41 neue Infizierte auf Kreuzfahrtschiff – Brite spricht von „schwimmendem Gefängnis“
An Bord eines unter Quarantäne gestellten Kreuzfahrtschiffes in Japan sind weitere 41 Fälle des neuen Coronavirus festgestellt worden. Das gab das japanische Gesundheitsministerium bekannt. Damit erhöht sich die Zahl der Infizierten an Bord des Schiffes auf 61. Die Betroffenen würden in Krankenhäuser gebracht, berichteten örtliche Medien. Die übrigen der insgesamt 2666 Passagiere und 1045 Crew-Mitglieder sollen vorerst bis zum 19. Februar an Bord bleiben.
Unter den inzwischen 61 positiv auf das Coronavirus getesteten Personen an Bord eines Kreuzfahrtschiffes in Japan befinden sich nach Kenntnis der Botschaft in Tokio keine deutschen Staatsangehörigen. Demnach sind zehn Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit an Bord des unter Quarantäne gestellten Schiffes. „Die Botschaft steht weiterhin im direkten Kontakt mit fünf dieser Passagiere und mit Kontaktpersonen an Bord der „Diamond Princess“, teilte die Deutsche Botschaft in Tokio mit. Ihnen gehe es den Umständen entsprechend gut, hieß es auf dpa-Anfrage.
Insgesamt drei Kreuzfahrtschiffe betroffen
Tausende Menschen auf zwei Kreuzfahrschiffen vor Hongkong und der japanischen Hafenstadt Yokohama teilen seit Donnerstag das Schicksal von Millionen Menschen in mehreren chinesischen Städten. Nach Angaben des japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe befand sich ein weiteres Kreuzfahrtschiff, die „Westerdam“, mit einem infizierten Passagier an Bord auf dem Weg nach Japan.
Bei den am Donnerstag festgestellten Infizierten handelt es sich nach Angaben des japanischen Gesundheitsministeriums um Personen aus Japan, den USA, Kanada, Neuseeland und Taiwan. Sie verließen zur Behandlung das Schiff, doch für die anderen 3700 Passagiere und Besatzungsmitglieder aus 50 Ländern galten weiterhin strikte Beschränkungen.
Vor Hongkong verbrachten unterdessen 3600 Menschen die Nacht an Bord der „World Dream“, nachdem bei drei ehemaligen Passagieren das Virus nachgewiesen worden war. Sie dürfen erst von Bord, wenn alle Tests negativ ausgefallen sind. Nach der Besatzung sollten am Donnerstag alle Passagiere getestet werden. Die Gesundheitsbehörden der chinesischen Sonderverwaltungszone wollen darüberhinaus rund 5000 Hongkonger kontaktieren, die seit Mitte Januar auf dem Schiff gereist waren.
„Schwimmendes Gefängnis“
Die Passagiere der „Diamond Princess“ sitzen bereits seit Montag fest und müssen sich bis mindestens 19. Februar gedulden. Wie es an Bord des Luxusliners zugeht, beschreibt der britische Passagier David Abel in launigen Beiträgen auf Facebook. Statt auf seiner Traumreise finde er sich auf einem „schwimmenden Gefängnis“ wieder, schrieb er.
„Für die meisten Passagiere ist es eine schreckliche Situation, hier festzusitzen, eingesperrt in der Kabine. Wir dürfen den Raum nicht verlassen“, schrieb er in einem Post. Besonders schlimm sei es für diejenigen, die eine Kabine im Inneren des Schiffs gebucht haben, ohne Balkon oder Fenster nach draußen und damit ohne frische Luft. Einige hätten von der Klimaanlage erst Husten und dann Panik bekommen, dass sie sich mit dem Virus angesteckt hätten.
Auch das Essen entspreche nicht mehr dem Angebot einer „Luxus-Kreuzfahrt“. Mit dem Wissen, wie populär seine Facebook-Kommentare inzwischen sind, schrieb Abel: „Könnte mir bitte jemand vom Zimmer-Service jeden Tag eine frische Banane bringen?“. Und den Kapitän bat er um einen „Talisker-Whisky, zehn Jahre alt, Single Malt“ – sowie um mehr als die bislang eher spärlichen Informationen für die Passagiere.
Drastische Maßnahmen in China
Mit drastischen Maßnahmen versuchen die chinesischen Behörden seit Wochen, die Ausbreitung des neuartigen Virus in den Griff zu bekommen. In drei Provinzen wurden Maßnahmen wie ein stark beschränktes Ausgehverbot verhängt, insgesamt 63 Städte haben sich mit Stand vom 06. Februar weitgehendst abgeriegelt.
Um eine weltweite Ausbreitung des Virus besser bekämpfen zu können, hatte die Weltgesundheitsorganisation WHO am Mittwoch die internationale Gemeinschaft zu Zahlungen in Höhe von 675 Millionen Dollar (613 Millionen Euro) aufgerufen. Mit dem Geld will die WHO einen Vorsorgeplan finanzieren, mit dem sie vor allem Länder mit einem maroden Gesundheitssystem unterstützen will.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) kritisierte unterdessen scharf den Umgang Pekings mit dem neuen Coronavirus. Dass die Behörden Berichte über die neue Lungenkrankheit zu Beginn unterdrückt hätten, habe den Ausbruch nur „verschlimmert“, sagte HRW-Chef Kenneth Roth in Genf. „Es gibt keinen Platz für Geheimhaltung bei der Bekämpfung einer Epidemie“, fügte er hinzu.
Die öffentliche Gesundheit müsse „vor den Erhalt einer bestimmten politischen Macht gestellt“ werden, forderte Roth. „Traurigerweise ist das nicht Pekings Ansatz.“ (sk/afp)
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