1400 Flüchtlinge vor Libyens Küste gerettet – Kapitän kommt vor Gericht

Vor der libyschen Küste sind nach Angaben der italienischen Küstenwache binnen eines Tages rund 1400 Menschen aus dem Mittelmeer gerettet worden. Ungeachtet immer schlechter werdender Wetterbedingungen stechen weiter viele Flüchtlinge in See.
Titelbild
Flüchtlingsboot vor Lampedusa.Foto: Italienische Marine/Archiv/dpa
Epoch Times20. Oktober 2016

Vor der libyschen Küste sind am Donnerstag rund 1400 Menschen aus dem Mittelmeer gerettet worden. Das von der Organisation Ärzte ohne Grenzen betriebene Rettungsschiff „Argos“ griff 802 Menschen von sechs Schlauchbooten und einer Holzbarke auf, wie die italienische Küstenwache mitteilte. Auch das Schiff „Responder“ der Hilfsorganisation Moas war mit 432 Flüchtlingen wesentlich an den Rettungsaktionen beteiligt.

Die übrigen Flüchtlinge wurden von Schiffen der italienischen Küstenwache und der EU-Mission „Sophia“ aufgenommen. Ungeachtet der schlechten Wetterbedingungen wurden nach Angaben der Küstenwache seit Sonntag insgesamt mehr als 2400 Flüchtlinge vor der libyschen Küste aus Seenot gerettet. Nicht immer kommen die Helfer rechtzeitig, weil viele Boote nicht hochseetauglich und oft überfüllt sind. Viele Passagiere ertrinken oder kollabieren aus Wassermangel.

Viele allein reisende Minderjährige und junge Familien

Das Schiff „Vos Hestia“ der Organisation Save the Children war am Mittwoch auf ein Boot mit rund 200 Passagieren gestoßen, viele davon davon allein reisende Minderjährige und junge Familien. Fünf Menschen waren bereits tot. Italiens Innenministerium zählte bis zum Mittwoch rund 145.000 Flüchtlinge, die das Land in diesem Jahr über das Mittelmeer erreichten. Die Zahl liegt auf ähnlich hohem Niveau wie 2014 und 2015.

Derweil wurden neue Ermittlungsergebnisse im Fall des in der Nacht zum 19. April 2015 gesunkenen Flüchtlingsschiffes bekannt, das Italien eigens bergen ließ. Nach Angaben des italienischen Sonderermittlers Vittorio Piscitelli waren bis zu 900 Menschen unter Deck eingepfercht. „Sie konnten gar nicht lebendig ankommen“, sagte Piscitelli. Bislang waren die Ermittler von etwa 800 Todesopfern ausgegangen.

Dem mutmaßlichen Kapitän des Schiffes und seinem Assistenten soll ab dem 6. Dezember im sizilianischen Catania der Prozess gemacht werden. Die Staatsanwaltschaft fordert 18 Jahre Haft für den tunesischen Kapitän sowie sechs Jahre für seinen Helfer aus Syrien. (afp/rls)

 

 



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