Abes Vermächtnis: Indo-Pazifik-Strategie gegen die Bedrohung durch die KP Chinas
Während einer Wahlkampfrede am 8. Juli hat ein Attentäter den ehemaligen japanischen Premierminister Shinzo Abe ermordet. Anschließend sprachen die Staats- und Regierungschefs der Welt seiner Familie ihr Beileid aus. Die Trauerfeier fand am 12. Juli im Zozo-Tempel in Tokios Zentrum statt. Bei Experten ist Abe besonders für die Indo-Pazifik-Strategie bekannt, die er maßgeblich mitgestaltet hat. Diese wird die Welt auch noch in Zukunft prägen.
US-Außenminister Antony Blinken verlängerte seine Asienreise, um sich in Tokio mit dem japanischen Premierminister Fumio Kishida zu treffen. Im Namen von US-Präsident Joe Biden und des amerikanischen Volkes sprach er sich persönlich zu dem tragischen Ereignis aus. Laut NHK (Rundfunkgesellschaft in Japan) lobte Blinken Abe dafür, dass er die Vision eines freien und offenen Indopazifiks aufrechterhält und die Beziehungen zu den Vereinigten Staaten und anderen gleichgesinnten Ländern festigt.
Japaner sorgen sich um die Sicherheit
Für viele Japaner war die Nachricht vom Tod Abes wie ein Schock. Abe hat Japan länger als jeder andere Ministerpräsident regiert. Viele Japaner legten Blumen nieder und beteten für Abe. „Er war ein großartiger Politiker“, erklärt ein älterer Arbeiter. „Wir sind schockiert.“
Das Wort trifft den Seelenzustand Japans nur unzureichend. Der Amerika-Kenner Yoshio Hotta vergleicht das Attentat auf Abe mit einem der größten Traumata der jüngeren US-Geschichte: „Für mich steht das auf einer Stufe mit der Ermordung von US-Präsident John F. Kennedy.“ Zwar sei die politische Linke und Mitte immer skeptisch geblieben gegenüber dem nationalkonservativen Abe. „Aber die meisten fühlen Trauer, weil er ein wichtiger Politiker war.“
Viele Japaner sehen den gesellschaftlichen Frieden in ihrem Land nun bedroht. „Ich sorge mich, dass es in der Gesellschaft einen Bruch geben und das Land unsicherer werden könnte“, sagte eine junge Frau.
Abe, der Visionär
Wong Ming-hsien, ehemaliges beratendes Mitglied des Nationalen Sicherheitsrates von Taiwan, sagte der amerikanischen Epoch Times am 10. Juli, Abe habe die Bedrohung durch die regierende Kommunistische Partei Chinas (KPC) in Peking schon lange erkannt.
Abe habe die Indo-Pazifik-Strategie 2014 beziehungsweise 2016 ins Leben gerufen. Diese hatte direkten Einfluss auf die Erklärung des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump in Tokio im November 2017 und einen Bericht des US-Verteidigungsministeriums über die Strategie im September 2021, so Wong. Er ist auch Professor am Institut für Internationale Angelegenheiten und strategische Studien der Tamkang-Universität.
Su Tzu-Yun ist Taiwan-Stratege und stellvertretender Forschungsbeauftragter am taiwanischen Institut für nationale Verteidigungs- und Sicherheitsforschung. Er sagte, dass Abe während seiner Amtszeit die Kommunistische Partei Chinas als die ultimative Bedrohung für den Weltfrieden bezeichnete. Und das trotz Debatten zwischen Linken und Rechten. Seine Vision war ein gegen China gerichteter Rahmen für den pazifischen Raum, der jedoch während der Obama-Ära nicht umgesetzt wurde.
Während der Präsidentschaft Trumps haben die amerikanische und die japanische Führung den QUAD (Quadrilateraler Sicherheitsdialog) wiederbelebt, der nun Teil der strategischen Architektur Amerikas geworden ist.
„Dies unterstreicht Abes Vision in Sicherheitsfragen, die sich bei der Eindämmung des autoritären Charakters der KPC als sehr effektiv erwiesen hat“, sagte Su Tzu-Yun.
Ein selbstbewusstes Japan
Zu Abes friedenspolitischem Vermächtnis gehört auch, dass er sich für eine Änderung der japanischen Verfassung eingesetzt hat, um das Militär des Landes zu normalisieren. „Seine Idee, dass der Frieden von den Streitkräften garantiert werden muss, wurde bis vor Kurzem nicht akzeptiert“, sagte Su, „obwohl er sie schon vor fast 15 Jahren vorgeschlagen hatte.“
Der Experte merkte an, dass Abes Ziele, die Verfassung zu ändern und die militärischen Fähigkeiten Japans zu stärken, auf seinem Verständnis beruhten, dass die KP Chinas ihr autoritäres System wohl nicht ändern wird. Dies wiederum bedroht Japans innere und regionale Sicherheit.
Angriffe über WeChat und Weibo
Zahlreiche chinesische Internetnutzer versuchten auf den chinesischen Social-Media-Plattformen WeChat und Weibo den ermordeten Abe zu verhöhnen und zu demütigen. Sie führten Anschuldigungen auf, die die KPC in ihren früheren Propagandakampagnen gegen den ehemaligen Premierminister und seine japanischen Kollegen verwendet hatte. Su führte das Cybermobbing auf eine langjährige Indoktrination durch die KPC zurück.
„Die KPC missinterpretiert eine defensive Haltung, die alle Demokratien gegenüber ihrem autoritären Regime einnehmen, als ‚antichinesisch'“, sagte er. „Die größte Bedrohung [für den regionalen Frieden] besteht darin, dass die kommunistische Partei Chinas den Nationalismus im eigenen Land immer weiter anheizt.“
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