AC-Mailand-Präsident wird Energiechef: Kommt die Wende in der Energiewende?

Trotz Kritik einiger Aktionäre hat die rechtskonservative Regierung unter Meloni bei Enel einen neuen Aufsichtsratschef durchgesetzt. Italiens größter Stromversorger könnte in puncto Energiewende nun eine andere Richtung einschlagen.
Titelbild
Paolo Scaroni, auch Präsident des AC Mailand, wurde zum Vorstandsvorsitzenden des Energiekonzerns Enel ernannt.Foto: Alessandro Sabattini/Getty Images
Von 14. Mai 2023

Der italienische Energiekonzern Enel hat den Geschäftsmann Paolo Scaroni zum neuen Aufsichtsratschef des Unternehmens ernannt, wie die Zeitung „La república“ berichtete. Scaroni, der Silvio Berlusconi nahesteht, sei von der italienischen Regierung vorgeschlagen worden, trotz des Widerstandes einiger Investoren. Nach Einberufung des Verwaltungsrats habe er schließlich 97,2 Prozent der Stimmen erhalten.

Von 2002 bis 2005 war der 67-jährige Scaroni schon Chef des römischen Konzerns. Und ab 2005 führte er bis 2014 als Vorstandsvorsitzender den Öl- und Gaskonzern Eni an.

Die Kandidatur von Scaroni für den Vorsitz von Enel hat eine gewisse Kontroverse ausgelöst – da er damals für die Entscheidung von Eni verantwortlich war, sein Engagement in russischem Gas zu verstärken und seine Investitionen in Öl zu reduzieren. Seine jetzige Ernennung wird laut „La república“ als klare Stellungnahme unter Italiens regierender Parteienkoalition gesehen.

Unmittelbar nach Bekanntwerden des Abstimmungsergebnisses habe Wirtschaftsminister Giancarlo Giorgetti gejubelt: „Es wurde ein ausgezeichnetes Ergebnis erzielt, besser als vor drei Jahren, nicht einfach und offensichtlich …“ Ferner wünsche er der neuen Führung und allen Ratsmitgliedern viel Erfolg bei ihrer Arbeit.

Widerstand gegen Neubesetzung

Gegenwehr zur Neubesetzung gab es durch den norwegischen Ölfonds, wie aus einem Bericht der „Südwest Presse“ hervorgeht. Dies sei relativ ungewöhnlich, da sich der Staatsfonds normalerweise nicht zu einzelnen Unternehmen äußere.

Der norwegische Ölfonds hatte sich dem Widerstand des in London ansässigen Hedgefonds Covalis angeschlossen. Laut Covalis biete die neue Konzernführung den Investoren keine Gewähr, dass der bisherige Dekarbonisierungskurs des Konzerns in Rom fortgesetzt werde.

Dagegen habe der bisherige Enel-Chef Francesco Starace die Energiewende seit 2014 erfolgreich vorangetrieben. Für ihre „undurchsichtigen Entscheidungen“ habe Covalis die Regierung Meloni zuvor frontal angegriffen und auch einen Gegenkandidaten für das Amt des Aufsichtsratschefs vorgeschlagen, so die „Südwest Presse“.

Was dem neuen Aufsichtsratschef Scaroni der Zeitung zufolge auch geholfen haben dürfte, sei dessen Rückendeckung durch die mächtigen Stimmrechtsberater von ISS, einer Tochter der Deutschen Börse.

Weitreichende Auswirkungen

Als weitere Änderung gab das Unternehmen bekannt, dass Flavio Cattaneo nun als CEO die Geschicke von Enel inmitten der Energiewende leiten soll, wie „La República“ weiter mitteilt. Der ebenfalls rechtsorientierte Geschäftsmann hat bereits Unternehmen wie Telecom und die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt „Rai“ geleitet.

Der Präsident der Internationalen Vereinigung für Energiewirtschaft, Jean-Michel Glachant, behauptet indessen, dass „Scaroni und Cattaneo nach Angaben mehrerer Beamten in Rom nicht die erste Wahl von Premierminister Meloni“ darstelle.

So seien die beiden Neubesetzungen stattdessen eher „Kompromisskandidaten“, wie Glachant in einem Twitter-Beitrag mitteilt. Der Grund dafür sei, dass „sowohl Berlusconis als auch Salvinis Parteien in Melonis Koalitionsregierung vertreten“ sind.

Die Umbesetzung an der Spitze von Enel, das einen Börsenwert von mehr als 87,46 Milliarden US-Dollar aufweist, hat auch Auswirkungen über die Grenzen Italiens hinaus.

Der in Rom ansässige Energieriese ist in 31 Ländern auf fünf Kontinenten vertreten und hat über seine Tochtergesellschaft Enel Américas eine starke Präsenz in Lateinamerika, während er in Spanien und Portugal 70 Prozent von Endesa besitzt.



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