200 Mio. Euro aus Deutschland geplant – Doch Taliban streichen Hilfsgelder ein
Die afghanische Bevölkerung durchlebe eine humanitäre Krise, die zu den schwersten der Welt zähle, sagte Bundesaußenministerin Baerbock und will weitere Hilfsgelder zur Verfügung stellen, berichtet die „Tagesschau“. „Deshalb muss die internationale Gemeinschaft ihre humanitäre Unterstützung für Afghanistan verstärken.“
Bislang haben die Vereinten Nationen hunderte Millionen Euro in Form von Bargeldpaketen nach Afghanistan geschickt, um der dortigen Bevölkerung zu helfen. Bestimmt sind die Hilfsgelder für soziale Zwecke, Frauen und Kinder sowie für die Gehälter der Büros internationaler Institutionen einschließlich der Gehälter der Mitarbeiter der Vereinten Nationen.
Insgesamt sind bisher mehr als 800 Millionen US-Dollar in das Land geflossen, erklärte kürzlich ein Taliban-Vertreter in afghanischen Medien.
Recherchen von „Business Insider“ ergaben, dass ein großer Teil dieses Geldes undurchsichtig für verschiedene Zwecke verwendet werde und sogar bei den Taliban lande, die ihre Kämpfer mit dem Bargeld versorgten. Gleichzeitig steuert das Land auf eine wirtschaftliche Katastrophe zu, berichten mehrere hochrangige Mitarbeiter afghanischer Banken.
So erklärt ein hochrangiger Mitarbeiter der afghanischen Zentralbank, dass es keine Informationen darüber gebe, wann das Geld die Afghanistan International Bank (AIB) verlässt und wie es verbraucht wird. Es sei schlicht nicht klar, wo und für welchen Zweck es in Afghanistan ausgegeben wird. „Die Armut breitet sich von Tag zu Tag aus“, berichtet der Mitarbeiter unter Verwendung eines Pseudonyms, „und dieses Geld hat nicht dazu beigetragen, das Leben des einfachen afghanischen Volkes zu verbessern.“
Mehrere andere Bankmitarbeiter geben an, dass die meisten afghanischen Banken mit Liquiditätsproblemen kämpfen und ihr Zusammenbruch unvermeidlich sei.
Die Vereinten Nationen wollen die Krise in Afghanistan bewältigen, indem sie für das Jahr 2022 Mittel in Höhe von fünf Milliarden US-Dollar locker machen.
„Verschwendung und Korruption schwindelerregend“
In den letzten 20 Jahren sind enorme Beträge für Afghanistan ausgegeben worden und ein erschreckend hoher Anteil ist in die Taschen einiger weniger afghanischer Regierungsbeamter und hochrangiger Personen geflossen, berichtet Steve Brooking, ehemaliger Geschäftsträger der britischen Botschaft in Kabul und Sonderberater für die Hilfsmission der Vereinten Nationen in Afghanistan.
Trotz der unermüdlichen Aufsichtsbemühungen von Staatsbediensteten sei das Ausmaß der Verschwendung und Korruption schwindelerregend. Das US-Entwicklungsprogramm war für die Verwaltung des „Treuhandfonds für Recht und Ordnung“ verantwortlich und selbst nicht gegen die Machenschaften der afghanischen Funktionäre gefeit, kritisiert Brooking. Hunderte Millionen US-Dollar seien abgezweigt worden, um „Geisterpolizisten“ zu bezahlen, füllten jedoch die Taschen hoher afghanischer Amtsträger.
Auch bestehe die sehr reale Möglichkeit, dass die Hilfsgelder zur Finanzierung der Drogenproduktion oder terroristischer Organisationen wie al-Qaida oder des politisch mächtigen Haqqani-Netzwerks verwendet werden, von denen mehrere Mitglieder jetzt in der afghanischen Regierung Führungspositionen innehaben.
Die Vereinten Nationen und nichtstaatliche Hilfsorganisationen profitieren ebenfalls von den Hilfsgeldern, äußert Brooking. Sie behalten einen gewissen Prozentsatz an Verwaltungsgebühren ein (im Falle des UN-Entwicklungsprogramms in der Regel „mindestens sieben Prozent“), zusätzlich zu allen anrechenbaren Personalkosten. (bs)
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