600 Tote bei Dschihadisten-Massaker – Russland beschuldigt Ukraine der Terror-Unterstützung

Am 24. August verübten Terroristen aus dem Al-Kaida-Umfeld ein Massaker im burkinischen Barsalogho. Die Zahl der Toten war, wie sich nun herausstellte, noch deutlich höher als ursprünglich angegeben. Dschihadisten aus dem Nachbarland Mali verüben regelmäßig Überfälle auf Gebiete in Burkina Faso.
Titelbild
Ein Anhänger von Hauptmann Traore in Burkina Faso schwenkt eine russische Fahne auf einem Motorrad.Foto: Sophie Garcia/AP/dpa
Von 12. Oktober 2024

Bei einem Massaker der terroristischen Dschamāʿat Nusrat al-Islām wa-l-Muslimīn (JNIM) in Barsalogho, Burkina Faso, sind am 24. August noch deutlich mehr Menschen umgekommen als ursprünglich angenommen. Wie CNN unter Berufung auf französische Sicherheitskreise berichtet, hat die Zahl der Ermordeten etwa 600 betragen. UN-Schätzungen gingen zuvor von bis zu 300 Toten aus.

Ähnlichkeiten zu Hamas-Überfall auf Israel

Die aus Mali stammenden Terroristen sollen die Gemeinde überfallen haben, als Dorfbewohner im Auftrag der Regierung Soldaten halfen, Schützengräben zu graben. Diese wurden für die Betroffenen zum Massengrab. Das nächstgelegene Krankenhaus für die Versorgung überlebender lag in Kaya – die Stadt ist 45 Kilometer vom Ort des Massakers entfernt.

Bei dem Massaker töteten die Angreifer, die auf kleinen motorisierten Fahrzeugen angekommen waren, vor allem junge Einheimische. Die Nachricht über den Überfall, der Ähnlichkeiten zu jenem der Hamas auf Israel vom 7. Oktober 2023 aufwies, hatte Proteste gegen Präsident Ibrahim Traoré zur Folge.

Bis heute ist den Sicherheitskräften nicht gelungen, die Verantwortliche für den Überfall aufzuspüren und zur Rechenschaft zu ziehen. Traoré führt die Regierungsgeschäfte in Ouagadougou seit dem Putsch des Militärs im Jahr 2022.

Ukraine räumt Unterstützung von Tuareg-Rebellen in Burkina Faso ein

Russland beschuldigt westliche Staaten und die Ukraine, die Dschihadisten in der Region zu unterstützen. Staaten wie Frankreich zeigten sich als schlechte Verlierer, so der Kreml, nachdem die Militärmachthaber dort Söldner wie die Wagner-Gruppe im Kampf gegen den Terror bevorzugten. Außerdem würde die Eröffnung einer zweiten Front Russland vor logistische Probleme stellen. Der Kreml müsste entweder auf kämpfende Einheiten für den Ukrainekrieg verzichten oder die Sicherheitspartner in Afrika vernachlässigen, so das unterstellte Kalkül.

Der ukrainische Geheimdienst solle dabei die Aufgabe übernehmen, die Extremisten auszurüsten. Obwohl die ukrainische Führung jedwede Beteiligung bestreitet, haben Mali und Niger ihre diplomatischen Beziehungen zu Kiew bereits abgebrochen.

Die Ukraine stellt nicht in Abrede, in der Region aktiv zu sein. Allerdings ist von ihrer Seite nur die Rede von „Rebellen“, die man unterstütze, beispielsweise Tuareg-Milizen in Mali. Prorussische Medien wie „Afrique Media“ präsentierten Aufnahmen, die Drohnen aus ukrainischer Produktion zeigen sollen. Diese seien bei einem Angriff dschihadistischer Rebellen zum Einsatz gekommen.

Dschihadisten erneut als potenzielle Bündnispartner des Westens?

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass der Westen in der Auswahl seiner Verbündeten in weit entfernten Kriegen und Bürgerkriegen nicht immer wählerisch ist, wenn geopolitische Rivalen involviert sind. Während der sowjetischen Intervention der 1980er Jahre in Afghanistan unterstützten die USA und einige Verbündete die aufständischen Mudschahedin. Am Ende landeten Waffen und Know-how häufig bei den Taliban und bei Terrorgruppen wie Al-Kaida.

Ein ähnliches Szenario zeigte sich in den Bürgerkriegen in Libyen und Syrien während der 2010er Jahre. In Mali hatte ein westliches Bündnis 2013 unter französischer Führung interveniert, um Al-Kaida-Verbündete zu bekämpfen. Nach anfänglichen Erfolgen zeichnete sich ab, dass es der Regierung in Bamako nicht gelingen würde, die dschihadistischen Verbände dauerhaft unter Kontrolle zu halten.

Stattdessen mischten sich Frankreich und die EU in die Regierungsbildung des Landes ein – vor allem, nachdem das Militär erstmals 2020 die Regierungsgeschäfte an sich gerissen hatte. Ende 2021 beschloss die Militärführung in Mali, in der Terrorismusbekämpfung mit Russland und der Wagner-Gruppe zusammenzuarbeiten.

Burkina Faso strebt Beitritt zu BRICS an

Die Beziehungen von Burkina Faso zum Kreml sind bereits seit der Erlangung der Unabhängigkeit von Frankreich im Jahr 1960 eng. Einflussreiche Persönlichkeiten wie der sozialistische Politiker Thomas Sankara wiesen eine politische Nähe zur Sowjetunion auf. Im Jahr 1987 wurde dieser ermordet, und es folgten mehrere Jahrzehnte, in denen hauptsächlich das Militär die Geschicke bestimmte. Frankreich erlangte einen erheblichen faktischen Einfluss im Land zurück. Im Jahr 1992 wurde die russische Botschaft in Ouagadougou geschlossen – weil man die Mittel für die vermeintlich überflüssige Vertretung einsparen wollte.

Kräfte innerhalb des Militärs und des Staatsapparats, die einem anhaltenden französischen Einfluss im Land entgegenwirken wollten, suchten jedoch stets die Nähe zu Moskau. Mittlerweile hat die Regierung in Ouagadougou sogar Interesse bekundet, dem BRICS-Staatenblock beizutreten. Diesen Wunsch eröffnete Premierminister Kyélem de Tambèla im September dem russischen Botschafter Alexej Saltykow.

Nach der anstehenden Erweiterung um Ägypten, Äthiopien, den Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) wird das Bündnis vorerst einen Erweiterungsstopp in Kraft setzen. Allerdings wolle man eine neue Kategorie für Assoziationen schaffen, heißt es aus dem Kreml.

„Geschichte mit Franzosen und dem Westen hat uns keine Zufriedenheit gebracht“

Tambèla hatte Ende der Vorwoche an den Burkina-Faso-Wirtschaftstagen teilgenommen. Dort warb er um russische Investitionen in dem westafrikanischen Staat. Er erklärte, westliche Länder hätten ihn gewarnt, Russland habe als Partner nicht viel mehr als Waffen anzubieten. In Moskau sagte Tambèla dazu:

„Wir haben beschlossen, uns selbst davon zu überzeugen. Deshalb suchen wir nach Möglichkeiten, unsere Beziehungen in allen Bereichen zu diversifizieren. Wir wollen eine militärische, wirtschaftliche und kulturelle strategische Partnerschaft aufbauen.“

Der Premier betonte, dass „unsere Geschichte der Interaktion mit den Franzosen und dem Westen im Allgemeinen uns keine Zufriedenheit gebracht hat“. Deshalb habe man sich dazu entschlossen, neue Wege zu gehen.

Terroristen behelligen auch Togo – auch dort wendet man sich Russland zu

Einen Militärputsch, auf den eine Abwendung von Frankreich erfolgte, hatte auch der Nachbarstaat Niger erlebt. Die dortige Führung bemüht sich nun ebenfalls um den Ausbau der Beziehungen zur Russischen Föderation.

Dschihadistengruppen versuchen unterdessen, in Mali, Niger und Burkina Faso den wirtschaftlichen Aufbau durch Terror zu stören. Mittlerweile haben einige von ihnen ihr Tätigkeitsgebiet auch auf Togo ausgeweitet. Die Antwort der dortigen Regierung ist ebenfalls eine Annäherung an Russland: Präsident Faure Gnassingbé hatte erst im Vorjahr beim Kreml mehrere Kampfhubschrauber für seine Armee bestellt.



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