70 Tote in Pakistan: Quetta-Bombe war gezielter Anschlag auf Justiz

Ein gezielter Anschlag auf die Justiz Pakistans: Mindestens 70 Tote und 120 Schwerverletzte forderte gestern ein Bombenanschlag in Quetta – es waren vor allem Anwälte, die um einen ermordeten Kollegen trauerten. Verschiedene Islamistengruppen behaupten, Urheber der Attacke zu sein.
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Menschen wurden regelrecht zerfetzt, als ein Selbstmord-Attentäter eine geschätzte 8 Kilo-Bombe sprengte.Foto: Twitter Screenshot
Epoch Times9. August 2016

Mindestens 70 Tote – darunter 18 Rechtsanwälte, außerdem 120 zum Teil schwerst Verletzte: Das ist die bisherige Bilanz eines Bombenanschlags auf eine Klinik gestern in der südwestpakistanischen Stadt Quetta.

Der Innenminister der Provinz Balutschistan sagte, vermutlich habe ein Selbstmordattentäter den Anschlag verübt. Es sollen geschätzte 8 Kilo Sprengstoff gewesen sein. BBC berichtete. Eine EPOCH TIMES-nahe Quelle in Pakistan sprach sogar von 80 Toten und 100 Menschen, die sich noch in Lebensgefahr befänden. Zahlreiche Personen hätten Gehör oder Augenlicht verloren.

„Die meisten Opfer tragen Krawatten und Anzüge. Sie waren zum Krankenhaus gekommen, um einen ihrer Kollegen zu betrauern. Sie wollten Abschied nehmen von Bilal Anwar Kasi. Er war ein prominenter Anwalt und Chef der Vereinigung der Rechtsanwälte der Provinz Balutschistan, die im Südwesten Pakistans liegt. Wenige Stunden zuvor war er erschossen worden, als er auf dem Weg zur Arbeit war“, berichtete Tagesschau.de.

Pakistanische Medien berichteten, dass mindestens zwei Journalisten unter den Todesopfern waren – identifiziert wurden die beiden Kameraleute Shehzad Khan von Aaj TV und Mehmood Khan von Dawn News, ein ehemaliger Al Jazeera- Mitarbeiter. „Der Angriff erfolgte am Haupteingang der Notaufnahme“, sagte ein Al Jazeera-Korrespondent aus Islamabad.

Er sagte weiter: „Nach diesem Anschlag gibt es viele Fragen, wie es zu solch einer Sicherheitslücke kommen konnte.“ Die Zahl der Toten sei enorm hoch, hinzukomme, dass die meisten Juristen waren. Auf das Krankenhaus hatte es 2010 schon einmal einen Anschlag gegeben.

Die Angriffe auf Rechtsanwälte in der Provinz Balutschistan nehmen zu. Der ermordete Anwalt hatte angekündigt, aus Protest zwei Tage lange alle Gerichtsverhandlungen aussetzen zu lassen, weil er damit ein Zeichen gegen die zunehmende Gewalt setzen wollte, berichtete Tagesschau.de

Die Behörden verdächtigen nun eine sunnitische Extremistengruppe hinter dem Anschlag, die vor allem für Angriffe auf Schiiten bekannt ist. Aber auch die IS-Terrormiliz reklamierte den Anschlag für sich. In der Provinz Balutschistan sind sowohl bewaffnete Separatisten als auch pakistanische Taliban-Gruppen aktiv. Die Provinz grenzt an den Iran und Afghanistan und besitzt Öl- und Gasvorkommen.

Rechtsanwälte protestierten

Rechtsanwälte in Lahore verurteilten den Anschlag und organisierten eine Demonstration, berichtet die BBC. Einige Journalisten forderten dabei den Schutz der Meinungsfreiheit. Facebook aktivierte seine Funktion des Sicherheitschecks für Quetta aktiviert, mit der Nutzer sich selbst oder andere als in Sicherheit markieren können.

Ein Anwalt sagte nach dem Anschlag laut Tagesschau im pakistanischen Fernsehen: „Unsere unschuldigen Brüder sind brutal ermordet worden“. Und weiter: „Die Terroristen sind auf dem Vormarsch und unsere Regierung schafft es nicht, sie unter Kontrolle zu bringen.“

(rf)



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