Äthiopien und Eritrea: Fünf gemeinsame Säulen für eine Zusammenarbeit nach drei Jahrzehnten Krieg

Äthiopien und Eritrea wollen wieder diplomatische Beziehungen aufnehmen. Dabei will Äthiopien die Grenzen von 2002 anerkennen. Die "Gemeinsame Erklärung zu Frieden und Freundschaft" steht auf fünf Säulen.
Titelbild
Landschaft in der Provinz Tigray in Äthiopien.Foto: iStock
Epoch Times9. Juli 2018

Nach jahrzehntelanger Feindseligkeit haben Äthiopien und Eritrea am Sonntag die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen vereinbart. Dies teilte der äthiopische Regierungschef Abiy Ahmed nach einem Treffen mit dem eritreischen Präsidenten Issaias Afwerki in Eritreas Hauptstadt Asmara mit. Die beiden Nachbarstaaten im Nordosten Afrikas hatten ihre Beziehungen wegen eines erbitterten Grenzkonflikts Ende der 90er Jahre abgebrochen.

Botschaften und Grenzen sollten wieder geöffnet, Flugverbindungen wieder eingerichtet und Häfen wieder zugänglich gemacht werden, sagte der neue äthiopische Regierungschef nach seinen Gesprächen mit dem eritreischen Präsidenten. Zuvor hatten sich die beiden Politiker bei ihrer Begrüßung in Asmara umarmt – eine vor kurzem noch undenkbare Geste.

Man werde „die Mauer niederreißen“ und eine „Brücke“ zwischen den beiden Nationen bauen, sagte Äthiopiens Premierminister. Damit sollen die Spannungen zwischen den beiden Ländern am Horn von Afrika, die seit dem Grenzkrieg 1998-2000 und dem nie vollständig umgesetzten Friedensvertrag bestanden hatten, enden.

Die „Gemeinsame Erklärung zu Frieden und Freundschaft“, die am Montag von Afwerki und Abiy unterzeichnet wurde, stehe auf fünf Säulen, twitterte der Informationsminister von Eritrea, Yemane G. Meskel.

Fünf Säulen der künftigen Arbeit

Über das Ende des Kriegszustandes hinaus verständigten sich die beiden Länder zu einer engen Zusammenarbeit auf politischer, ökonomischer, sozialer und kultureller Ebene sowie in Sicherheitsbereichen.

Bestehende Verbindungen im Transport, im Handel und der Telekommunikation sollen wieder aufgenommen, diplomatische Verbindungen erneuert werden. Eine 2002 getroffene Grenzentscheidung soll umgesetzt werden.

Als letzte Säule werden Bestrebungen genannt, sich für Frieden in der Region, Entwicklung und Kooperation einzusetzen. Das Spitzentreffen war das erste seit nahezu zwei Jahrzehnten und folgte der Ankündigung des neuen Premierministers Äthiopiens, den Friedensvertrag von Algier zu befolgen und den Ergebnissen der von der UN unterstützen Eritrea-Äthiopien-Grenzkommission Folge zu leisten.

Äthiopien wird sich an die Grenzen von 2002 halten

Abiy hatte im April in seiner Antrittsrede versprochen, mit Eritrea zu einer Friedenslösung zu kommen. Anfang Juni kündigte er an, den Beschluss einer von der UNO unterstützten internationalen Schiedskommission über den Grenzverlauf aus dem Jahr 2002 „vollständig“ umzusetzen. Äthiopien werde sich aus umstrittenen Gebieten zurückziehen.

Ende Juni traf dann eine ranghohe Delegation aus Eritrea zu Verhandlungen in der ähtiopischen Hauptstadt Addis Abeba ein. Eritrea hatte sich Anfang der 90er Jahre nach einem drei Jahrzehnte währenden Krieg von Äthiopien abgespalten und sich 1993 für unabhängig erklärt. Das weit größere Äthiopien verlor dadurch den direkten Zugang zum Roten Meer.

Wegen des Konflikts führten die beiden Länder am Horn von Afrika von 1998 bis 2000 einen Krieg gegeneinander, in dem rund 80.000 Menschen getötet wurden. In der Waffenstillstandsvereinbarung vom Dezember 2000 einigten sie sich darauf, den Verlauf der tausend Kilometer langen gemeinsamen Grenze von einer internationalen Kommission bestimmen zu lassen.

Die Spannungen zwischen beiden Staaten dauerten aber wegen der Weigerung Äthiopiens an, den Schiedsspruch von 2002 zu akzeptieren. Immer wieder kam es zu Scharmützeln, bei denen über die Jahre mehrere hundert Menschen getötet wurden. (afp)



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