Aktivisten erinnern an Opfer des Tiananmen-Massakers und das „brutale“ Erbe der KPC
Als die Truppen in Peking einmarschierten und die chinesischen Behörden über Lautsprecher alle aufforderten, zu Hause zu bleiben, tat Yuan Hongbing das Gegenteil und stürzte sich mitten ins Geschehen.
Inmitten von Schreien, Schüssen und Panzern rannte Yuan zwischen Krankenhäusern und dem Platz des Himmlischen Friedens hin und her und trug die Verletzten auf seinem Rücken.
Am Rande des Platzes jagten Militärpanzer mehrere fliehende Studenten und schleuderten ihre Körper gegen einen Metallzaun am Straßenrand.
Einer von ihnen hielt selbst im Tod noch mit beiden Händen eine Fahne fest.
Das herausspritzende Blut klang lauter als die dröhnenden Panzermotoren, sagte Yuan, dessen eigenes Hemd mit dem Blut der Menschen getränkt war, die er zu retten versuchte.
„Das ist die Brutalität der KPC“, sagte er gegenüber The Epoch Times, wobei er das Akronym für die Kommunistische Partei Chinas (KPC) verwendete.
35 Jahre sind seit jener blutigen Nacht vergangen, die heute als Tiananmen-Massaker bekannt ist. In jener Nacht eröffnete das Regime das Feuer auf unbewaffnete Studenten, die das kommunistische China in Richtung Offenheit und Demokratie lenken wollten.
Die Zahl der Todesopfer wird auf Hunderte bis Tausende geschätzt.
Widerstand trotz Zensur
Yuan war damals Juraprofessor an der Universität Peking. Das Regime inhaftierte ihn ein halbes Jahr für seinen Aktivismus. Danach ist er aus China geflohen.
Viele andere Überlebende erlitten Vergeltungsmaßnahmen und verloren ihre Karrieren. Die chinesische Polizei überwachte sie.
Der Vorfall ist auch heute noch eines der am stärksten zensierten Themen in China. Die Behörden halten Aktivisten fest oder stellen sie vor dem Jahrestag unter Hausarrest, um ein öffentliches Gedenken zu verhindern.
Auch im Internet wird nach Stichworten im Zusammenhang mit den Geschehnissen gesucht.
Im Oktober 2023 wurden Bilder, die zwei sich umarmende chinesische Leichtathleten zeigten, aus den chinesischen Medien entfernt. Sie liefen im 100-Meter-Hürden-Finale bei den Asienspielen auf den Bahnen sechs und vier. Die Zahlen auf ihrer Kleidung bildeten die Kombination „6 4“. Eine weithin sichtbare Anspielung auf das Datum des Massakers von 1989, das in der Nacht vom 3. auf den 4. Juni stattfand.
In Hongkong verschwand die jährliche Mahnwache, an der in Spitzenzeiten bis zu 180.000 Menschen teilnahmen, als das Regime seinen Griff verschärfte.
Doch die Zensur hat Zeitzeugen und Demokratieaktivisten nicht davon abhalten können, sich zu erinnern.
Kundgebungen in den USA
New York ist eine von vielen Städten weltweit, in denen Demokratie-Anhänger Märsche oder Kundgebungen veranstalten, um der Opfer zu gedenken.
„Die Kommunistische Partei repräsentiert China nicht“, sagte Wang Juntao, ein weiterer ehemaliger Führer der Tiananmen-Studenten, am 2. Juni bei einer Veranstaltung in New York gegenüber The Epoch Times.
Er dirigierte Sprechchöre wie „Nieder mit der KPC“ vor Spruchbändern, die auf die Todesopfer des Massakers von 1989 hinwiesen und vor der „Infiltration der KPC in den Vereinigten Staaten“ warnten.
Inmitten der zunehmenden Unterdrückung der Freiheiten in Hongkong ließ die lokale chinesischsprachige Zeitschrift „Christian Times“ in ihrer Ausgabe vom 2. Juni die meisten Teile ihrer Titelseite frei. Ein beigefügter Leitartikel bezog sich auf „den Übergang vom Frühling zum Sommer in jenem Jahr“, ein allgemein verwendeter Euphemismus für den Vorfall.
Nur wer sich ehrlich mit der Vergangenheit auseinandersetze, könne die Zukunft bewältigen, hieß es dort.
Die Drohungen chinesischer Akteure beschränken sich nicht nur auf China selbst.
Nachdem die prominente Dissidentin Sheng Xue ihre Teilnahme an einer Veranstaltung in Los Angeles zum Tiananmen-Jahrestag angekündigt hatte, erhielt sie eine überwältigende Zahl von Antworten. Viele enthielten persönliche Angriffe auf Chinesisch. Ein drohte ihr mit tödlicher Gewalt.
„Ich frage mich, was härter ist: Ihr Kopf oder die neun Millimeter breite Kugel“, hieß es in dem Beitrag. „Tragen Sie keinen Helm, lassen Sie es mich versuchen. Ich bin in L.A., ich werde Sie von der Bühne aus beobachten.“
Sheng meldete die Angelegenheit der örtlichen Polizei. Diese schlug vor, die Veranstaltung abzusagen. Sheng weigerte sich.
„Ihr Ziel ist es, mich auszuschalten“, sagte sie gegenüber The Epoch Times. „Wenn ich wegen dieser Drohung nicht auftauchen würde, hätten sie gewonnen. Dann könnten sie die gleiche Taktik gegen alle anderen anwenden, die es immer noch wagen, ihre Meinung zu sagen.“
Das Erbe des Kommunismus
In Texas soll ein Denkmal entstehen, um die Opfer des Kommunismus zu ehren. Texas wäre damit der erste US-Bundesstaat mit so einem Denkmal.
Es ist eine Nachbildung der Göttin der Demokratie, einer Statue, die während des Studentenaufstands von 1989 auf dem Platz des Himmlischen Friedens (Tiananmen) errichtet wurde.
„Wir sprechen hier nicht über etwas Hypothetisches, sondern über einen Regierungsstil und eine Lebensweise, die zu Brutalität führt und in der ganzen Welt zu Brutalität geführt hat“, sagte der Abgeordnete Tom Oliverson, dessen Entschließung den Weg für das Projekt ebnete, gegenüber dem Schwestermedium der Epoch Times, NTD.
In Texas leben viele Menschen aus verschiedenen Teilen der Welt, die den Kommunismus am eigenen Leib oder über Verwandte erfahren haben, sagte er. Ein solches Denkmal sei ein Symbol für „all die unschuldigen Leben, die durch den Kommunismus getötet wurden“, in China und weltweit, sodass „zukünftige Generationen in Texas niemals das wahre Erbe des Kommunismus vergessen werden“.
Während die Schüsse auf dem Platz des Himmlischen Friedens 1989 viele von der KPC desillusioniert zurückließen, scheinen sie heute zuversichtlicher zu sein, dass die Unterstützung eher auf ihrer Seite als auf jener der Partei liegt.
Li Yingzhi, der wie Yuan wegen seiner Beteiligung an den Tiananmen-Demonstrationen ein halbes Jahr inhaftiert war, erinnerte an die jungen Menschen, die Ende 2022 nach einem dreijährigen Lockdown in ganz China protestierten. Dies zeige, wie extrem die Kontrolle des Regimes geworden sei – und auch, wie zerbrechlich sie sei, sagte Li.
„Dieses brutale Regime muss ein Ende haben, und der Tag wird kommen.“
Luo Ya, Shawn Ma und Yi Ru haben zu diesem Bericht beigetragen.
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Activists Mourn Tiananmen Massacre Victims, Remind World of CCP’s ‘Brutal’ Legacy“. (deutsche Bearbeitung jw)
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