Allein reisen leicht gemacht: Sieben Tipps für Solo-Traveller
„Der kürzeste Weg, um sich selbst zu erreichen, ist um die Welt“, so ein Zitat des Schriftstellers und Philosophen Hermann Keyserling. Dass immer mehr Menschen Soloreisen als Möglichkeit einer Reise zu sich selbst sehen und dass dies Grund und Motivation für ihren Alleintrip ist, zeigen als Trend auch die Umfragen des Onlinereisebüros Opodo.
Demnach sehen 32 Prozent der Befragten (Ende 2023) eine Soloreise als Möglichkeit, sich selbst besser kennenzulernen. 2019, vor der Corona-Zeit, waren es gerade mal 21 Prozent. Ein möglicher Grund: Die Corona-Zeit und der damit verbundene Lockdown haben Zeit gegeben, uns mit uns selbst zu beschäftigen und die Fragen „Wer bin ich?“ und „Was will ich?“ haben noch einmal einen viel größeren Stellenwert bekommen.
Das scheint vor allem für weibliche Befragte ein wichtiger Punkt zu sein: Fast 40 Prozent sehen im Solo Travel die Reise zum eigenen Selbst.
Hotels und Restaurants: Mehr Alleinreisende denn je
Einer der angegebenen Hauptgründe für das Alleinreisen ist, dass die Solo-Traveller sich absolut frei bewegen können und in ihrer Urlaubswahl keinerlei Kompromisse eingehen müssen.
Das bestätigten 2023 ganze 35 Prozent der Befragten. Aber auch die Möglichkeit, neue interessante Menschen kennenzulernen, lag bei beiden Umfragen hoch im Kurs (2019: 28 Prozent, 2023: 29 Prozent).
Neben dem Alleinreisen erfreuen sich auch Solorestaurantbesuche wachsender Beliebtheit. Eine Studie von Kayak und OpenTable zeigt deutliche Zuwächse bei Solotrips und Einzel-Dining. Demnach hat sich der Anteil der Alleinreisenden in den vergangenen fünf Jahren um 10 Prozent erhöht. Solorestaurantbesucher verzeichneten gegenüber dem Vorjahr sogar einen Anstieg von 18 Prozent. Über 80 Prozent der Befragten haben bereits Soloreise-Erfahrungen gesammelt, wobei 62 Prozent mehrmals jährlich allein unterwegs sind.
Ego-Trip? 100 Länder im Alleingang bereist
Einer, der schon seit Jahren weltweit auf Solopfaden unterwegs ist und 100 von insgesamt 140 bereisten Ländern allein besucht hat, ist Epoch-Times-Autor Tim Johnson. Der Reisejournalist und Globetrotter verrät seine sieben besten Tipps für Alleinreisende, weiß aber auch um den Zwiespalt, der mit dem Alleinreisen verbunden sein kann:
„Für viele ist diese Aussicht entweder ein Traum – oder ein Albtraum. Einerseits stellt man sich vor, dass man frei und ungebunden ist und ohne Zwänge durch die Welt reist. Sie brauchen niemanden mehr zu konsultieren. Tun Sie einfach, was Sie wollen!“
Andererseits bekämen manche Menschen ein trauriges Bild der Einsamkeit bei dem Gedanken, dass es niemanden gibt, mit dem man seine Erlebnisse und besonderen Erinnerungen direkt teilen kann.
Zwar haben moderne Technologien auch beim Reisen vieles vereinfacht, doch mit sich selbst konfrontiert zu sein, wird niemand umgehen können. Auch, oder gerade wenn man allein reist, geht nichts über eine gute Vorbereitung.
Allein zu reisen, ist für viele Menschen eine besondere Erfahrung – eine Möglichkeit, neue Orte zu erkunden und gleichzeitig sich selbst besser kennenzulernen. Doch es erfordert auch Mut und – wie gesagt – gute Vorbereitung, um die Zeit allein in vollen Zügen genießen zu können.
Gerade für diejenigen, die bislang nie allein unterwegs waren, gibt es ein paar Dinge, die es zu beherzigen gilt, um eine tolle Zeit zu haben.
Die sieben besten Tipps für Alleinreisende
Hier sieben Tipps des Weltenbummlers, die hilfreich sein können, Soloreisen um die Welt zu genießen und das Beste aus dem Abenteuer herauszuholen.
1. Sorgfältige Planung, aber flexibel bleiben
Wenn man allein unterwegs ist, fehlt das zweite Paar zusätzlicher Augen, um die richtige Straße, das gesuchte Restaurant oder die U-Bahn-Haltestelle für das Hotel zu finden – es ist also hilfreich, selbst sehr sorgfältig im Voraus zu planen.
Bevor man mit dem Smartphone unterwegs war, dienten Karten und Reiseführer wie Lonely Planet – im Reiseverlauf zunehmend mit zahlreichen Eselsohren – der Orientierung. Auch wenn die Technik vieles einfacher gemacht hat, lohnt es sich immer noch, sich vorher Überblick und Orientierung zu verschaffen. Auf diese Weise weiß man genau, wo man hinwill und wie man dort hinkommt, wenn man sich auf den Weg macht.
Eine gute Reiseplanung ist unerlässlich, um sich in unbekannten Gegenden sicher und wohl zu fühlen. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, lokale Bräuche und Transportmöglichkeiten sind hierbei genauso wichtig wie die Do’s und Don’t do’s.
2. Es langsam angehen lassen
Wer den Mount Everest erklimmen will, beginnt in der Regel mit kürzeren Wanderungen und ersteigt erst einmal kleinere Gipfel, bis sich die physische und auch psychische Bereitschaft einstellt.
Das Gleiche gilt für Soloreisen. Bevor man eine ausgedehnte, mehrere Länder umfassende Südostasienreise antritt, bietet sich ein Testlauf an: Das könnte ein kurzer Besuch (ein oder zwei Tage) in einem nahe gelegenen Naturpark sein oder eine Wandertour in der Nähe der Heimatstadt.
Nach so einer Erfahrung stellen sich die Fragen: Wie ist es, auf sich allein gestellt zu sein? Gefällt es? Welche Anpassungen sollten vorgenommen werden?
Der Tipp des Globetrotters: Fangen Sie klein an, bevor Sie groß rauskommen.
3. Setzen Sie sich an die Bar!
Genauso wie allein zu reisen, ist allein zu essen für viele Menschen zunächst einmal eine ungewöhnliche, wenn nicht sogar unangenehme Erfahrung. Essen wird oft als eine soziale Aktivität wahrgenommen, das entfällt bei Alleinreisenden. Allerdings: Gut versorgt mit Kindle, Buch oder Smartphone kann die Wartezeit für Planungen oder Lesen genutzt werden.
Oft sitzt man auch mit anderen Travellern am Tisch, so man will. Alternativ kann man sich auch an die Bar setzen, wo man in der Regel auch essen kann und leichter ins Gespräch kommt. Was einem selbst im ersten Moment befremdlich vorkommt, ist Usus: Barpersonal merkt oft gleich, ob man reden will und gibt oft lokale Insider-Tipps.
4. Mit anderen in Kontakt treten
Allein zu reisen bedeutet nicht immer allein zu sein. Ausflüge und viele Aktivitäten wie Kochkurse können dabei helfen, mit anderen in Kontakt zu kommen. Oft bieten lokale Reiseagenturen Gruppenreisen an – viele davon richten sich speziell an Alleinreisende, aber in den meisten Gruppen sind eh ein paar andere Solo-Traveller dabei.
Solche Konstellationen ermöglichen den Luxus, so unabhängig zu sein, wie man will, vor allem bei Abenteuern am Tag – und dabei die Gewissheit zu haben, dass man später in Gemeinschaft etwas essen oder trinken kann, so man will.
Allein zu reisen heißt also nicht, 24 Stunden, 7 Tage die Woche auf sich gestellt zu sein.
5. Es muss nicht (so) teuer sein
In gewisser Weise sind Alleinreisen von Natur aus teurer. Denn wer mit einem Freund reist und sich die Kosten für ein Hotelzimmer teilt, zahlt die Hälfte. Inzwischen gibt es jedoch viele günstige Angebote.
Kreuzfahrtschiffe verzichten oft auf den berüchtigten Einzelzimmerzuschlag, vor allem auf Reisen, bei denen die Kabinen nicht gut verkauft werden. Ein „Einzelzimmerzuschlag“ ist als Filter bereits in viele Buchungssysteme integriert, sei es von Kreuzfahrten oder bei Hotelbuchungen.
Einige Hotels, vor allem in Europa, bieten kleinere Einzelzimmer mit einem Preisnachlass gegenüber den regulären Unterkünften an.
6. Nehmen Sie sich einen Hoteltag
Eine ganze Reise lang allein zu sein, kann erstaunlich anstrengend sein, so Weltenbummler und Solo-Traveller Johnson: „Schließlich ist niemand an Ihrer Seite, mit dem Sie Ihre Erlebnisse in Echtzeit – sprich unmittelbar – teilen können.“
Sei es der Frust, wenn der letzte Flug des Tages Verspätung hat oder die Klimaanlage im Hotelzimmer ausfällt, weiß Johnson. „Es gibt auch niemanden, der Sie an den Erfolgen teilhaben lässt, wie beispielsweise an der Beförderung in eine Suite.“ Was tun zum Ausgleich?
„Manchmal, besonders auf langen Reisen, nehme ich mir einen Tag Zeit, um zu entspannen und neue Energie zu tanken. Ich verlasse die komfortable Enge des Hotels nicht. Einmal, nach tagelangem Aufenthalt in Tokio, als ich mich in die U-Bahnen zur Rushhour quetschte, durch die Menschenmassen an den Zebrastreifen watete und zu jedem Zeitpunkt von Millionen Menschen umgeben war, beschloss ich, drinnenzubleiben. Ich hatte ein schönes Zimmer im Shangri-La, also setzte ich mich an den Pool und las ein Buch. Dann ließ ich mich im Spa massieren, gefolgt von Zimmerservice und einem schlechten Film. Pure Glückseligkeit. Es war ein Tag, an dem ich die Einsamkeit genoss und mich nicht gezwungen fühlte, mit jemandem zu reden.“
Das heißt auch, Alleinreisende können absolut selbstbestimmt entscheiden: Niemand muss sich durch den x-ten Tempel schleppen, wenn er nicht möchte. Warum nicht einfach den ganzen Tag am Strand rumhängen, wenn einem danach ist?
Allein Urlaub zu machen, kann auch der ultimative Genuss sein, wenn man zu schätzen weiß, dass man sich treiben lassen kann. Das heißt im Gegenzug aber auch, dass man sich selbst um alles kümmern muss. Wer selbst kein Hotel bucht, Öffnungszeiten checkt oder Wasser kaufen geht, für den wird es kein anderer tun.
7. Sicherheit und sicher sein: Safety first
Laut alleinreisendem Tim Johnson ist der wichtigste Punkt von allen: „Wenn Sie allein reisen, hält Ihnen niemand den Rücken frei. Suchen Sie also nach Ratschlägen vor Ort und vertrauen Sie ihnen.“
Der Reisejournalist bemüht hierfür ein Beispiel aus Südafrika, wo er auf Anraten des Hotelpersonals selbst für ein paar Meter ein Uber nahm, statt den Weg zur nur ein paar Blocks entfernten Bar zu Fuß zu laufen – aus Sicherheitsgründen. Sein Fazit „Wie immer gilt: Vorsicht ist besser als Nachsicht.“
Anstatt dass einen „Was wäre, wenn“-Gedanken beim Alleinreisen nicht überwältigen, kann man lieber ein paar Vorbereitungen treffen und jemandem Bescheid geben, wann und wohin man reist.
Auf sich selbst gestellt zu sein, ist auch eine gute Gelegenheit, auf sein Bauchgefühl zu hören: Wenn es dir sagt, dass etwas nicht stimmt, hör darauf!
Immer Plan B in der Tasche!
Habe immer einen Plan B in der Tasche. Es ist sinnvoll, Fotos oder Kopien der wichtigsten Dokumente an einem sicheren Ort abzuspeichern.
Zum Beispiel wäre eine Cloud-Lösung wie etwa Dropbox oder ein E-Mail-Postfach ein praktischer Speicherort, auf den jederzeit Zugriff möglich ist. Gut ist auch, sicherheitshalber, etwas Bargeld für alle Eventualitäten zur Seite zu legen.
Dein Freund, das Netz!
Eine der nützlichsten Erfindungen für Alleinreisende ist wohl das Internet: Mit Freunden und der Familie in Kontakt bleiben, dabei neue Kontakte knüpfen, Tipps zum Reiseziel herausfinden und natürlich auch das Ganze jederzeit online buchen.
Google weiß mittlerweile auf fast alles eine Antwort, Facebook hat in fast jedem Ort lokale Gruppen, denen man beitreten und sich Tipps holen kann.
Es lohnt sich, digital mit Kindle, Ersatzhandy und lokalen SIM-Karten präpariert zu sein, und ansonsten mit leichtem Gepäck zu reisen. Denn: Wo auch immer die Reise hingeht, das Gepäck oder einen Großteil davon wird man wohl die meiste Zeit herumschleppen. Allein.
Also all die Sachen, von denen man glaubt, dass man sie während der Reise vielleicht irgendwann einmal brauchen wird, am besten einfach zu Hause lassen, man wird sie höchstwahrscheinlich eh nicht benutzen.
Garantiert gibt es einen Grund für die Reiseweisheit, nur halb so viel Gepäck mitzunehmen, aber doppelt so viel Geld.
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