. Es handelt sich um 665.000 Impfdosen. Die EU-Beschaffungsbehörde hat im Namen von 15 Staaten einen entsprechenden Vertrag mit dem britischen Pharmaunternehmen CSL Seqirus unterzeichnet. Die ersten Impfdosen gegen das H5N1-Virus gehen nach Finnland.

Die Bedrohung der Bevölkerung durch die Vogelgrippe sei zwar noch gering, erklärte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides Mitte Juni, „aber wir müssen Menschen schützen, die einem höheren Risiko ausgesetzt sind“. Neben Beschäftigten in der Geflügelindustrie und in der Landwirtschaft sollen sich auch Tierärzte impfen lassen können.

Die jetzt vereinbarten Impfstofflieferungen können laut Vertrag in den kommenden vier Jahren um bis zu 40 Millionen weitere Dosen aufgestockt werden. Deutschland gehört im Gegensatz zu Finnland und Frankreich nicht zu den Unterzeichnern, die EU-Länder können aber auch auf eigene Initiative Impfstoff bestellen. „Wir sind bereit, weitere Maßnahmen zu ergreifen, sollte sich die Situation in Zukunft ändern“, betonte EU-Kommissarin Kyriakides.

Ausbreitung der Vogelgrippe

Der H5N1-Stamm der Vogelgrippe zirkuliert seit Jahrzehnten unter Vögeln. In jüngster Zeit ist das Virus auch auf andere Tierarten übergesprungen, darunter Rinder.

Auch die USA sind von der Ausbreitung der Vogelgrippe betroffen. In diesem Jahr wurden in den Vereinigten Staaten drei Infektionen bei Menschen bestätigt, während es in Finnland derzeit keine bestätigten Fälle bei Menschen gibt. Dennoch wollen die finnischen Behörden mit Impfungen beginnen, um eine mögliche Ausbreitung einzudämmen.

Die Bedingungen in Finnland seien anders als in anderen Ländern, „weil wir Pelztierfarmen haben, in denen die Tiere mit Wildtieren in Kontakt kommen können“, sagte Hanna Nohynek, Leiterin der finnischen Abteilung für Infektionskontrolle und Impfstoffe.

Sollten sich Infektionen beim Menschen bestätigen, würde der Impfstoff auch Personen angeboten, die in engem Kontakt mit Patienten stehen.

Ausbruch auf Pelztierfarmen

Im Juli 2023 meldeten Pelztierfarmen in Finnland einen Ausbruch bei gezüchteten Füchsen, Nerzen und Waschbären. Nach einem früheren Ausbruch in Spanien war dies erst der zweite bekannte Ausbruch in Pelztierfarmen. Rund 485.000 Tiere mussten in Finnland getötet werden, um das Übertragungsrisiko zu verringern.

„Letztes Jahr war die Situation sehr alarmierend“, sagt Nohynek Anfang Juni laut „Euractiv“. „Dieses Jahr war es ruhiger, aber wir wissen aus den USA, dass das Virus immer noch da ist, also wollen wir diejenigen schützen, die mit Tieren arbeiten, die betroffen sein könnten.“

Die Behörde für die Vorbereitung auf gesundheitliche Notfälle (HERA), die 2021 auf EU-Ebene eingerichtet wurde, hat die Vogelgrippe als vorrangige Bedrohung eingestuft.

Der Impfstoff wird zum ersten Mal eingesetzt.

Auch USA bestellen Impfstoffe

Die US-Regierung hat inzwischen rund fünf Millionen Dosen des von CSL hergestellten Impfstoffs bestellt. Der Impfstoff soll bis Ende des Sommers ausgeliefert werden.

Im Gegensatz zu Finnland hat die US-Regierung noch keine konkreten Pläne, mit der Impfung von Landarbeitern oder anderen Personen zu beginnen.

Dawn O’Connell, Leiterin der US-Behörde für Bereitschaft und Reaktion (ASPR), sagte im Mai, Regierungsbeamte würden die Durchführung von Impfungen „sorgfältig prüfen“. Seitdem hat die Regierung keine offiziellen Ankündigungen zu diesem Thema gemacht.

Robert Johnson, Direktor des ASPR-Programms für medizinische Gegenmaßnahmen, wurde am Dienstag, 25. Juni, in einem Telefongespräch mit Reportern nach dem Beginn der Impfkampagne in Finnland gefragt. Johnson sagte, das ASPR und die US-Gesundheitsbehörde CDC seien sich einig, dass H5N1 derzeit ein geringes Risiko für die öffentliche Gesundheit darstelle.

„Weitere Überlegungen oder Entscheidungen über den Impfstoff erfordern weitere Diskussionen innerhalb der US-Regierung“, sagte Dr. Demetre Daskalakis, ein CDC-Beamter, gegenüber Reportern.

In einem am Dienstag veröffentlichten Strategiepapier zur Bekämpfung einer Grippepandemie heißt es, Impfstoffe könnten eingesetzt werden, bevor ein Ausbruch beginnt, und Immunreaktionen gegen ein breites Spektrum von Grippeviren ermöglichen, um die Bevölkerung vor einer Pandemie gegen H5Nx-Viren zu schützen.

Die Behörden unterstützen die Erprobung mehrerer experimenteller Grippeimpfstoffe, darunter zwei selbstverstärkende RNA-Impfstoffe gegen H5N1. Auch Pfizer und Moderna führen mit den US-Behörden Gespräche über mRNA-Impfstoffe gegen H5N1. Die beiden Pharmaunternehmen haben auch zwei weit verbreitete COVID-19-Impfstoffe entwickelt.

Obwohl in den USA kürzlich drei Landarbeiter positiv auf H5N1 getestet wurden, betonen die US-Behörden, dass die Krankheit vermutlich von Kühen stammt und es bisher keine Hinweise auf eine Übertragung von Mensch zu Mensch gibt. (zk)

(Mit Material von der US-Ausgabe der Epoch Times und den Nachrichtenagenturen)



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