Achter Flug aus Kabul auf dem Weg – Über 1.000 Menschen ausgeflogen

Hier die neuesten Kurznachrichten zum Thema Afghanistan aus aller Welt:
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Airbus A400M der Deutschen Bundeswehr.Foto: HAUKE-CHRISTIAN DITTRICH/POOL/AFP via Getty Images
Epoch Times19. August 2021

18:40 Uhr: Achter Flug aus Kabul auf dem Weg – Über 1.000 Menschen ausgeflogen

Die Bundeswehr hat bei ihrem achten Evakuierungs-Flug aus Kabul 230 Personen aufgenommen und nun insgesamt über 1.000 Menschen ausgeflogen. Das teilte das Bundesverteidigungsministerium am frühen Donnerstagabend mit. Die A400M-Flieger pendeln seit Dienstag zwischen der afghanischen Hauptstadt und der usbekischen Hauptstadt Taschkent.

Zuvor hatte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hervorgehoben, dass man eine „große moralische Verantwortung“ habe, afghanische Ortskräfte auszufliegen. Nach der Machtübernahme der Taliban am Sonntag gibt vermehrt breite Kritik an den Evakuierungsplänen der Bundesregierung, insbesondere das Auswärtige Amt und Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) stehen dabei im Blickpunkt.

17:00 Uhr: Verteidigungsministerium: Keine Bundeswehr-Waffen in Taliban-Händen

Das Bundesverteidigungsministerium gibt an, dass die Bundeswehr, anders als die US-Armee, bei ihrem Abzug aus Afghanistan keine Waffen für die afghanischen Sicherheitskräfte zurückgelassen hat. „Bei der Rückverlegung des Deutschen Einsatzkontingents wurden keine Waffen der Bundeswehr an afghanische Sicherheitskräfte übergeben“, zitiert die „Welt“ (Freitagausgabe) einen Sprecher. Somit bestehe auch nicht die Möglichkeit, dass Bundeswehr-Waffen nun an Taliban-Kämpfer gefallen sind.

„Uns liegen keine Erkenntnisse vor, dass Waffen der Bundeswehr in Händen der Taliban sind“, so das Ministerium. Allerdings hat die Bundesregierung laut Rüstungsexportberichten allein zwischen 2015 und 2020 die Ausfuhr von Rüstungsgütern im Wert von rund 56 Millionen Euro nach Afghanistan genehmigt, schreibt die Zeitung. Dabei handelt es sich beispielsweise um „Geländewagen mit Sonderschutz“, „Kommunikationsausrüstung“ und „Flugkörperabwehrsysteme für Luftfahrzeuge“.

Was davon nun in den Händen der Taliban ist, weiß man im Verteidigungsministerium zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. „Dazu liegen dem BMVg zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Erkenntnisse vor“, hieß es. Laut Ben Barry, Militärexperte am Londoner Thinktank International Institute for Strategic Studies (IISS), besteht die reale Möglichkeit, dass auch deutsches Kriegsgerät an die Taliban gefallen ist: „Alles, was die afghanischen Sicherheitskräfte besaßen, ist jetzt theoretisch in den Händen der Taliban“, sagte Barry der „Welt“.

11:00 Uhr: Geheimdienstkontrolleure des Bundestags befassen sich mit Afghanistan

Die Geheimdienstkontrolleure des Bundestags sind am Donnerstagmorgen zusammengekommen, um sich mit der Evakuierungsaktion aus Afghanistan und der vorherigen Informationslage zu befassen. Das Parlamentarische Kontrollgremium (PKGr) begann seine Sondersitzung gegen 09.00 Uhr, wie die Nachrichtenagentur AFP aus Parlamentskreisen erfuhr. Sie sollte bis zum Mittag andauern.

In der Sitzung sollen Vertreter der deutschen Geheimdienste Auskunft dazu geben, inwieweit die Lage in Afghanistan falsch eingeschätzt wurde und wie es dazu kam. Die Bundesregierung war von der raschen Machtübernahme der radikalislamischen Taliban offensichtlich überrascht worden; die Evakuierungsaktion der Bundeswehr für Deutsche und afghanische Ortskräfte lief spät und holprig an.

Die SPD-Fraktion hatte bereits für Mittwoch eine Sitzung des PKGr beantragt. Dazu kam es jedoch nicht; nach Darstellung der SPD scheiterte das Vorhaben an der Unionsfraktion.

SPD-Parlamentsgeschäftsführer Carsten Schneider reagierte auf Twitter empört. Es stelle sich die Frage, wieso CDU/CSU eine zügige Sitzung des PKGr verhinderten, schreib er am Dienstag.

„Die Erkenntnislage der Nachrichtendienste, die in Afghanistan viele Jahre präsent sind, gehört für eine umfassende politische Bewertung jetzt auf den Tisch“, fügte Schneider hinzu.

8:33 Uhr: IWF stoppt Zahlungen an Afghanistan

Der Internationale Währungsfond (IWF) hat Zahlungen an Afghanistan wegen der Machtübernahme der Taliban vorerst eingestellt. „Derzeit herrscht in der internationalen Gemeinschaft Unklarheit über die Anerkennung einer Regierung in Afghanistan“, sagte eine IWF-Sprecherin. Der Zugang des Landes auf die Sonderziehungsrechte oder andere IWF-Ressourcen sei deswegen gestoppt.

Am kommenden Montag sollen Gelder in Höhe von rund 275 Milliarden US-Dollar den ärmsten Staaten der Welt zur Verfügung gestellt werden – unter ihnen auch Afghanistan. Der IWF sagte die Summe Anfang August zu, um vor allem wirtschaftlich schwache Länder bei der Bewältigung der Coronakrise zu unterstützen. Gelder, die über Sonderziehungsrechte bezogen werden, müssen nicht zurückgezahlt werden.

7:55 Uhr: Raisi: Iran in Afghanistan-Krise zu Kooperation mit Peking und Moskau bereit

Der Iran ist nach den Worten seines neuen Präsidenten Ebrahim Raisi zur Zusammenarbeit mit Russland und China bereit, um „Stabilität und Frieden“ in Afghanistan zu sichern. In einem Telefonat mit Chinas Staatschef Xi Jinping sagte Raisi, Teheran wolle sich auch für die „Entwicklung, den Fortschritt und den Wohlstand“ in Afghanistan einsetzen, wie es auf der offiziellen Website der iranischen Präsidentschaft am Mittwoch hieß.

Auch während eines Telefonats mit seinem russischen Kollegen Wladimir Putin habe Raisi die Bereitschaft des Iran zu „jeglicher Kooperation“ deutlich gemacht, um „Frieden und Ruhe in Afghanistan durchzusetzen“. Der Iran sei der Ansicht, „dass alle afghanischen Gruppen zusammenarbeiten“ und den Rückzug der US-Truppen in einen „Wendepunkt für dauerhaften Frieden und Stabilität in Afghanistan verwandeln sollten“.

Die Beziehungen zwischen Teheran und den Taliban sind historisch schwierig. Im Jahr 1998 hatten Taliban-Kämpfer das iranische Konsulat im nordafghanischen Masar-i-Scharif überfallen und mehrere Diplomaten sowie einen Journalisten getötet. In der Folge war es beinahe zu einem iranischen Einmarsch in Afghanistan gekommen.

Experten gehen davon aus, dass Teheran angesichts der Rückkehr der Taliban an die Macht eine pragmatische Haltung einnimmt. Der Iran und Afghanistan teilen sich eine 900 Kilometer lange Grenze, bereits jetzt leben nach UN-Angaben im Iran fast 3,5 Millionen afghanische Flüchtlinge.

7:37 Uhr: Bundeswehr hat bislang mehr als 900 Menschen aus Kabul ausgeflogen

Die Bundeswehr hat bislang mehr als 900 deutsche Staatsbürger und afghanische Ortskräfte aus Kabul ausgeflogen. Die Evakuierungsflüge wurden in der Nacht zu Donnerstag fortgesetzt, wie das Einsatzführungskommando der Bundeswehr auf Twitter mitteilte. Zuletzt startete demnach um 01.46 Uhr (MESZ) eine Maschine vom Typ A400M „mit über 200 zu Evakuierenden an Bord aus Kabul“.

Die Menschen werden in die usbekische Hauptstadt Taschkent ausgeflogen. Von dort sollen sie weiter nach Deutschland gebracht werden. Zuvor war eine weitere Maschine nach Angaben des Einsatzführungskommandos direkt aus Deutschland über Baku nach Kabul geflogen. Zusätzlich „zu den an Bord befindlichen Paletten mit Versorgungsmaterial aus Deutschland“ seien „noch 15 zu evakuierende Personen aufgenommen“ worden.

Die Taliban waren am Sonntag nach einem rasanten Eroberungsfeldzug in Kabul einmarschiert und damit knapp 20 Jahre nach dem Einmarsch westlicher Truppen in Afghanistan an die Macht zurückgekehrt. Westliche Staaten arbeiten seitdem mit Hochdruck daran, ihre Staatsbürger und Ortskräfte in Sicherheit zu bringen.

+++ 18. August +++

17:15 Uhr: Geflüchteter Präsident Afghanistans in Abu Dhabi untergekommen

Der aus Afghanistan vor der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban geflohene Präsident, Aschraf Ghani, befindet sich in Abu Dhabi. Die Vereinigten Arabischen Emirate hätten Ghani und dessen Familie „aus humanitären Gründen“ aufgenommen, kündigte das Außenministerium in Abu Dhabi laut der staatlichen Nachrichtenagentur WAM am Mittwoch an.

Ghani war außer Landes geflohen, nachdem die Taliban am Sonntagvormittag bis an den Stadtrand von Kabul herangerückt waren. Sein Aufenthaltsort blieb zunächst unbekannt. Er begründete seinen Schritt mit der Sorge um die Sicherheit der Bevölkerung in der Hauptstadt. Er wolle „eine Flut des Blutvergießens“ verhindern. Wäre er geblieben, wären „zahllose Patrioten“ getötet und Kabul zerstört worden, erklärte er auf Facebook.

Die Taliban maschierten wenig später weitgehend kampflos in die Hauptstadt ein und kehrten damit knapp 20 Jahre nach dem Einmarsch westlicher Truppen in Afghanistan an die Macht zurück.

Die Vereinigten Arabischen Emirate hatten in der jüngeren Vergangenheit mehrmals hohen ausländischen Staatsvertretern mit Problemen in ihrem Heimatland Schutz gewährt. Vergangenes Jahr ging der unter Korruptionsverdacht stehende ehemalige König Juan Carlos von Spanien ins Exil in die Emirate. Die in Abwesenheit zu fünf Jahren Haft verurteilte ehemalige thailändische Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra fand 2017 in Dubai Schutz.

15:23 Uhr: Regierung will keine Flüchtlingsprognose zu Afghanistan abgeben

Die Bundesregierung will nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan keine offizielle Schätzung der erwarteten Flüchtlingszahlen abgeben. Zu einer Größe von Migrationszahlen könne zum jetzigen Zeitpunkt keine Prognose gemacht werden, sagte ein Regierungssprecher am Mittwoch in der Bundespressekonferenz. Es handele sich bei bisher genannten Zahlen um Hypothesen und Vermutungen.

Der Sprecher äußerte sich auch zu Aussagen von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU), der Medienberichten zufolge bei einer Unterrichtung der Bundestagsfraktionschefs von einer Spanne von 300.000 bis fünf Millionen weiteren afghanischen Flüchtlingen gesprochen haben soll: „Diese fünf Millionen sind keine Prognose des Bundesinnenministeriums“, hieß es. Man erwarte zudem, dass ein Großteil der afghanischen Flüchtlinge in der Region bleibe. Die Situation vor Ort habe die Regierung im Blick. „Wir werden die betroffenen Länder und auch die internationalen Hilfsorganisationen vor Ort unterstützen“, fügte der BMI-Sprecher hinzu.

13:41 Uhr: Innenminister fordern Bundesaufnahmeprogramm für Afghanen

Die Innenminister der Länder haben Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) aufgefordert, ein gemeinsames Aufnahmeprogramm für Flüchtlinge aus Afghanistan vorzulegen. Die Innenministerkonferenz fasste dazu einen entsprechenden Beschluss, über den der „Spiegel“ berichtet. „Es wird nun schwer genug, die Menschen jetzt noch sicher aus Afghanistan herauszuholen“, sagte Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) dem Magazin.

„Um die Verfahren nicht weiter zu verkomplizieren, brauchen wir schnell ein Bundesaufnahmeprogramm. Der Bund hat hierfür alles in der Hand und kann auf dieser Grundlage Schutzbedürftige nach Deutschland holen.“ Er freue sich, dass seine Kollegen aus den Ländern das genauso sehen, sagte Pistorius weiter. Man fordere Seehofer gemeinsam auf, ein Aufnahmeprogramm auf den Weg zu bringen. Konkret geht es um Afghanen, die für deutsche Entwicklungseinrichtungen, Nichtregierungsorganisationen und ähnliche Initiativen arbeiten, aber auch Journalisten und Personen, die sich für Menschen- und Frauenrechte einsetzen. „Ein Bundesaufnahmeprogramm ist jetzt die schnellere und effektivere Lösung als einzelne Landesaufnahmeprogramme“, so Pistorius. „Wir brauchen jetzt keinen politischen Wettbewerb um Zahlen, sondern eine gemeinsame, verlässliche Lösung für diejenigen, die unmittelbar von den Taliban bedroht sind. Da sind wir uns einig.

13:33 Uhr: China: der Gewinner in Afghanistan

Der Journalist Gabor Steingart schreibt zu Afghanistan: „Der lachende Dritte dieser parteiübergreifenden Fehlplanung sitzt in China. Peking wittert seine Chance, nach dem Abzug der westlichen Länder die Rohstoffe Afghanistans im Wert von mehreren Billionen US-Dollar zu bergen.“

Das „Handelsblatt“ berichtete heute Morgen von einer „strategischen Ungeheuerlichkeit“. Dazu schreibt Steingart: „Neben der größten unangetasteten Kupfermine der Welt hat sich China in Afghanistan auch das größte Ölfeld gesichert. Hinzu kommen rund eine Million metrische Tonnen an Seltenen Erden sowie Uran, die in der Provinz Helmand vermutet werden.“

Die Ausbeutung der Rohstofflager sei möglich, weil Peking beste Kontakte zu den Taliban pflege. Neben Kupfer und Öl verfügt das Land über weitere Bodenschätze wie Gold, Kohle und Lithium. „Die US-Geologiebehörde vermutet, dass in Afghanistans Böden etwa so viel Lithium lagert wie in Bolivien, dem bisherigen Hauptland für die Ausbeutung des wichtigen Metalls,“ so der Journalist.

12:20 Uhr: Evakuierungsmission in Kabul geht weiter – 180 Personen ausgeflogen

Die Bundeswehr ist am Mittwoch mit einer weiteren Transportmaschine aus der afghanischen Hauptstadt Kabul in Richtung Usbekistan geflogen. Mit an Bord seien rund 180 „zu Schützende“, teilte das Verteidigungsministerium mit. Damit seien insgesamt mehr als 400 gefährdete Personen in Sicherheit gebracht worden.

Es war der erste von insgesamt vier geplanten Flügen am Mittwoch. Die Evakuierungsmission der Bundeswehr soll laut dem Mandatsentwurf der Bundesregierung bis maximal Ende September andauern. Bis zu 600 Soldaten sollen eingesetzt werden, die Kosten werden sich voraussichtlich auf bis zu 40 Millionen Euro belaufen. Der Bundestag soll voraussichtlich in der kommenden Woche nachträglich über das Mandat abstimmen, was allerdings als reine Formsache gilt.

12:17 Uhr: Seehofer nach Flüchtlingsprognose in der Kritik

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) gerät nach seiner Prognose, dass nach der faktischen Machtübernahme der Taliban bis zu fünf Millionen weitere Afghanen die Flucht ergreifen könnten, zunehmend in die Kritik. „Ich fordere Kanzlerin Merkel auf, klarzustellen, ob das tatsächlich die Positionen der Bundesregierung ist, worauf die Schätzung basiert und was das konkret für unser Land bedeutet“, sagte FDP-Fraktionsvize Michael Theurer dem „Handelsblatt“ (Donnerstagsausgabe). Zuvor hatte bereits der Migrationsforscher Gerald Knaus dem Minister wegen der Prognose angegriffen.

Die Zahl sei „aus der Luft gegriffen“, sagte er dem Sender RTL. Laut Theurer sorge die Ankündigung von Seehofer nur für zusätzliche Verunsicherung. Der FDP-Politiker forderte von Kanzlerin Angela Merkel (CDU), Führung und Handlungsfähigkeit zu zeigen, um weiteren Schaden für Betroffene und Deutschland zu verhindern. „Merkel muss den unübersehbaren Auflösungserscheinungen ihrer Regierung entschlossen entgegentreten. Das skandalöse Versagen der Minister Maas, Kramp-Karrenbauer und Seehofer ist das eine. Das Laufenlassen der Kanzlerin ist das andere.“

10:39 Uhr: Kabinett billigt Evakuierungsmission in Afghanistan

Die Bundesregierung hat den Weg für das Bundestagsmandat für die Bundeswehr-Evakuierungsmission in Afghanistan freigemacht. Laut dem Mandatsentwurf, der am Mittwoch vom Kabinett beschlossen wurde, sollen maximal 600 Soldaten eingesetzt werden. Die Kosten werden sich voraussichtlich auf bis zu 40 Millionen Euro belaufen.

Die Rettungsmission war bereits am Sonntag gestartet worden, wegen „Gefahr im Verzug“ noch vor einem Parlamentsbeschluss. Der Bundestag soll voraussichtlich in der kommenden Woche nachträglich darüber abstimmen. Bisher wurden bei der deutschen Evakuierungsmission mehr als 260 Personen aus Afghanistan ausgeflogen. Die ersten Afghanistan-Rückkehrer waren in der Nacht zu Mittwoch auch bereits in Deutschland gelandet.

Für Mittwoch sind vier weitere Bundeswehr-Flüge von Taschkent nach Kabul geplant. Die erste Maschine davon befinde sich bereits auf dem Weg nach Kabul, teilte das Verteidigungsministerium mit. Es ist allerdings weiterhin unklar, wie viele afghanische Ortskräfte tatsächlich außer Landes gebracht werden können. Die Taliban hatten zwar angekündigt, Helfer der westlichen Truppen nicht zu belangen, wollen sie aber auch nicht aus dem Land lassen. Personen mit ausländischen Pässen können dem Vernehmen nach relativ problemlos passieren.

10:26 Uhr: Fünf Millionen afghanische Flüchtlinge kann Deutschland nicht aufnehmen

Bis zu fünf Millionen weitere afghanische Flüchtlinge erwartet Bundesinnenminister Horst Seehofer nach der Machtübernahme der islamistischen Taliban. Die ersten sind bereits in Sachsen gelandet, berichten mehrere Medien.

Sebastian Wippel, innenpolitischer Sprecher der AfD-Fraktion, erklärt dazu in einer Presseaussendung: „Auf keinen Fall darf sich die unkontrollierte Masseneinwanderung von 2015 wiederholen. Die Regierung muss finanzielle Unterstützung leisten, damit die Afghanen in ihren muslimischen Nachbarländern eine neue Heimat finden. Im kulturfremden Deutschland haben es die oftmals bildungsfernen Afghanen schwer sich zu integrieren und selbst zu ernähren.“

Zudem habe sich gezeigt, dass die letzte Einwanderungswelle von vielen „Glücksrittern“ genutzt worden sei, „um sich in Deutschland kriminell bereichern zu wollen“. So seien von den aktuell 1.185 Asyl-Intensivstraftätern in Sachsen überproportional viele aus Afghanistan (AfD-Anfrage 7/7067).

„Ein weiterer Kriminalitätsanstieg im Freistaat muss verhindert werden.Zu einem späteren Zeitpunkt können dann aus den Lagern in den Nachbarländern Ortskräfte identifiziert und zuverlässige unter ihnen ausgesucht werden, die die Bundeswehr in Afghanistan unterstützt haben. Diese nunmehr politisch Verfolgten dürften die Bedingungen für Asyl in Deutschland, im Gegensatz zu vielen bisher nicht abgeschobenen Straftätern, erfüllen“, betont Wippel.

9:35 Uhr: FDP will künftige Afghanistan-Abschiebungen nicht ausschließen

Die FDP will künftige Abschiebungen nach Afghanistan nicht ausschließen. „Deutschland hat bisher nur Straftäter und Gefährder dorthin abgeschoben und das ist etwas, was man auch nicht ausschließen sollte pauschal“, sagte die migrationspolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Linda Teuteberg, den Sendern RTL und n-tv. Die Frage nach Abschiebungen stelle sich bei der Situation in Afghanistan derzeit aber gar nicht, fügte die FDP-Politikerin hinzu.

Teuteberg sagte, dass man sich bezüglich der Taliban „keine Illusionen“ machen dürfe: „Es gilt weiter: Mit Terroristen verhandelt man nicht und die finanziert man nicht, es darf gar nicht so weit kommen.“ Im Moment gehe es allerdings um Menschenleben, deswegen sei es „richtig“, dass der Botschafter Markus Potzel versuche, „das Mögliche herauszuholen“. Teuteberg sprach sich zudem dagegen aus, dass die Bundesregierung eine konkrete Zahl nennen sollte, wie viele Flüchtlinge Deutschland aus Afghanistan aufnehmen wolle.

Kanada hatte zuletzt angekündigt, 20.000 Personen aufzunehmen. „Kanada hat eine sehr andere Situation. Nach Kanada kommen zum Beispiel auch ja nicht Menschen auf dem Landweg. Wir haben da eine sehr andere Situation, was das Thema Migration und Asylanträge in Deutschland angeht“, so Teuteberg. Die oberste Priorität müsse gerade sein, dass Deutschland seine „Verantwortung wahrnimmt für die Menschen, die ihre Schutzbefohlenen sind“, sagte die Bundestagsabgeordnete. Das seien die deutschen Staatsbürger, die sich in Afghanistan aufhielten, aber auch die Ortskräfte, „die ihr Leben riskiert haben“.

7:36 Uhr: US-Militär fliegt mehr als 3200 Menschen aus Afghanistan aus

Das US-Militär hat bislang mehr als 3200 Menschen aus Afghanistan ausgeflogen. Allein am Dienstag seien mit 13 Flügen rund 1100 Menschen in Sicherheit gebracht worden, sagte ein Vertreter des Weißen Hauses, der anonym bleiben wollte. Die US-Luftwaffe kündigte eine Untersuchung der chaotischen Ereignisse am Flughafen von Kabul vom Montag an.

Die Taliban waren am Sonntag nach einem rasanten Eroberungsfeldzug in Kabul einmarschiert und damit knapp 20 Jahre nach dem Einmarsch westlicher Truppen in Afghanistan an die Macht zurückgekehrt. Westliche Staaten wie die USA und Deutschland haben deshalb eine militärische Luftbrücke eingerichtet, um ihre Staatsbürger und Ortskräfte in Sicherheit zu bringen.

Zum Start der Evakuierungsflüge am Montag war es auf dem Flughafen von Kabul zu chaotischen Szenen gekommen. Tausende Menschen versuchten, an Bord von startenden Maschinen zu gelangen. Afghanische Medien berichteten, dass mehrere Menschen starben, als sie von startenden Flugzeugen herabfielen.

Die Ermittler werteten derzeit Videoaufnahmen aus, auf denen mutmaßlich zu sehen sei, wie mindestens zwei Afghanen aus einem US-Transportflugzeug stürzen, erklärte Luftwaffen-Sprecherin Ann Stefanek am Dienstag. Nach der Landung in Katar sei zudem eine Leiche im Fahrwerkschacht des Flugzeugs entdeckt worden. Auch Beiträge in den Onlinemedien würden in die Untersuchung einbezogen.

Die Maschine sei in Kabul gelandet, um Ausrüstung für die Evakuierungen zu liefern. Noch bevor diese abgeladen werden konnte, hätten hunderte Menschen das Flugzeug umringt, erklärte die Sprecherin. „Angesichts der sich rapide verschlechternden Sicherheitslage um das Flugzeug herum hat die Besatzung beschlossen, den Flugplatz so schnell wie möglich zu verlassen.“

6:52 Uhr: Drogenbeauftragte warnt nach Taliban-Machtübernahme vor Rauschgiftschwemme

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung hat nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan vor einer starken Ausweitung des Angebots von Heroin und Crystal Meth in Europa gewarnt. „Der Drogenanbau war und ist eine der zentralen Einnahmequellen der Taliban“, sagte Daniela Ludwig (CSU) den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND, Mittwochsausgaben). „Wir müssen damit rechnen, dass die Taliban den Drogenanbau in Zukunft nicht zurückfahren, sondern weiter ausbauen.“

Dies werde „spürbare Auswirkungen“ auf den internationalen Drogenmarkt und auch auf Deutschland haben, erklärte Ludwig. „Darauf müssen wir uns vorbereiten, sicherheitspolitisch, aber auch durch konsequente Aufklärung und Prävention“, forderte die CSU-Politikerin.

Afghanistan sei das weltweit größte Anbauland von Schlafmohn, der Grundlage von Heroin, erläuterte Ludwig. Hinzu kämen in Afghanistan Drogenlabore, die zur Herstellung von Metamphetaminen wie Crystal Meth geeignet seien. „Prävention, ein gutes Suchthilfeangebot und ein entschlossenes Vorgehen gegen den organisierten Drogenhandel müssen in Zukunft sowohl im Bund als auch bei den Ländern ganz weit oben auf der Agenda stehen.“

Die Taliban haben rund 20 Jahre nach ihrem Sturz die Macht in Afghanistan wieder übernommen. Am Sonntag nahmen sie nach einem raschen Eroberungsfeldzug die Hauptstadt Kabul ein, die afghanische Regierung gestand ihre Niederlage ein.

6:32 Uhr: Borrell: EU wird mit den Taliban sprechen müssen

Die Europäische Union wird nach den Worten des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell mit den radikalislamischen Taliban in Afghanistan Gespräche führen müssen. „Die Taliban haben den Krieg gewonnen, also werden wir mit ihnen sprechen müssen“, sagte Borrell am Dienstag nach einem Dringlichkeitstreffen der EU-Außenminister. Dies bedeute nicht, dass ihre Herrschaft schnell offiziell anerkannt werden müsse.

Die EU werde „so schnell wie nötig in einen Dialog treten, um ein humanitäres und potenzielles Flüchtlings-Desaster“ zu verhindern. Dabei werde es auch um die Mittel gehen, um eine Rückkehr ausländischer Terroristen nach Afghanistan zu vermeiden, fügte Borrell hinzu. „Das ist keine Frage offizieller Anerkennung, es ist eine Frage des Umgangs mit ihnen.“

Die EU müsse außerdem mit den Taliban sprechen, um zu erreichen, dass afghanische Ortskräfte der EU und ihre Familien den Flughafen von Kabul erreichen könnten. Zur Sicherstellung der Ausreise von Zivilisten aus Afghanistan verhandeln auch die Regierungen Deutschlands und der USA direkt mit den radikalislamischen Taliban.

Die Taliban waren am Sonntag nach einem rasanten Eroberungsfeldzug in Kabul einmarschiert und damit knapp 20 Jahre nach dem Einmarsch westlicher Truppen in Afghanistan an die Macht zurückgekehrt. Westliche Staaten wie die USA und Deutschland haben deshalb eine militärische Luftbrücke eingerichtet, um ihre Staatsbürger und Ortskräfte in Sicherheit zu bringen. (afp/dpa/dts)



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