Verzerrte Berichterstattung: Wie die „New York Times“ Chinas Menschenrechtsverletzungen verharmlost

Der Preis für den Zugang zum Reich der Mitte. Die „New York Times“ hat ihre Leser in den vergangen Jahrzehnten über China und das kommunistische Regime, einschließlich der Verfolgung von Falun Gong, in die Irre geführt. Eine Analyse.
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Foto: Getty Images; Montage: Epoch Times
Von 13. September 2024

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In den vergangenen 25 Jahren hat die „New York Times“ in entscheidenden Momenten die Interessen einer Machtgruppe innerhalb der Kommunistischen Partei Chinas unterstützt, die für Gräueltaten an Praktizierenden der spirituellen Disziplin Falun Gong verantwortlich ist.

Die Epoch Times hat die China-Berichterstattung der „New York Times“ analysiert und ein halbes Dutzend Experten für Politik und Geopolitik der Kommunistischen Partei Chinas (KPC) befragt. Dabei kam heraus, dass die Zeitung ihre Berichterstattung über China verzerrt und ihre Leser in die Irre führt.

Aufgrund des besonders großen Einflusses der Zeitung auf die Politik hat ihre verzerrte Berichterstattung nach Ansicht einiger Experten wahrscheinlich zu einem schwer zu beziffernden Verlust an Menschenleben und Wohlstand geführt.

Der Preis für Zugang

Jahrzehntelang hat sich die „New York Times“ als globale Zeitung positioniert und darauf bestanden, Zugang zu China zu haben, wie ehemalige Mitarbeiter berichten. Das bedeutete, dass das kommunistische Regime davon überzeugt werden musste, dass die Präsenz der Zeitung dem Land nützen würde.

Die Zeitung hat nie erklärt, welchen Preis sie für den Zugang zu China bezahlt hat.

„Wenn man eine globale Zeitung sein will, stellt sich immer die Frage: Was muss man tun, um China zufriedenzustellen, um im Geschäft zu bleiben?“, sagte Tom Kuntz, ein ehemaliger Redakteur der Zeitung, der Epoch Times. „Es gab immer Spannungen, und ich weiß, dass sie wie viele andere Unternehmen auch versucht haben, den Zugang zu China aufrechtzuerhalten.“

Bradley Thayer, ein ehemaliger leitender Mitarbeiter der Denkfabrik Center for Security Policy, Experte für die strategische Bewertung Chinas und Gastautor der Epoch Times, drückte sich noch direkter aus.

„Wenn man nicht so über das Regime berichtet, wie es das Regime gerne hätte, wird man ausgebremst. Man kann nicht mehr zurück“, sagte er der Epoch Times. „Alle diese Leute haben also ein Eigeninteresse daran, der Parteilinie zu folgen.“

Die „New York Times“ hat in ihrer Berichterstattung über die chinesische Politik Aufrichtigkeit unterstellt, wo Täuschung zu erwarten war, und beschönigt, wo sie hätte tiefer graben müssen. Damit hat sie sich nach Ansicht mehrerer Experten auf eine Linie mit den Interessen einer Clique innerhalb der KPC, den Gefolgsleuten des ehemaligen Parteichefs Jiang Zemin, gebracht.

Privilegierte Stellung

Im Jahr 2001 entwickelte die Zeitung eine besondere Beziehung zu Jiang, als ihr damaliger Herausgeber Arthur Sulzberger jr. und mehrere Redakteure und Reporter eine seltene Audienz beim Diktator erhielten. Die Zeitung veröffentlichte ein Exklusivinterview unter der Überschrift „In Jiang’s Words: ‚I hope the Western world can understand China better‘“ (zu Deutsch: In Jiangs Worten: „Ich hoffe, die westliche Welt kann China besser verstehen“).

Innerhalb weniger Tage öffnete die KPC den Zugang zur Website der „New York Times“ in China. Einen Monat später schaltete die KPC mehrere andere westliche Nachrichtenseiten frei, darunter die der „Washington Post“, der „Los Angeles Times“, des „San Francisco Chronicle“ und der BBC. Innerhalb einer Woche wurden die Seiten wieder blockiert. Die „New York Times“ hingegen blieb erreichbar. Nutzer berichteten jedoch, dass Inhalte der Seite selektiv gesperrt wurden.

Das Interview fand zu einem für Jiang heiklen Zeitpunkt statt. Ihm blieb nur noch etwas mehr als ein Jahr, um die Parteiführung an Hu Jintao zu übergeben und damit die von seinem Vorgänger Deng Xiaoping festgelegte Nachfolgeregelung zu erfüllen.

Doch es lief nicht gut für Jiang. Seine Verfolgung der spirituellen Praxis Falun Gong, eine politische Kampagne, die die Partei und das Land unter seiner Kontrolle gleichschalten sollte, verfehlte ihr Ziel. Schlimmer noch: Ausländische Medien, darunter das „Wall Street Journal“ und die „Washington Post“, zerpflückten die Anti-Falun-Gong-Propaganda der KPC und veröffentlichten Berichte über illegale Verhaftungen und Folter.

Die „New York Times“ hingegen schien Jiangs Kampagne zu unterstützen. Zum Zeitpunkt des Interviews im Jahr 2001 veröffentlichte die Zeitung mehrere Dutzend Artikel über Falun Gong, von denen fast alle die Propaganda der Kommunistischen Partei Chinas wiederholten und Falun Gong als „Kult“ oder „Sekte“ beschrieben.

Falun Gong, auch bekannt als Falun Dafa, ist eine spirituelle Disziplin, die aus langsamen Übungen und einer Lehre besteht, die auf den Prinzipien Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht beruht. Sie wurde 1992 in China der Öffentlichkeit vorgestellt und wurde bis zum Ende des Jahrzehnts von schätzungsweise 70 bis 100 Millionen Menschen praktiziert.

Bis zum Jahr 2001 hatte die „New York Times“ mehrere Dutzend Artikel veröffentlicht, die die Propaganda der Kommunistischen Partei Chinas wiederholten und Falun Gong als „Kult“ oder „Sekte“ beschrieben. Foto: Bildschirmfotos via Epoch Times, „The New York Times“

Eine inszenierte Selbstverbrennung

Als die staatlichen Medien der KPC im Januar 2001 behaupteten, mehrere Menschen, die sich auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking selbst angezündet hatten, seien Falun-Gong-Praktizierende gewesen, schickte die „Washington Post“ einen Reporter, um die Geschichte zu überprüfen. Die „New York Times“ hingegen übernahm die Darstellung der KPC sofort als Tatsache.

Hätte die Zeitung ihren viel gerühmten investigativen Spürsinn eingesetzt, hätte sie, wie andere auch, herausgefunden, dass die Selbstverbrennung inszeniert war. Nachdem sich der erste Mann in der Mitte des Platzes selbst angezündet hatte, gelang es vier Polizisten, mehrere Feuerlöscher zu besorgen, zum Ort des Geschehens zu eilen und das Feuer in weniger als einer Minute zu löschen.

Angesichts der Entfernungen auf dem riesigen Platz wäre dies physisch unmöglich gewesen. Es sei denn, die Beamten hätten die Feuerlöscher bereits vorbereitet und im Voraus gewusst, wo sie an diesem Tag auf dem Platz benötigt würden, so die Schlussfolgerung mehrerer unabhängiger Untersuchungen, die auch Dutzende anderer Ungereimtheiten aufdeckten.

Auch ohne Untersuchung ergab der Vorfall wenig Sinn. Die KPC behauptete, die Opfer seien dem Glauben gefolgt, dass sie durch die Selbstverbrennung in den Himmel kämen. Falun Gong kennt jedoch keinen solchen Glauben; in seiner Literatur wird Selbstmord als Tötung eines Menschenlebens behandelt, was ausdrücklich verboten ist. Tatsächlich ist bis heute nicht bekannt, dass sich auch nur einer der zig Millionen Falun-Gong-Praktizierenden öffentlich selbst verbrannt hätte.

Selbst nachdem die „Washington Post“ mehrere der angeblichen Opfer in ihren Heimatorten ausfindig gemacht und festgestellt hatte, dass keiner von ihnen jemals bei Falun-Gong-Übungen gesehen worden war, verbreitete die „New York Times“ weiterhin die Propaganda der KPC.

Jiang schien mit der „New York Times“ zufrieden zu sein und bezeichnete sie in dem Interview im Jahr 2001 als „sehr gute Zeitung“. Sich bei Jiang in Sachen Falun Gong beliebt zu machen, sei besonders wichtig gewesen, betonten mehrere Experten, da es sich um einen Kernpunkt der Politik der KPC handele.

Das Erbe eines Diktators stützen

Spätestens 2002 war die „New York Times“ eindeutig auf Pro-Jiang-Kurs. Unter Berufung auf KPC-Quellen erklärte die Zeitung, Falun Gong sei erfolgreich „zerschlagen“ worden. Sie behauptete, Falun Gong sei bereits Geschichte und habe nur noch zwei Millionen Praktizierende. Sie ging sogar so weit, zu behaupten, die von Falun-Gong-Quellen genannte Zahl von 100 Millionen sei unbegründet.

Einige Jahre zuvor, vor Beginn der Verfolgung, hatten verschiedene westliche und chinesische Medien, darunter die Nachrichtenagentur „The Associated Press“ und die „New York Times“, die Zahlen 70 Millionen und 100 Millionen verwendet. Dabei stützten sie sich in der Regel auf Schätzungen der staatlichen chinesischen Sportverwaltung, die aufgrund einer Ende der 1990er-Jahre durchgeführten umfangreichen Umfrage unter Falun-Gong-Praktizierenden den besten Überblick hatte.

Die „New York Times“ berichtete unter Berufung auf Quellen der KPC, dass es nur zwei Millionen Falun-Gong-Praktizierende gebe. Mehrere westliche und chinesische Medien hatten jedoch vor Beginn der Verfolgung von Falun Gong im Jahr 1999 von 70 Millionen oder 100 Millionen Anhängern gesprochen. Im Jahr 1998 warb Chinas staatlich kontrolliertes „Shanghai TV“ für Falun Gong und erklärte, dass „100 Millionen Menschen auf der ganzen Welt Falun Dafa lernen“. Foto: Screenshots via Epoch Times, „New York Times“, Falun Dafa Information Center

Unterdessen stellte die Zeitung Jiangs Vermächtnis als das eines freundlichen Reformers dar, der China auf die Weltbühne geführt habe. „Aus chinesischer Sicht ist Herr Jiang zutiefst pro-amerikanisch“, hieß es im Jahr 2002 in einem Meinungsartikel eines Mitarbeiters der Zeitung.

Trotz seiner Fehler in der Vergangenheit sei China „offener, toleranter und wichtiger geworden“. Jiangs Entscheidung, auch nach seiner Pensionierung im Jahr 2002 an der Spitze des KPC-Militärs zu bleiben, wurde von der Zeitung etwas widersprüchlich als Zeichen der Stärke dargestellt.

Die Zeitung berichtete sogar über Chinesen, die in Jiangs Heimatstadt pilgerten, um zu sehen, wie das lokale Milieu den zukünftigen Führer der Nation „genährt“ hatte. In dem Artikel, der sich ausführlich mit Jiangs Familiengeschichte befasste, wurde eine für Jiang äußerst heikle Tatsache ausgelassen: dass sein Vater während des Zweiten Weltkriegs als Propagandafunktionär in der von Japan eingesetzten Marionettenregierung tätig gewesen war und damit in den Augen der Chinesen ein Verräter war.

Aufgeblähter Sicherheitsapparat

Die „New York Times“ versäumte es in ihrer Berichterstattung auch, die Erweiterung des Ständigen Ausschusses des Politbüros von sieben auf neun Mitglieder in ihrer ganzen Tragweite zu erfassen. Diese Veränderung des Gremiums, das offiziell das Land regiert, war von Jiang selbst vorgenommen worden. Sie ermöglichte ihm die Aufnahme seines Propagandachefs Li Changchun und des Leiters des Komitees für Politik und Recht (PLAC), Luo Gan.

Unter Jiang wuchs das PLAC zu einem allmächtigen Monstrum heran, das den gesamten nationalen Sicherheitsapparat kontrollierte. Ein wesentlicher Grund dafür war wiederum die Verfolgungskampagne gegen Falun Gong. Da die Glaubensrichtung in China nie offiziell verboten worden war, schuf Jiang eine Polizeiorganisation außerhalb des Gesetzes, das sogenannte Büro 610, um die Verfolgung durchzuführen. Er übertrug Luo die Leitung und gab ihm freie Hand, alle Ressourcen des Sicherheitsapparates zu nutzen, um Falun Gong „auszurotten“.

Aber Falun Gong war anders als alle anderen Gruppen, die das Regime zu zerschlagen versuchte. Die übliche Taktik, die Anführer zu verhaften, erwies sich als unwirksam. Mit Ausnahme des Gründers, der sich bereits im Exil in den USA befand, hatte Falun Gong keinen offiziellen Führer oder eine Hierarchie. Lokale „Koordinatoren“ organisierten einfache Aktivitäten wie Gruppenübungen. Wenn sie verhaftet wurden, übernahmen einfach andere ihre Rolle.

Als die Verfolgung zunahm, hörten die Falun-Gong-Praktizierenden auf, öffentliche Aktivitäten in China zu organisieren, und konzentrierten sich stattdessen darauf, „die Wahrheit zu erklären“, das heißt die Fakten über Falun Gong und die Verfolgung von Mensch zu Mensch weiterzugeben. Um dies zu verhindern, musste der Sicherheitsapparat der KPC sie einzeln identifizieren, überwachen und festnehmen – ein unglaublich intensiver Aufwand.

Analysten zufolge erforderte die Verfolgung einen massiven Ausbau des Polizei- und Überwachungsapparats des Landes, der von Luo und seinem Nachfolger Zhou Yongkang, ebenfalls ein enger Vertrauter Jiangs, vorangetrieben wurde.

In der Regel würden Falun Gong-Praktizierende wegen „Untergrabung der Durchsetzung des Gesetzes“ vor Gericht gestellt, wobei das Gesetz so ausgelegt werde, dass es alles abdecke, was das Regime für verfolgungswürdig halte, erklärte der langjährige China-Kommentator Heng He. „Die Justiz hat sich daran gewöhnt. Und sie geben sich damit nicht zufrieden. Sie nutzen diese Methode, um ihre Macht auf andere auszudehnen“, sagte He.

Falun-Gong-Praktizierende nehmen am 10. Mai 2024 in New York City an einer Parade zur Feier des Welt-Falun-Dafa-Tags und zur Forderung nach einem Ende der Verfolgung in China teil. Foto: Samira Bouaou/Epoch Times

Zunehmend wurden Bürgerrechtler, tibetische Buddhisten, uigurische Muslime und Mitglieder von Hauskirchen mit den Strategien und Mitteln verfolgt, die ursprünglich gegen Falun Gong entwickelt worden waren. Keine dieser Informationen wurde in den Artikeln der „New York Times“ erwähnt.

Joseph Kahn, ein Reporter der „New York Times“, schrieb eine Reihe von Artikeln über das chinesische Justizsystem, in denen er auf politisch erzwungene Ergebnisse und durch Folter erzwungene Geständnisse hinwies. Obwohl er Falun Gong kaum erwähnte, erhielt er den Pulitzerpreis. Kahn leitete später die internationale Berichterstattung der Zeitung und wurde im Jahr 2022 ihr Chefredakteur.

Absetzung von Bo Xilai

Bo Xilai galt einst als aufsteigender Stern der KPC. Als einer der „Prinzen“ – Söhne früher kommunistischer Revolutionäre – wurde er auf eine Führungsrolle in der KPC vorbereitet. Im Jahr 1993 wurde er Bürgermeister von Dalian, einer großen Hafenstadt in der nordöstlichen Provinz Liaoning.

Bos Fahrer, der mit einem chinesischen Journalisten sprach, berichtete, dass Jiang Bo schon früh dazu gedrängt habe, die Falun-Gong-Verfolgung als Mittel zum beruflichen Aufstieg zu nutzen. Die „New York Times“ ist diesen Fragen nie nachgegangen und hat Bos Beteiligung an der Verfolgung von Falun Gong konsequent ignoriert. Bis 2009 hatten Falun-Gong-Praktizierende mehr als 70 Klagen gegen Jiang und andere an der Verfolgung Beteiligte bei mehr als 30 Gerichten weltweit eingereicht – ein Dutzend davon gegen Bo.

Gerichtsdokumente von Prozessen gegen Jiang Zemin und seine Vertrauten im Zusammenhang mit der Verfolgungskampagne der KPC gegen Falun Gong. Foto: U.S. District Court for the District of Columbia, U.S. District Court Northern District of Illinois, U.S. Court of Appeals for the Seventh Circuit

Mehrere US-Gerichte haben Versäumnisurteile gegen Personen gefällt, die persönlich an Folterungen beteiligt waren. Im Jahr 2009 erhob ein spanisches Gericht Anklage wegen Folter gegen fünf amtierende und ehemalige Funktionäre der KPC, darunter Luo, Bo und Jiang. Im selben Jahr erließ ein argentinisches Gericht internationale Haftbefehle gegen Jiang und Luo.

Die „New York Times“ ignorierte all diese Entwicklungen. Im Jahr 2014 berichtete die Zeitung, das spanische Parlament bereite sich darauf vor, die internationale Zuständigkeit von Gerichten einzuschränken, weil dies „die Diplomatie auf unvorhersehbare Weise kompliziert“.

In dem Artikel wurden die Richter als „übereifrig“ und „Provokateure“ dargestellt. Er erwähnte einen Haftbefehl eines spanischen Richters gegen Jiang und den ehemaligen chinesischen Premierminister Li Peng, allerdings nur wegen Menschenrechtsverletzungen in Tibet. Auch Fälle gegen amerikanische und israelische Beamte wurden erwähnt.

Organraub

Im Jahr 2006 tauchten die ersten Meldungen über eine neue Form staatlich organisierter Verbrechen in China auf: die Tötung von Gefangenen aus Gewissensgründen zur Organentnahme auf Bestellung.

Zuerst wandte sich die Ex-Frau eines chinesischen Chirurgen an die Epoch Times und berichtete, dass die meisten der Gefangenen Falun-Gong-Praktizierende waren und noch lebten, als ihnen Organe entnommen wurden. Kurz darauf meldete sich ein ehemaliger Militäroffizier mit ähnlichen Behauptungen.

Der Fall kam ans Licht, als ausländische Ermittler begannen, chinesische Krankenhäuser anzurufen und sich als Patienten oder Angehörige von Patienten auszugeben, die eine Transplantation benötigten. In den aufgezeichneten Gesprächen bestätigten die Ärzte offen, dass Organe innerhalb von ein bis zwei Wochen praktisch auf Abruf verfügbar seien.

Einige bestätigten sogar, dass sie Organe von Falun-Gong-Praktizierenden zur Verfügung stellen könnten, nachdem die Ermittler sagten, dass sie gehört hätten, dass diese am gesündesten seien. Im Laufe der Jahre hat die „New York Times“ der KPC immer wieder geholfen, die illegale Organentnahme unter den Teppich zu kehren.

Recherchen behindert

Im Jahr 2014 kündigte das Regime an, die Verwendung von Organen von zum Tode verurteilten Gefangenen zu beenden. Als Didi Kirsten Tatlow, Reporterin der „New York Times“, einen Hinweis erhielt, dass die Praxis noch nicht beendet sei und weiterhin Gefangene aus Gewissensgründen verwendet würden, habe ihr Arbeitgeber ihre Recherchen behindert, sagte sie. Kurz darauf verließ sie die Zeitung.

„Ich hatte den Eindruck, dass die ‚New York Times‘, mein damaliger Arbeitgeber, nicht glücklich darüber war, dass ich diese Geschichten [über erzwungene Organentnahmen] verfolgte, und nachdem sie meine Bemühungen zunächst toleriert hatte, machte sie es mir unmöglich, weiterzumachen“, sagte sie im Jahr 2019 in einer Aussage vor dem China Tribunal, einem unabhängigen Expertengremium in London, das Beweise für Organraub untersuchte.

Nach der Auswertung der Aussagen von mehr als 50 Zeugen und einer Vielzahl schriftlicher und videobasierter Beweise kam das Tribunal zu dem Schluss, dass das chinesische Regime tatsächlich in großem Umfang Organe von Falun-Gong-Praktizierenden und anderen Gewissensgefangenen entnommen hat. Im Gegensatz zu mehr als einem Dutzend internationaler Medien ignorierte die „New York Times“ das Urteil und die zahlreichen Beweise, die ihm zugrunde lagen.

„Erzwungene Organspenden“

Kürzlich erklärte ein Sprecher der „New York Times“ gegenüber der Epoch Times, dass die Zeitung sehr wohl über das Thema „erzwungene Organspenden“ in China berichtet habe und verwies auf einen einzigen Artikel von Tatlow aus dem Jahr 2016, in dem die Vorwürfe aufgegriffen, die zugrunde liegenden Beweise jedoch nicht diskutiert wurden.

Am 16. August 2024 veröffentlichte die „New York Times“ einen Artikel, in dem die zahlreichen Beweise für die Praxis der KPC, Falun Gong-Gefangene wegen ihrer Organe zu töten, erneut ignoriert wurden.

Stattdessen stützte sie sich auf einen einzigen namentlich genannten China-Forscher. Er räumt ein, dass „einigen Praktizierenden“ Organe entnommen worden sein könnten, sagt aber auch, dass es keine Beweise für ein „systematisches Programm“ gebe, Falun-Gong-Praktizierende wegen ihrer Organe hinzurichten.

Für Dr. Andreas Weber, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie und deutscher Vertreter der Organisation Ärzte gegen Organraub, ist dies eine erstaunliche Aussage.

„Jedem dürfte klar sein, dass ein totalitär geführtes kommunistisches Regime nicht freiwillig seine Tötungsbefehle der internationalen Gemeinschaft zur Verfügung stellt. Das ist gesunder Menschenverstand. Erst recht nicht, wenn es sich um die Vernichtung einer 70 bis 100 Millionen Menschen zählenden Glaubensgemeinschaft wie Falun Gong handelt.“

Die Berichterstattung der „New York Times“ zeige, dass die „Vernichtungskampagne jetzt über die Grenzen Chinas hinaus in den Rest der Welt getragen wird“.

Das Falun-Dafa-Informationszentrum (FDIC), eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in New York, die die Verfolgung von Falun Gong dokumentiert, widersprach dem Ausdruck „erzwungene Organspende“ des „New York Times“-Sprechers. Es sei „widersprüchlich und bizarr“, die Worte „erzwungen“ und „Spende“ in einem Satz zu verwenden.

Die gemeinnützige Organisation veröffentlichte im März 2024 einen Bericht, der die „schändliche“ Berichterstattung der Zeitung über Falun Gong beschrieb. Die FDIC ging auch auf die menschlichen Kosten des journalistischen Defizits ein.

„Die Auswirkungen der verzerrten Berichterstattung der ‚Times‘ und die unverantwortliche Darstellung von Falun-Gong-Praktizierenden als ‚unwürdige Opfer‘ haben dazu beigetragen, dass die Täter ungestraft davonkommen und ihre Opfer der lebenswichtigen internationalen Unterstützung beraubt werden, was zweifellos zu mehr Leid und dem Verlust von Menschenleben in ganz Festlandchina geführt hat“, hieß es.

Unbedenkliche Kritik

Das bedeutet nicht, dass die „New York Times“ die Menschenrechtsverletzungen in China völlig ignoriert hätte. Vielmehr, so argumentiert das FDIC, habe sie einen sicheren Ansatz gewählt.

Das FDIC dokumentierte, dass die Zeitung zwischen 2009 und 2023 nur 17 Artikel über Falun Gong veröffentlichte, aber mehr als 200 über die Uiguren und mehr als 300 über Tibet. Aus der Perspektive der Interessen der Zeitung in China wurde Kritik an Menschenrechtsverletzungen im fernen Tibet oder Xinjiang als relativ „sicher“ angesehen, so Trevor Loudon, ein Experte für kommunistische Regime und Gastautor der Epoch Times.

„Das ist eine Zurschaustellung moralischer Werte: ‚Seht, wir sind für die Menschenrechte.‘ Aber mit Falun Gong würden sie das nie machen, weil das die KPC wirklich wütend machen würde. Die KPC würde einen Anfall bekommen“, sagte er der Epoch Times.

Während die Aufdeckung von Misshandlungen gegen Tibeter oder Uiguren im Ausland Empörung hervorrufe, verursache sie im Inland nur wenig Instabilität, sagte Loudon, weil die ethnischen Minderheiten in China nur begrenzten Einfluss hätten. Falun Gong hingegen sei „in der chinesischen Kultur verwurzelt“, was ihm eine unmittelbare Anziehungskraft verleihe.

„Die Chinesen werden morgen nicht den Islam annehmen. Die Chinesen werden auch nicht den tibetischen Buddhismus annehmen. Aber Millionen von Chinesen haben eine gewisse Sympathie für Falun Gong“, betonte er. Außerdem sei es für die KPC einfacher, ethnische Minderheiten politisch zu etikettieren – „Separatisten“ für die Tibeter und „Terroristen“ für die Uiguren.

Die meisten Falun-Gong-Anhänger seien jedoch ganz normale Chinesen, die über alle Gesellschaftsschichten verstreut seien. Ihre einzige politische Forderung sei, dass das Regime die Verfolgung einstelle, so Loudon.

„Das Regime kann nicht sagen, Falun Gong sind Separatisten. Sie können nicht sagen, dass sie Terroristen sind. Sie können nicht sagen, sie sind politisch. Sie können nur sagen, dass sie seltsam oder verrückt sind“, sagte er. Dem FDIC-Bericht zufolge ist dies genau die Angriffslinie, die die „New York Times“ unterstützt.

Laut einem Bericht des Falun-Dafa-Informationszentrums, einer gemeinnützigen Organisation, die die die Verfolgung in China dokumentiert, hat die „New York Times“ Menschenrechtsverletzungen in China ignoriert, heruntergespielt oder falsch dargestellt. Foto: Falun-Dafa-Informationszentrum

Hegemoniale Ambitionen

In den vergangenen Jahrzehnten haben die USA nur langsam auf die zunehmende Aggressivität der KPC reagiert.

Die „New York Times“ war dabei wenig hilfreich. „Sie wissen, dass sie bis zu einem gewissen Grad intellektuell ehrlich sein müssen“, sagte James Fanell. Aber sie könnten nicht darüber sprechen, was Chinas langfristige Strategie sei.

Fanell, ein ehemaliger Offizier des Marinegeheimdienstes, hat zusammen mit Thayer das kürzlich erschienene Buch „Embracing Communist China: America’s Greatest Strategic Failure“ (Die Umarmung des kommunistischen Chinas: Amerikas größtes strategisches Versagen) geschrieben.

Die KPC halte ihre Endziele bewusst vage und stelle sie als „friedlichen Aufstieg“ einer „verantwortungsvollen“ Macht dar. Die Richtung der Entwicklung sei jedoch nicht schwer zu erkennen gewesen, so die Autoren. Das Ziel der Partei, die USA wirtschaftlich und militärisch zu übertreffen, sei kein Streben nach Emanzipation, sondern spiegele das Streben nach Vorherrschaft wider.

Das Gerede der KPC über einen „friedlichen Aufstieg“ und eine „multipolare“ Welt, in der sich die USA, China und andere Nationen die Verantwortung für die Aufrechterhaltung der Ordnung teilen, sei „kaum mehr als ein Ablenkungsmanöver“, so Fanell. „Sie wissen, dass nur einer das Sagen haben wird“, sagte er. „Sie wollen die führende Macht in der Welt sein. Das haben sie auf viele, viele Arten zum Ausdruck gebracht.“

Die Ablösung der USA als führende Weltmacht würde es der KPC ermöglichen, die Regeln für Politik und Handel weltweit zu diktieren, so die Autoren. Die Pax Americana mit all ihren Fehlern habe ein gewisses Maß an universellen Werten, Pressefreiheit, Religionsfreiheit und wirtschaftlicher Freiheit ermöglicht. Die Pax Sinica unter der KPC verspreche keine solche Freiheit, warnen sie.

„Wir wissen, wie das aussehen wird“, sagte Fanell. „Wir sehen es jeden Tag in China. Totale Kontrolle. Soziales Kreditsystem. Staatliche Kontrolle über jeden Aspekt des Lebens. So sieht es aus.“

Es sei unmöglich, die KPC von ihren hegemonialen Ambitionen abzubringen.

Engagement-Doktrin

„Xi Jinping könnte morgen sterben. Er könnte heute Nachmittag sterben, und derjenige, der ihn ablöst, wird China nicht zu glücklichen Zeiten zurückführen“, sagte er. „Die Person, die ihn ablöst, wird die gleiche Politik, die gleiche Aggressivität beibehalten, weil die Person letztlich viel weniger wichtig ist als die Ideologie des Kommunismus und die Tatsache, dass seine Macht gewachsen ist. Und diese Ideologie, die mit der Macht verbunden ist, erklärt sein zunehmend aggressives Verhalten auf internationaler Ebene.“

Vor allem seit der COVID-19-Pandemie herrscht in den Vereinigten Staaten ein breiter Konsens darüber, dass den Ambitionen der KPC mit aller Entschlossenheit begegnet werden muss – eine Strategie, die Thayer und Fanell befürworten.

Die „New York Times“ rät jedoch davon ab, die KPC als Feind zu behandeln. Stattdessen plädiert sie für ein kontinuierliches Engagement.

Im vergangenen Jahr veröffentlichte die Zeitung einen Leitartikel mit dem Titel „Who Benefits From Confrontation With China?” (Wer profitiert von der Konfrontation mit China?). Darin heißt es, dass „den amerikanischen Interessen am besten gedient ist, wenn man den Wettbewerb mit China betont und die Konfrontation minimiert“, und dass „oberflächliche Beschwörungen des Kalten Krieges fehl am Platze sind“.

Die Politik des Engagements, die Amerikas Produktionsbasis ausgehöhlt und dazu beigetragen hat, China zu einem gefürchteten militärischen Gegner zu machen, „hat weniger gebracht, als ihre Befürworter gehofft und vorausgesagt hatten“, schreiben die Autoren. Sie argumentierten jedoch, dass die Beziehungen zu China „weiterhin beträchtliche wirtschaftliche Vorteile für die Menschen beider Länder und den Rest der Welt bringen“.

Thayer bezeichnete eine solche Sichtweise als „erschreckend“. Er sagte, die Doktrin des Engagements habe es dem Regime ermöglicht, Krisenzeiten zu überstehen, und habe Versuche, das Regime zu stürzen, verhindert. „Was die Befürworter der Engagement-Doktrin getan haben, war, uns daran zu hindern, dieses abscheuliche Regime loszuwerden“, sagte er.

Die „New York Times“ veröffentlichte in ihrer Ausgabe vom 25. November 2018 einen Sonderteil mit dem Titel „China Rules“ (China regiert). Er enthielt große chinesische Schriftzeichen auf rotem Hintergrund und einen positiven Bericht über die KPC, während gleichzeitig die Vereinigten Staaten kritisiert wurden. Foto: Samira Bouaou/The Epoch Times

Interessen und Nostalgie

Das Festhalten der „New York Times“ an der Engagement-Doktrin könnte verschiedene Ursachen haben. Thayer wirft der Zeitung „ideologische Verblendung vor, weil sie sich weigert, das Wesen kommunistischer Regime so zu sehen, wie es ist“.

„Sie haben kein Problem damit, abscheuliche Regime zu verurteilen. Sie sind nur ideologisch verblendet, wenn es um abscheuliche kommunistische Regime geht“, sagte er. Fannell wies darauf hin, dass die „New York Times“ ein ureigenes Interesse daran habe, eine Konfrontation mit China zu vermeiden, weil sie den Zugang zum chinesischen Markt behalten wolle. „Ich denke, das ist offensichtlich“, sagte er.

Nach einer langen Zeit des Festhaltens an der Engagement-Doktrin falle es den Befürwortern schwer zuzugeben, dass sie sich geirrt hätten. „Sie scheinen geradezu besessen davon zu sein, alles zu finden, was ihre These stützt.

Einige sehnten sich auch nach dem China unter Jiang zurück – einer Zeit, in der die „New York Times“ in China Geschäfte machen und sogar das Regime bis zu einem gewissen Grad kritisieren durfte, solange sie der Parteilinie folgte, insbesondere in Bezug auf Falun Gong.

„Die Nostalgie war offensichtlich“, beschrieb Farah Stockman, Redakteurin der „New York Times“, im vergangenen Jahr den China-Lunch des Council on Foreign Relations in New York in einem Kommentar mit dem Titel „Abschied vom Goldenen Zeitalter der USA und Chinas“.

„Wir hatten das Privileg, in einer bemerkenswert freien und offenen Zeit in China zu leben, die Sprache zu lernen, Freundschaften zu schließen, Ehepartner zu finden, und einige konnten zeitweise sogar Eigentum besitzen“, sagte Ian Johnson, der im Jahr 2001 den Pulitzerpreis für eine eindringliche Serie über die Verfolgung von Falun Gong für das „Wall Street Journal“ gewann.

Stockman räumte ein, dass das „außenpolitische Establishment des Landes“ von den Entwicklungen in China überrumpelt worden sei, das sich „in etwas verwandelt hat, das sie nicht erwartet hatten“ und das ihnen Zugang und Einsicht genommen habe.

Goldenes Zeitalter als Illusion

Doch das vermeintlich Goldene Zeitalter der Öffnung Chinas sei schon immer eine Illusion gewesen, so andere Experten. Jiangs vermeintliche Einladung an Kapitalisten, die in der „New York Times“ gefeiert wurde, habe sich als Taschenspielertrick erwiesen, sagte Desmond Shum, ein ehemaliger chinesischer Bauunternehmer und Milliardär.

„Ich kam zu dem Schluss, dass die Flitterwochen der Partei mit den Unternehmern […] nicht viel mehr als eine leninistische Taktik aus der bolschewistischen Revolution waren, um den Feind zu spalten, um ihn zu vernichten“, schrieb er in seinen Memoiren „Chinesisches Roulette“.

„Bündnisse mit Geschäftsleuten waren nur vorübergehend und Teil des Ziels der Partei, die gesamte Gesellschaft zu kontrollieren. Sobald man uns nicht mehr brauchte, […] wurden auch wir zu Feinden.“

Die Rhetorik vom „Goldenen Zeitalter“, so Fanell, stamme aus der eigenen Propaganda der KPC. Die Gräueltaten des Regimes hätten nie nachgelassen und auch die Richtung habe sich nicht geändert.

„Es ist keine Überraschung, dass die Öffnung sehr weit war und dass das Regime, die KPC, Individuen […] einlud und reichlich belohnte, weil das Regime von ihnen profitieren wollte, von ihren Fähigkeiten profitieren wollte, von ihren Fertigkeiten profitieren wollte, von ihren Verbindungen profitieren wollte, damit ein positives Bild von [der Volksrepublik China] projiziert wurde und […] ein Wissenstransfer stattfinden konnte“, meint Thayer.

„Es ist überhaupt nicht überraschend, dass sich die […] Öffnung schloss, als sie weniger gebraucht wurden. Die Freundlichkeit, die Gegenseitigkeit, die freundschaftliche Beziehung, die sie vielleicht hatten, wurde reduziert.“

Den Einsatz erhöhen

Anstatt sich der Realität zu stellen, versucht die „New York Times“ offenbar, die Illusion der „herzlichen Beziehungen“ wiederherzustellen, von der sie zuvor profitiert hatte.

Nach Jiangs Tod im Jahr 2022 beschrieb die Zeitung ihn in einer Laudatio als „geschwätzigen“ und „entwaffnenden“ Politiker, der „ein Jahrzehnt des rasanten Wirtschaftswachstums anführte“. In einem ungewöhnlichen Schritt steuerte der Chefredakteur der Zeitung, Kahn, selbst einen Beitrag zu dem Artikel bei – das einzige Mal, seit er Anfang des Jahres die Leitung der Zeitung übernommen hatte.

Der fast 3.000 Wörter lange Nachruf sei eine Übung in „vorsätzlicher Ignoranz“ und beschönige das grausame und betrügerische Erbe des kommunistischen Diktators, so Thayer. „Der Artikel ließ Schlüsselaspekte von Jiangs Geschichte aus, die es ermöglichen würden, ihn als den Verbrecher zu sehen, der er war“, sagte er.

Nach dem Tod von Ex-KP-Chef Jiang Zemin im Jahr 2022 verfasste der Chefredakteur der „New York Times“, Joseph Kahn, persönlich einen schwülstigen Nachruf. Foto: Screenshot via Epoch Times, New York Times, Minghui

Etikett „Sekte“

Jiangs Verantwortung für die Verfolgung von Falun Gong wurde in dem Artikel als bloße „Intoleranz gegenüber Andersdenkenden“ beschönigt und mit einem einzigen Satz abgetan: „Nachdem Mitglieder der spirituellen Sekte Falun Gong im April 1999 aus Protest das Hauptquartier der Kommunistischen Partei umzingelt hatten, drängte er auf Massenverhaftungen, die das Muster für spätere Repressionsrunden und einen immer mächtigeren Sicherheitsstaat vorgaben.“

Das FDIC hält es für wichtig, zu betonen, dass die Zeitung das Etikett „Sekte“ wieder hervorgeholt hat. Vor mehr als zwei Jahrzehnten forderte sie, den Begriff nicht nur wegen seiner abwertenden Bedeutung, sondern auch wegen seiner technischen Ungenauigkeit fallen zu lassen. Falun Gong war kein Ableger einer anderen Religion, sondern eine Praxis, die über eine private Traditionslinie weitergegeben wurde, ähnlich wie viele Praktiken, die seit den 1970er-Jahren unter dem Namen Qigong populär wurden.

Darüber hinaus war die Beschreibung der Proteste von 1999 vor dem Gebäudekomplex der KPC in der Zeitung ungenau. Hätte die Zeitung die Teilnehmer der Proteste befragt, hätte sie erfahren, dass sie das Petitionsbüro der Regierung besuchen wollten und dass es die Polizei war, die die Menge auf die Straßen rund um den Regierungskomplex Zhongnanhai in Peking trieb.

Aber irgendwie passte das ins Schema der „New York Times“, so das FDIC. Diese habe seit 2019 die Falun-Gong-Diaspora in den USA mit einer Reihe von Hetzartikeln offen ins Visier genommen, die „einige der schlimmsten Auswüchse ihrer früheren Berichterstattung“ ans Licht gebracht hätten.

„Begriffe wie ‚mysteriös‘ oder ‚gefährlich‘ wiederholten sich mehrmals. […] Der Falun-Gong-Glaube wird als ‚extrem‘ beschrieben“, heißt es im FDIC-Bericht. Die Verfolgung von Falun Gong durch die KPC wird in den Artikeln meist als bloße „Anschuldigung“ oder „hysterische Behauptung“ abgetan.

Die Millionen, die in den letzten 25 Jahren in China in Gefängnisse und Arbeitslager geworfen wurden, wurden in den Artikeln zu „Zehntausenden […] in den ersten Jahren der Verfolgung“.

Die Berichterstattung spiegelt die Propaganda der KPC wider und setzt Unternehmen, die von Falun-Gong-Anhängern gegründet wurden, wie die Epoch Times, mit Falun Gong selbst gleich, selbst nachdem die FDIC erklärt hatte, dass das Unternehmen die Praxis nicht repräsentiere und nicht repräsentieren könne.

Für die „New York Times“ sollte diese Unterscheidung leicht verständlich sein. Die Familie Sulzberger, die sie leitet, ist jüdisch, aber das bedeutet nicht, dass die Zeitung für die Religion des Judentums spricht.

Wenig Wertschätzung

Trotz aller Bemühungen der Zeitung, sich an den Interessen der KPC auszurichten, hat das Regime der „New York Times“ wenig Wertschätzung entgegengebracht.

Im Februar 2020 veröffentlichte das „Wall Street Journal“ einen Meinungsartikel von Walter Russell Mead mit dem Titel „China Is the Real Sick Man of Asia“ (China ist der wirklich kranke Mann Asiens). Der Artikel kritisierte China für seinen schlechten Umgang mit der COVID-19-Epidemie und stellte Pekings Macht und Stabilität infrage.

Die KPC protestierte gegen die Schlagzeile, bezeichnete sie als „rassistisch“ und reagierte mit dem Rauswurf von drei China-Korrespondenten der Zeitung. Im folgenden Monat deckelte die US-Regierung unter Trump die Zahl der Mitarbeiter chinesischer Staatsmedien in den USA auf 60. Die KPC wies daraufhin die meisten Korrespondenten des „Wall Street Journal“, der „Washington Post“ und der „New York Times“ aus.

Ende 2021 lockerte die Biden-Regierung die Beschränkungen für chinesische Medien in den USA im Gegenzug dafür, dass die KPC die Visa für die „New York Times“ und andere zurückgab. Doch das Regime tat dies nur langsam. Am 3. Mai schien die Zeitung nur zwei Korrespondenten in China zu haben.

Es gibt jedoch Anzeichen dafür, dass die „New York Times“ ihre Bemühungen verstärkt. Am 16. August veröffentlichte sie einen Artikel über Shen Yun Performing Arts, ein beliebtes klassisches chinesisches Tanzensemble, das von Falun-Gong-Praktizierenden in den Vereinigten Staaten gegründet wurde.

Shen Yun ist ein Hauptangriffsziel der Kommunistischen Partei Chinas und sieht sich verschiedenen Formen der Einmischung und Sabotage ausgesetzt. Mit ihren Aufführungen unter dem Motto „China vor dem Kommunismus“ will sie die authentische chinesische Kultur darstellen. In einigen ihrer Tanzstücke wird auch die Verfolgung von Falun Gong thematisiert.

Es ist nicht klar, ob das Vorgehen gegen Shen Yun der Zeitung eine bessere Behandlung durch die KPC bringen wird. „Das liegt in der Natur eines kommunistischen Regimes. Je mehr sie an Macht gewinnen, desto kälter und repressiver werden sie und behandeln Ausländer, selbst solche, die einst Freunde Chinas waren, auf eine ganz andere Art und Weise“, sagte Thayer.

Angesichts der wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die auch durch die schlechte Behandlung ausländischer Unternehmen und die verheerenden Auswirkungen der COVID-19-Pandemie verursacht wurden, versucht das Xi-Regime erneut, ausländische Investitionen anzuziehen. Die „New York Times“ sei dabei aber bereits ein williger Partner, sodass Xi wenig Anlass sehe, die Zeitung an die kurze Leine zu nehmen, sind sich Fanell und Thayer einig.

„Xi Jinping schert sich einen Dreck um die ‚New York Times‘. Er weiß, wo sie herkommt“, sagt Fanell. „Er muss sich ihr nicht einmal erkenntlich zeigen.“

Die „New York Times“ antwortete bis Redaktionsschluss nicht auf einen detaillierten Fragenkatalog per E-Mail.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Behind The New York Times’ China Coverage, Decades of Distortion“. (deutsche Bearbeitung mk)



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