Ärztepräsident Jörg-Dietrich Hoppe: Der freundliche Professor

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Ärztepräsident Jörg-Dietrich Hoppe ist nett, aber bestimmt - Seit 1999 im Amt (AP-Foto)
Von 22. Mai 2006

Berlin – Eigentlich traut man Jörg-Dietrich Hoppe Boshaftigkeit gar nicht zu. Der Präsident der Bundesärztekammer ist ein freundlicher, leicht ergrauter Professor an der Pensionsgrenze, dem jedes Gehabe fern liegt. Er mag guten Wein, er spielt die Violine, und oft hat er eine rührend altmodische Männer-Handtasche dabei, die man eigentlich seit 1970 für ausgestorben hielt.

Aber Hoppe kann auch anders. Mit der Politik hat er als Ärztepräsident seit 1999 bereits manchen Kampf ausgefochten. Beim 109. Ärztetag ab (dem morgigen) Dienstag in Magdeburg dürfte eine neue Runde mit Gesundheitsministerin Ulla Schmidt anstehen. Immerhin wagt sich die SPD-Politikerin auch dieses Jahr – trotz aufgeheizter Stimmung und Ärzteprotesten – wieder in die Höhle der Löwen.

Erst zum Jahreswechsel hatten sich beide öffentlich angefeindet. Hoppe hatte der SPD-Politikerin vorgeworfen, die staatliche «Geiz-ist-geil»-Ideologie schade dem Gesundheitswesen. Schmidts Sprecher warf Hoppe darauf hin vor, «Herr Professor Doktor Hoppe, der Pathologe» vergifte das Klima. Bereits seit Jahren streiten beide, ob es, wie von Hoppe behauptet, Rationierung im deutschen Gesundheitswesen gibt oder nicht.

Irgendwann um die Weihnachtszeit meinte Hoppe gar, es habe gar keinen Sinn mehr, mit Schmidt zu reden, sie habe kein Verhältnis mehr zu den Ärzten. Doch ist er Lobbyist genug zu wissen, dass ein Gesprächsboykott für seine Sache nichts bringt.

An der Spitze der knapp 400.000 Ärzte scheint Hoppe unangefochten. 1999 hatte er sich als «Integrationsfigur» gegen den Marburger-Bund-Chef Frank Ulrich Montgomery als Nachfolger von Karsten Vilmar als Ärztepräsident durchgesetzt. Beim Ärztetag 2003 wurde er ohne jedes Mucken mit großer Mehrheit wieder gewählt.

Scharfsinnig und diplomatisch

Schon vor der Übernahme des Spitzenamts hatte Hoppe jahrelang Erfahrung mit den Verbänden seiner Zunft gesammelt. In den acht Jahren als Vizepräsident der Bundesärztekammer hatte sich der am 24. Oktober 1940 in Westpreußen geborene Pathologe unter Medizinern aller Fachrichtungen den Ruf eines scharfsinnigen und diplomatischen Vertreters ihrer Interessen erworben. In Personalunion ist er seit 1993 auch Präsident der Ärztekammer Nordrhein.

Als Arzt durchlief Hoppe nach dem Studium in Köln neben der Pathologie auch eine Weiterbildung zum Allgemeinmediziner. Seit 1982 ist er Chefarzt in der Pathologie des Krankenhauses Düren. Gleichzeitig lehrt er am Institut für Rechtsmedizin und an der medizinischen Fakultät der Universität Köln.

Mit Schmidts Vorgängerin im Gesundheitsministerium, Andrea Fischer, pflegte er ein gutes Verhältnis und traf sich regelmäßig mit ihr. Auch mit Schmidt lief es anfangs besser. Kurz nach deren Amtsübernahme beschnupperte man sich an Runden Tischen, und die Ärzte freuten sich über die Aufhebung der Arzneimittelbudgets.

Die Eiszeit begann mit den erbitterten Auseinandersetzungen vor der Gesundheitsreform 2004. Auch nach dem In-Kraft-Treten des Regelwerks trat Hoppe stets als Mahner und Warner vor einem Abstieg des deutschen Gesundheitswesens auf. Mit dem jüngsten Streit über Honorare, Arbeitsbedingungen und Kostendämpfung sind seine Mahnungen nur noch schärfer geworden.

(AP/jel)



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