Afghanistan: US-Waffen landen bei Taliban – Senatoren fordern Aufklärung
Die USA könnten sich mit einem umfassenden Militärschlag aus Afghanistan verabschieden. Diese jüngst auch von Ex-Präsident Donald Trump ins Spiel gebrachte Option wurde einem Bericht von „Fox News“ zufolge auch innerhalb der Regierung Biden diskutiert. Offenbar infolge eines Dementis wurde der Bericht mittlerweile wieder offline genommen.
Hintergrund der Spekulationen ist der Umstand, dass eine Reihe von Militärbasen und leistungsfähiger militärischer Ausstattung der US-Armee nach dem kampflosen Rückzug der afghanischen Armee vor einer Woche an die Taliban gefallen war.
Bereits vor Einnahme Kabuls posierten Taliban mit Eroberungen
Neben Waffen und Militärfahrzeugen sollen die USA zuvor auch Panzer- und Flugabwehrraketen der afghanischen Armee zur Verfügung gestellt haben. Taliban-Kämpfer posierten bereits in mehreren Fällen mit eingenommenen amerikanischen Waffen in sozialen Medien.
Zudem prahlten Taliban-Kämpfer damit, sie hätten auch biometrische Vorrichtungen aus US-Armeebeständen in ihre Hände bekommen, die ihnen die Erlangung und Kompromittierung sensibler Daten über US-Militärs und deren Helfer vor Ort ermöglichten.
Bereits vor der Einnahme Kabuls hatten Taliban stolz militärische Hardware präsentiert, die nach dem Abzug von NATO-Truppen und afghanischer Armee in ihren Besitz übergegangen waren. Neben Black-Hawk-Helikoptern fielen auch Lkw, Humvees, Artilleriewaffen und Nachtsichtgeräte an die radikale Miliz. Diese könnte sie zum Einsatz bringen, um interne Opposition zu unterdrücken.
Taliban „werden uns die Geräte wohl nicht mehr aushändigen“
Gegenüber NPR räumte der Nationale Sicherheitsberater Jake Sullivan am Dienstag (17. 8.) ein, dass die Taliban „eine erkleckliche Zahl von Waffen“ innehätten, die Afghanistans Armee zuvor von den USA bekommen hätten. Diese würden sie „wahrscheinlich nicht zurückgeben“. Um wie viele Waffen es sich handelt, wollte Sullivan nicht näher beziffern.
Er äußerte: „Wir haben natürlich kein vollständiges Bild davon, wohin die einzelnen Verteidigungsgüter gegangen sind, aber sicherlich ist ein großer Teil davon in die Hände der Taliban gefallen, und wir haben natürlich nicht das Gefühl, dass sie uns diese am Flughafen bereitwillig aushändigen werden.“
USA stellten Afghanistan 150 Flugzeuge zur Verfügung
Als das US-Militär im Frühjahr begonnen hatte, seine Operationen in Afghanistan einzustellen, wurden zuerst Flugzeuge, schwere Waffen und hoch entwickelte militärische Ausrüstungskomponenten abgezogen. Jedoch blieb ein Teil der über 20 Jahre angesammelten Ausrüstung zurück und wurde der afghanischen Armee übergeben.
Einem Bericht des Special Inspector General for Afghanistan Reconstruction (SIGAR) vom letzten Monat zufolge habe das afghanische Militär über mehr als 150 Flugzeuge von den USA zur Verfügung gestellt bekommen.
Unter diesen hätten sich vier C-130-Transportflugzeuge, 23 Turboprop-Bodenangriffsflugzeuge vom Typ A-29 „Super Tucano“ aus brasilianischer Produktion, 45 UH-60 Black-Hawk-Hubschrauber und 50 kleinere MD-530-Hubschrauber befunden, heißt es weiter. Darüber hinaus erhielten die afghanischen Streitkräfte mehr als 30 militärische Versionen von einmotorigen Cessna-Starrflüglern.
„Black Hawk zu besitzen heißt noch nicht, ihn bedienen zu können“
Nicht alle diese Gerätschaften sind offenbar in die Hände der Taliban gefallen. Usbekistan berichtet von Hunderten afghanischen Armeesoldaten, die am Wochenende der Einnahme mit 22 Militärflugzeugen und 24 Hubschraubern ins Nachbarland geflohen seien.
Außerdem gibt der frühere Kampfpilot und heutige Direktor des Zentrums für Militärische und Politische Stärke bei der Stiftung zur Verteidigung von Demokratien, Bradley Bowman, zu bedenken, dass es „ein großer Unterschied“ sei, einen Black Hawk zu besitzen oder zu wissen, wie dieser effektiv bedient würde.
„Es ist nichts, was man in einer Woche oder einem Monat lernt“, erklärt Bowman. „Jemand könnte dort hineingehen, vielleicht ein paar Bedienungsanleitungen finden und herausfinden, wie man den Motor anschmeißt, die Rotoren zum Drehen bringt und ihn in die Luft bringt. Aber zu diesem Zeitpunkt wäre er wahrscheinlich eher eine Gefahr für sich selbst als für jemand anderen.“
Rubio und weitere Senatoren fordert Aufstellung
Allzu sehr auf die leichte Schulter sollte man das Problem nicht nehmen, meint hingegen Jonathan Schroden vom Programm zur Bewältigung von Krisen und Bedrohungen beim Analysezentrum der US-Navy. Um kleinere Waffen oder Nachtsichtgeräte zu bedienen, bedürfe es „keiner besonderen Fähigkeiten und keines Trainings“.
Im US-Senat haben nun mehrere Mitglieder unter der Federführung von Marco Rubio ein Schreiben an Minister Lloyd Austin verfasst, in dem sie eine umfassende Aufstellung aller militärisch verwendbaren Güter fordern, die in die Hände der Taliban gefallen wären.
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