„Absolut vorhersehbar“: Hätte die „Katastrophe“ in Kalifornien verhindert werden können?

Kritiker halten die Kürzung des Feuerwehrbudgets um 17,6 Millionen US-Dollar für problematisch und kritisieren den Umgang der Lokalpolitiker mit der „absehbaren Katastrophe“.
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Etwa 10.000 Häuser sollen den Feuern in Los Angeles zum Opfer gefallen sein.Foto: Mario Tama/Getty Images
Von 10. Januar 2025

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Sechs gewaltige Brände wüten in Los Angeles, der zweitgrößten Stadt der USA. Unterdessen wird Kritik gegenüber Bürgermeisterin Karen Bass und dem demokratischen Gouverneur von Kalifornien, Gavin Newsom, laut. Ihnen wird vorgeworfen, durch ihr Handeln Leben, Häuser und Unternehmen in Gefahr gebracht zu haben.

Am Dienstag, 7. Januar, besuchte der Gouverneur Pacific Palisades und traf sich mit Feuerwehrleuten, um seine Unterstützung bei der Bekämpfung des Palisades-Feuers auszudrücken, und erklärte für die Region den Ausnahmezustand.

Die Bürgermeisterin von Los Angeles teilte am 8. Januar in ihrem abendlichen Lagebericht mit, dass ihr Büro alles tue, um die Notsituation in den Griff zu bekommen und Unterstützung von kalifornischen und Bundeskräften zu erhalten. „Ich sorge dafür, dass wir keine Ressource ungenutzt lassen“, erklärte sie.

Feuerwehrleute aus Kalifornien und dem ganzen Land seien jetzt vor Ort. „Ich habe heute früh mit dem Präsidenten [Biden] und dem Gouverneur gesprochen und sie haben mir die volle Unterstützung des Bundes und des Staates zugesichert“, erklärte Bass.

„Wenn Sie eine Evakuierungsanordnung erhalten, verlassen Sie sofort das Gebiet. Wenn Sie eine Warnung erhalten, machen Sie sich bereit. Schützen Sie sich selbst und andere“, so die Bürgermeisterin. „L.A. wird wieder auferstehen und ich bin zuversichtlich, dass wir es wieder aufbauen werden.“

Die Verwüstung durch das Feuer ist aus der Luft im Stadtteil Pacific Palisades von Los Angeles zu sehen. Foto: Mario Tama/Getty Images

„Dynamische Brandbekämpfungsphase“

Sam DiGiovanna, Chef der Verdugo Fire Academy in Glendale, Kalifornien, einer regionalen Schulungseinrichtung für Feuerwehrleute, erklärte gegenüber der Epoch Times, dass mehr als 1.000 Feuerwehrleute ihr Bestes täten, „um das Voranschreiten dieses Feuers zu stoppen“ und „eine Eindämmungslinie um das Feuer herum zu errichten“.

„Beginnend mit dem Palisades-Brand um 11 Uhr morgens breiteten sich gestern drei Brände mit den gefährlich starken Santa-Ana-Winden schnell aus“, sagte er. Die oberste Priorität sei aktuell der Schutz von Leben, weshalb man damit beschäftigt sei, Menschen zu evakuieren.

„Unsere größte Angst war, dass mehrere Brände gleichzeitig ausbrechen“, sagte er. „Niemand kennt die Ursache des Feuers. Wir befinden uns derzeit noch in einer sehr dynamischen Brandbekämpfungsphase.“

Pacific Palisades ist ein Wohnviertel, das zwischen den Santa Monica Mountains und dem Pazifik liegt und zum Gerichts- und Verwaltungsbezirk Los Angeles gehört.

Feuerbekämpfung in Pacific Palisades vom Dach eines Feuerwehrautos aus, 8. Januar 2025. Foto: Apu Gomes/Getty Images

Hubschrauber und Flugzeuge nicht einsetzbar gewesen

Die Feuerwehr habe gewusst, dass ein sehr starker Santa-Ana-Wind aufkomme: „Wir haben uns darauf mehrere Tage im Voraus vorbereitet, indem wir zusätzliches Personal und zusätzliche Ressourcen bereitgestellt und die Gemeinden auf dieses Windereignis vorbereitet haben“, erklärte er. Die Winde seien aber schwer einschätzbar, so DiGiovanna.

Etwa 1.000 Feuerwehrfahrzeuge seien im Einsatz. Sie hätten aber nicht ausgereicht, um alle Häuser zu schützen. Auch habe man bei so starken Winden keine Löschhubschrauber und -flugzeuge einsetzen können. Weitere Feuerwehrleute und Ausrüstung aus anderen Bundesstaaten würden angefordert.

Selbst mit der doppelten Anzahl an Feuerwehrfahrzeugen wären immer noch 38.000 der 40.000 Häuser gefährdet gewesen, so der Brandexperte. „Das hat unsere Möglichkeiten der Brandbekämpfung in Südkalifornien und Los Angeles überschritten. Es ist einfach Mutter Natur“, sagte er. Die Feuerwehrleute leisteten eine „enorme Arbeit“.

Nach seinen Angaben habe die große Anzahl an Löschfahrzeugen zu einem Absinken des Wasserdrucks in den Leitungen geführt. Viele Wassertanks, die die Feuerhydranten versorgen, seien aufgebraucht, und der Wasserdruck reiche vielfach zur Brandbekämpfung nicht mehr aus.

Ein Buschfeuer brennt am 7. Januar 2025 in der Nähe von Häusern in Pacific Palisades, Kalifornien. Foto: David Swanson/AFP via Getty Images

Brände „absolut vorhersehbar“

Dr. Houman Hemmati, dessen Haus in Santa Monica in einer Hochrisikozone an der Grenze zu den Pacific Palisades liegt, wurde evakuiert. Er sagte der Epoch Times, sein Haus sei „gefährdet, aber noch nicht verloren“.

Hemmati, Kommentator bei „Fox News“, macht die staatlichen und lokalen Behörden für das Ausmaß der Schäden verantwortlich. „Das ist nichts Unerwartetes. Es war absolut vorhersehbar, dass eines Tages ein Feuer dieser Größenordnung ausbrechen würde“, so Hemmati. „Sie wussten schon seit einigen Tagen, dass wir eine Situation mit starkem Wind bekommen würden, die uns einem extremen Brandrisiko aussetzen würde.“

Die Bürgermeisterin von Los Angeles sei trotz eines Großbrandes, der in Malibu vor wenigen Wochen wütete, zur Amtseinführung eines Politikers nach Ghana gereist. Auch damals hatten Santa-Ana-Winde den Brand angefeuert. Dem kalifornischen Gouverneur wirft Hemmati vor, mit der Verlagerung von Einsatzkräften zu lange gewartet zu haben. Stattdessen habe er eine Pressekonferenz zum Thema Hochgeschwindigkeitszüge gegeben.

„Mein Problem mit beiden und mit dem gesamten System ist, dass sie absolut fahrlässig gehandelt haben, weil sie wussten, dass dies eine sehr wahrscheinliche Möglichkeit ist. Sie haben sich trotzdem dafür entschieden, ihre Anstrengungen in viele, viele andere Dinge zu stecken“, sagte Hemmati. „Das zeugt nicht von Führungsstärke. Das ist Verantwortungslosigkeit.“

Feuerwehrbudget in Los Angeles gekürzt

Kritiker halten auch die Kürzung der Finanzmittel für die Feuerwehr um 17,6 Millionen US-Dollar für problematisch. Das Budget für die Feuerwehr wurde im Haushaltsjahr 2024/25 am zweitmeisten gekürzt. Bass hatte ursprünglich sogar eine Kürzung um 23 Millionen Dollar vorgeschlagen, wie die „New York Post“ berichtete.

Für Hemmati werden bei der Verwendung der Steuern falsche Prioritäten gesetzt. Auf staatlicher und lokaler Ebene würden der Bekämpfung der Obdachlosigkeit und anderen sozialen Problemen ein höherer Stellenwert eingeräumt als der öffentlichen Sicherheit. Das müsse sich ändern.

Die Stadt gebe Milliarden Dollar für den Bau neuer Häuser und die Anmietung von Hotel- und Motelzimmern für Obdachlose aus, die für die Brandverhütung und -bekämpfung hätten verwendet werden können, so Hemmati.

Immobilienentwickler: „Es ist verheerend“

Rick Caruso, ein milliardenschwerer Immobilienentwickler, der bei der letzten Bürgermeisterwahl gegen Bass angetreten war, gab der Stadtregierung ebenfalls die Schuld am Verlust von Menschenleben, Häusern und Unternehmen.

„Ich sehe, wie die kleinen Geschäfte um uns herum in Flammen aufgehen. Das ist die Lebensgrundlage der Menschen. Es ist verheerend“, sagte Caruso. Was ihn jedoch am meisten beunruhige, sei die Situation der Ersthelfer und Feuerwehrleute: „In den Palisades gibt es kein Wasser. Aus den Hydranten kommt kein Wasser. Das ist ein absolutes Missmanagement der Stadt.“

Man habe eine Bürgermeisterin, die sich im Ausland aufhalte, und gleichzeitig eine Stadt, die brenne, und es gebe keine Ressourcen, um die Brände zu löschen, so Caruso.

Die Katastrophe sei absehbar gewesen und damit vermeidbar. „Wir werden [alles] wieder aufbauen, aber ein Großteil dieser Gemeinschaft wird es schwer haben, ihr [gewohntes] Leben zurückzubekommen.“

Feuerwehrleute versuchen am 7. Januar 2025 in Pacific Palisades, Kalifornien, den Flammen Einhalt zu bieten, während ein Hubschrauber Wasser abwirft. Foto: David Swanson/AFP über Getty Images

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „Los Angeles Fires Push Crews to Limits as Critics Blame Government Policy“ (deutsche Bearbeitung er)



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