21 Tote und über 1700 Verletzte bei neuen Protesten im Irak
Im Irak sind neue Proteste gegen Korruption und Misswirtschaft in Gewalt eskaliert. 21 Menschen starben nach Angaben der staatlichen Menschenrechtskommission. Mehr als 1700 Menschen seien zudem verletzt worden.
Demonstranten hatten unter anderem in der Hauptstadt Bagdad versucht, in die besonders geschützte Grüne Zone zu gelangen, in der viele Regierungseinrichtungen und Botschaften liegen. Die Sicherheitskräfte setzten daraufhin Tränengas, scharfe Munition und Gummigeschosse ein.
Allein in Bagdad starben den Angaben der Menschenrechtskommission zufolge acht Menschen. Hier seien mit fast 1500 Verletzten auch die meisten Menschen verletzt worden, sagte Faisal Abdullah von der Menschenrechtskommission der Deutschen Presse-Agentur. Die restlichen Personen kamen demnach in den im Südirak gelegenen Provinzen Maisan, Dhi Kar und Al-Muthanna ums Leben.
Bereits Anfang des Monat waren bei tagelangen Protesten in Bagdad und anderen Regionen des Landes fast 150 Zivilisten getötet worden. In einem Bericht der Regierung hieß es später, die meisten von ihnen seien durch Schüsse in Kopf oder Brust ums Leben gekommen.
Die Proteste vor allem junger Männer richten sich gegen Korruption und Misswirtschaft in dem vom Krieg zerrütteten Land. Auch am Freitag forderten die Demonstranten den Sturz der Regierung und die Auflösung des Parlaments. Nach Angaben der Menschenrechtskommission wurden etwa 27 Regierungsgebäude und Büros von Parteien attackiert und angezündet.
Iraks Großajatollah Ali al-Sistani rief beide Seiten zur Rücksicht auf. Sicherheitskräfte sollten die Demonstranten „freundlich“ behandeln, da diese „ihr Recht auf ein vernünftiges Leben einfordern“, hieß es in einer verlesenen Freitagspredigt des einflussreichen Geistlichen.
Dabei blieb Bagdad am Freitag nicht die einzige arabische Hauptstadt, in der es zu Protesten kam. Auch in der libanesischen Hauptstadt Beirut gingen die Proteste den neunten Tag in Folge weiter. Viele Straßen waren gesperrt, Schulen, Banken und zahlreiche Geschäfte blieben geschlossen. Es kam zu Zusammenstößen mit der Polizei.
Die Demonstranten im Libanon fordern den Rücktritt der Regierung und die Absetzung korrupter Politiker. Eine Rede von Präsident Michel Aoun am Donnerstag konnten die Proteste nicht beruhigen. Das kleine Land am Mittelmeer erlebt sei Monaten eine schwere Wirtschaftskrise.
Auch in der algerischen Hauptstadt Algier kam es am Freitag erneut zu Demonstrationen gegen die Führung des Landes. Im April war Langzeitpräsident Abdelaziz Bouteflika nach wochenlangen Protesten zurückgetreten. Angekündigte Neuwahlen waren anschließend aber verschoben worden. Seitdem kommt es jede Woche zu Protesten. Videos in den sozialen Netzwerken zeigten Hunderte Menschen in den Straßen von Algier, die demonstrierten. Sicherheitskräfte riegelten den Zugang zu einem zentralen Platz im Stadtzentrum ab. (dpa)
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