Afrikanische Union: 3800 Flüchtlinge in Libyen „umgehend“ evakuieren – 400.000 bis 700.000 Flüchtlinge im Land
Angesichts der menschenunwürdigen Zustände in libyschen Flüchtlingslagern hat die Kommission der Afrikanischen Union (AU) eine „umgehende Evakuierungsaktion“ für 3800 Flüchtlinge gefordert.
Die Menschen, die sich in einem Lager befänden, wollten „so schnell wie möglich dieses Wespennest“ verlassen, sagte AU-Kommissionspräsident Moussa Faki Mahamat am Donnerstag zum Abschluss des EU-Afrika-Gipfels am Donnerstag, bei dem Berichte über Sklavenhandel mit Flüchtlingen in Libyen für Empörung gesorgt hatten.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte am Mittwochabend nach einem Krisentreffen von EU, AU und UNO „Notfall-Evakuierungen“ in den kommenden Tagen oder Wochen angekündigt. Der US-Fernsehsender CNN hatte Mitte November ein Video veröffentlicht, das eine Versteigerung von Migranten an nordafrikanische Käufer zeigen soll. Hilfsorganisationen berichten schon länger über Misshandlungen, Vergewaltigungen und Zwangsarbeit in Flüchtlingslagern in Libyen.
Die 3800 Flüchtlinge befänden sich in einem Lager nahe der Hauptstadt Tripolis, sagte AU-Kommissionschef Faki Mahamat. Sie stammten vor allem aus Westafrika und lebten unter „unmenschlichen Bedingungen“. Faki Mahamat zufolge befinden sich derzeit „400.000 bis 700.000“ Flüchtlinge in Libyen. Ihm zufolge gibt es in dem nordafrikanischen Land nach Angaben der dortigen Regierung mindestens 42 Lager für Migranten.
Auch der Präsident der Elfenbeinküste, Alassane Ouattara, forderte zum Abschluss des Gipfels in seinem Land ein Ende „der unmenschlichen Behandlung“ von Flüchtlingen. Er verlangte „unverzüglich“ Schritte zum Schutz der Menschen und ein Vorgehen gegen die Schlepper-Netzwerke.
Die Hilfsorganisation Pro Asyl verlangte „die sofortige Freilassung und Evakuierung aller inhaftierten Flüchtlinge und Migranten in Libyen“. Die Organisation befürchtet gleichzeitig, dass es Ziel des angekündigten Evakuierungsplans ist, einen Großteil der Menschen „in ihre Herkunftsländer zurück zu schaffen oder in ‚Aufbewahrzentren‘ in afrikanischen Drittstaaten zu transportieren“.
Der EU warf Pro Asyl vor, durch ihre Kooperation mit der libyschen Küstenwache dafür gesorgt zu haben, dass in den vergangenen Monaten „zehntausende Bootsflüchtlinge wieder in diese Orte des Grauens zurückgeschafft“ worden seien. „Die schmutzige Arbeitsteilung mit den Kommandos der ‚libyschen Küstenwache‘, die mal rettet, mal ertrinken lässt, muss gestoppt werden“, verlangte die Organisation. (afp)
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