Abstürze von 737-MAX-Maschinen: Boeing erzielt Einigung mit US-Justiz
In dem Verfahren um die Abstürze von zwei Boeing-Maschinen mit insgesamt 346 Toten vor mehr als fünf Jahren hat der Flugzeugbauer nach eigenen Angaben eine Einigung mit dem US-Justizministerium erzielt.
Es sei eine „Grundsatzeinigung“ erreicht worden, erklärte Boeing. Laut den im US-Bundesstaat Texas eingereichten Gerichtsunterlagen hat sich der US-Konzern bereit erklärt, sich der „Verschwörung zum Betrug an den Vereinigten Staaten“ bei der Zertifizierung von Flugzeugen des Typs 737 MAX schuldig zu bekennen.
Mehrere Abstürze seit 2018
Bei den Abstürzen der zwei 737-MAX-Maschinen im Oktober 2018 in Indonesien und im März 2019 in Äthiopien waren insgesamt 346 Menschen ums Leben gekommen. Das Justizministerium hatte im Mai erklärt, dass Boeing deswegen erneut strafrechtlich verfolgt werden könne.
Boeing hatte seinerzeit eine Strafverfolgung unter anderem mit dem Versprechen vermieden, ein Compliance- und Ethik-Programm umsetzen. Auch zahlte der Konzern eine Strafe von 243,6 Millionen Dollar. Das Justizministerium kam im Mai zu dem Schluss, dass Boeing gegen Auflagen des damaligen Deals verstieß.
Auslöser der Abstürze von 2018 und 2019 war eine Software der Flugzeuge, die Piloten unterstützen sollte, aber stärker als von ihnen erwartet in die Steuerung eingriff. Sie lenkte die Maschinen in Richtung Boden – und den Piloten der beiden Maschinen gelang es am Ende nicht, sie wieder auszurichten. Flugzeuge des Typs durften nahezu zwei Jahre nicht fliegen, bis der Fehler in der Software behoben wurde.
Boeing wurde danach in einem Strafverfahren Betrug vorgeworfen, weil Mitarbeiter des Flugzeugbauers bei der Zertifizierung des Typs durch US-Behörden spezielle Schulungen für die Software für unnötig erklärt hatten.
Strafe von mindestens 455 Millionen Dollar
Laut den am 7. Juli veröffentlichten Gerichtsunterlagen soll Boeing nach dem Schuldeingeständnis unter anderem mindestens 455 Millionen Dollar in Compliance- und Sicherheitsprogramme investieren.
Auch soll eine Strafzahlung von erneut 243,6 Millionen Dollar fällig werden. Die Vereinbarung wird erst gültig, wenn sie vom Gericht in Texas, bei dem der Fall liegt, abgesegnet wird.
Hinterbliebene fordern härtere Strafen
Angehörige der Absturzopfer zeigten sich „sehr enttäuscht“ von der Einigung, wie ihr Anwalt Robert Clifford mitteilte. Die vergangenen fünf Jahre hätten gezeigt, dass Boeing nach wie vor „Profite über Sicherheit“ stelle, erklärte Clifford.
Die jetzige Vereinbarung trage dazu bei, dass dies weiterhin so sein werde. Die Familien werden das Gericht bei der nächsten Anhörung auffordern, den Deal abzulehnen, wie aus einer Einreichung der Anwälte hervorgeht.
Sie sollen ein Treffen mit dem Boeing-Verwaltungsrat bekommen. Boeing-Chef Dave Calhoun hatte sich vor einigen Wochen bei den Angehörigen entschuldigt und betont, dass der Konzern die Verantwortung für die Abstürze trage. (afp/dpa/red)
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