82 Prozent des Gewinnes von 2017 gingen an Reiche – 3,7 Mrd. Menschen gingen leer aus
Das Ungleichgewicht nimmt einer Oxfam-Studie zufolge in den meisten Ländern der Welt weiter zu.
Mehr als vier Fünftel des im Jahr 2017 weltweit erwirtschafteten Vermögens kam demnach allein dem einen Prozent der Reichsten zugute – die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung, rund 3,7 Milliarden Menschen, profitierte dagegen überhaupt nicht vom Vermögenswachstum. Die Entwicklungsorganisation forderte die Regierungen daher am Montag vor Beginn des Weltwirtschaftsforums in Davos auf, die Steuervermeidung von Konzernen und Superreichen zu stoppen.
Oxfam beruft sich bei den Berechnungen auf Daten der Schweizer Großbank Credit Suisse und auf die Forbes-Milliardärsliste vom März 2017. Demnach besitzen 42 Menschen insgesamt so viel Vermögen wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung, und das reichste Prozent der Weltbevölkerung besitzt mehr Vermögen als die unteren 99 Prozent zusammen. Im Jahr 2002 lag der Anteil am Gesamtvermögen des reichsten Prozents demnach erst bei 43 Prozent.
Konzerne und Superreiche erhöhen ihre Gewinne
Im Oxfam-Bericht „Reward Work, not Wealth“ (Arbeit belohnen, nicht Reichtum) heißt es, der Graben zwischen Reich und Arm habe sich weltweit weiter vertieft. Konzerne und Superreiche erhöhten ihre Gewinne, indem sie Löhne drückten und Steuern vermieden.
Entwicklungsländern entgehen der Oxfam-Studie zufolge durch solche Steuervermeidungen mindestens 170 Milliarden Dollar an Steuereinnahmen pro Jahr. Das sei mehr als die gesamte weltweite Entwicklungshilfe, die Oxfam mit 145 Milliarden Dollar pro Jahr angab.
Neun von zehn Dollar-Milliardäre sind männlich
Die Konzentration an der Spitze der Vermögenspyramide zeigt sich laut Oxfam auch an der Zunahme von Dollar-Milliardären. Neun von zehn von ihnen seien männlich. Die Anzahl wuchs zwischen 2016 und 2017 auf insgesamt 2043 – zusammen haben sie demnach ein Vermögen von 762 Milliarden Dollar.
„Der Milliardärs-Boom ist kein Zeichen einer florierenden Wirtschaft, sondern ein Symbol für das Scheitern der Wirtschaftsordnung“, kritisierte Oxfam-Direktorin Winnie Byanyima. Der Kampagnenleiter von Oxfam Deutschland, Jörg Kalinski, kritisierte: „Die massive soziale Ungleichheit ist ein Krankheitssymptom unseres Wirtschaftssystems.“
Zudem fuße das derzeitige Wirtschaftssystem auf der „konsequenten Ausbeutung von Frauen“, erklärte Kalinski. Sie würden weltweit geringer bezahlt als Männer und seien überproportional häufig in schlecht bezahlten Berufen und in unsicheren Arbeitsverhältnissen vertreten.
Regierungen sollen helfen
Abhilfe müssen laut Oxfam die jeweiligen Regierungen schaffen. Die Entwicklungsorganisation forderte die künftige Bundesregierung auf, ihren Beitrag zum Abbau von Ungleichheit zu leisten. Insbesondere müsse die Regierung Steueroasen durch schwarze Listen und Sanktionen austrocknen.
Weltweite Mindeststeuersätze würden dafür sorgen, dass Konzerne ihren fairen Beitrag zum Gemeinwohl leisten, und durch öffentliche länderbezogene Berichterstattung über Gewinne und darauf gezahlte Steuern würde der Prozess transparent und nachvollziehbar“, erläuterte Kalinski.
Um faire Einkommen und gleiche Chancen für Frauen und Männer durchzusetzen, solle die Bundesregierung Unternehmen gesetzlich verpflichten, entlang ihrer gesamten Lieferkette für faire Einkommen und Löhne zu sorgen, Arbeits- und Menschenrechte einzuhalten und gegen Diskriminierung vorzugehen.
„Strukturelle Barrieren“ wie etwa das Ehegattensplitting in Deutschland und die Belastung durch unbezahlte Pflege- und Sorgearbeit müssten abgebaut werden.
Investieren soll die Regierung laut Oxfam in Bildung und Gesundheit für alle: Die Bundesregierung müsse in Deutschland selbst und als wesentlicher Bestandteil der Entwicklungszusammenarbeit den Auf- und Ausbau hochwertiger und gebührenfreier öffentlicher Systeme für Bildung und Gesundheitsversorgung fördern. (afp)
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