Unzufrieden mit Ampelregierung: 82 Prozent äußern Missfallen

Nach dem ersten „ARD DeutschlandTrend“ des Jahres bleibt die Luft für die Ampel dünn: 82 Prozent blicken mit Beunruhigung auf die Verhältnisse hierzulande. Fast die Hälfte der Bürger geht aber eher davon aus, dass das Regierungsbündnis das Jahr überstehen wird. Scholz festigt seinen Status als unbeliebtester Spitzenpolitiker.
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Unterschrift des Ampelkoalitionsvertrags am 7. Dezember 2021.Foto: über dts Nachrichtenagentur
Von 5. Januar 2024

Die Ablehnung der Ampelregierung durch große Teile der Bevölkerung bleibt weiter konstant hoch.

Nach Erhebungen des jüngsten „ARD DeutschlandTrends“ sind nach wie vor 82 Prozent der 1.321 am 2. und 3. Januar 2024 telefonisch oder online Befragten unzufrieden oder sogar sehr unzufrieden mit der Bundesregierung. Von ihnen war nach Angaben des Meinungsforschungsinstituts infratest dimap, das die Studie im Auftrag der „Tagesthemen“ durchgeführt hatte, in den vergangenen vier Wochen ein Prozentpunkt ins Lager der „gar nicht Zufriedenen“ (46 Prozent) gewechselt. Die Gruppe der „sehr Zufriedenen“ blieb mit einem Prozent konstant, ebenso wie jene der „Zufriedenen“ (16 Prozent).

100 Prozent der AfD-Wähler unzufrieden

Besonders unzufrieden sind die bekennenden Anhänger der AfD: Von ihnen hatte kein einziger eine positive Antwort parat. Unter den Wählern der Union scheint die Stimmung beinahe genauso schlecht: 87 Prozent gaben an, weniger oder gar nicht zufrieden mit der Regierung zu sein. Unter den Fans der Liberalen taten das 28 Prozent.

Bei den SPD-Wählern schlug sich ebenfalls eine Mehrheit von 58 Prozent auf die unzufriedene Seite. Lediglich unter den Anhängern der Grünen herrscht knapp mehrheitlich eine positive Stimmung vor: 51 Prozent gaben an, zufrieden oder sehr zufrieden mit der Ampel zu sein.

Die Grafik zeigt die Auswertung der Frage nach der Zufriedenheit mit der Arbeit der Bundesregierung in Deutschland Anfang Januar 2024

Die Grafik zeigt die Auswertung der Frage nach der Zufriedenheit mit der Arbeit der Bundesregierung in Deutschland Anfang Januar 2024. Foto: Bildschirmfoto/ARD DeutschlandTrend/infratest dimap

Nur 13 Prozent zuversichtlich, was Deutschlands Zukunft angeht

Ähnlich sieht es bei der allgemeinen Einschätzung der Verhältnisse in Deutschland aus: 82 Prozent der Umfrageteilnehmer zeigten sich beunruhigt. Nur 13 Prozent erklärten sich zuversichtlich. Auch hier waren es die Wähler von AfD (100 Prozent) und Union (90 Prozent), die sich die größten Sorgen machten. Aber selbst bei den Grünen herrscht zu 58 Prozent Beunruhigung als Gemütszustand vor, was das Politische angeht.

Trotzdem glauben insgesamt noch 55 Prozent daran, dass 2024 ein gutes Jahr werden wird – sieben Punkte weniger als vor Jahresfrist. Fast ein Drittel (32 Prozent, plus neun) blickt pessimistisch in die Zukunft.

Die Grafik zeigt die Auswertung der Frage nach der Einschätzung der Verhältnisse in Deutschland Anfang Januar 2024

Die Grafik zeigt die Auswertung der Frage nach der Einschätzung der Verhältnisse in Deutschland Anfang Januar 2024. Foto: Bildschirmfoto/ARD DeutschlandTrend/infratest dimap

Sonntagsfrage: Union verliert einen Punkt an die AfD, SPD bei 14 Prozent

Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, würde die Union bundesweit auf 31 Prozent kommen. Das bedeutet einen Prozentpunkt Verlust im Vergleich zum Vormonat. Die AfD festigt ihren Platz als zweitstärkste Kraft: Ein Punkt mehr bedeutet nun 22 Punkte. Rechnet man noch die fünf Prozent der FDP (plus ein Punkt) dazu, würde das konservativ-bürgerliche Lager somit über eine klare Mehrheit von 58 Prozent verfügen. Da alle derzeit im Bundestag vertretenen Parteien aber ein Bündnis mit der AfD strikt ablehnen („Brandmauer“), würde es bei einer Neuwahl höchstwahrscheinlich zu einer schwarz-grünen oder einer schwarz-roten Bundesregierung kommen.

Die Grünen verloren zwei Prozentpunkte und stehen nun bei 13 Prozent. Die Kanzlerpartei SPD konnte ihr Dezemberergebnis von 14 Prozent halten. Die Linken (vier Prozent, plus ein Prozentpunkt) und die Freien Wähler (drei Prozent, stabil) würden es gar nicht erst ins Parlament schaffen.

Die Grafik zeigt ein Balkendiagramm zur „Sonntagsfrage“ in Deutschland Anfang Januar 2024

Die Grafik zeigt ein Balkendiagramm zur „Sonntagsfrage“ in Deutschland Anfang Januar 2024. Foto: Bildschirmfoto/ARD DeutschlandTrend/infratest dimap

Die Ampelregierung kommt somit insgesamt auf einen potenziellen Stimmanteil von 32 Prozent, nur ein Punkt mehr als CDU und CSU gemeinsam schaffen würden. Nach Angaben von infratest dimap besteht bei allen Daten allerdings eine gewisse „Schwankungsbreite“ zwischen zwei und drei Prozentpunkten.

Rekordtief: Scholz mit Abstand am unbeliebtesten

Der unbeliebteste Spitzenpolitiker bleibt mit Abstand Kanzler Olaf Scholz (SPD): Satte 79 Prozent sind mit seiner Leistung weniger oder gar nicht zufrieden. Rückhalt erntete er nur noch von 19 Prozent (minus ein Punkt), die zumindest zufrieden mit ihm sind. Bei Finanzminister Christian Lindner (FDP, 23 Prozent, minus vier) und Wirtschaftsminister Habeck (Grüne, 24 Prozent, minus sechs) sieht es nicht viel besser aus. Zudem zeigt deren Trendkurve noch stärker abwärts.

Noch deutlichere Verluste im Hinblick auf ihre Beliebtheit mussten lediglich Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne, 31/minus sieben) und Gesundheitsminister Karl Lauterbach (27/minus elf) hinnehmen. Trotzdem reicht es für sie noch für Platz zwei beziehungsweise vier im Ranking.

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD, 51 Prozent) bleibt mit Abstand der beliebteste Politiker Deutschlands, auch wenn er einen Prozentpunkt einbüßen musste. Unter den beliebtesten zehn taucht nur ein einziger Christdemokrat auf: Friedrich Merz (Platz drei, 30 Prozent Zustimmung).

Den größten Zuwachs in der Spitzengruppe erzielte AfD-Co-Bundessprecher Tino Chrupalla: Drei Prozentpunkte mehr als noch im November verhalfen ihm zu 14 Punkten in der Zufriedenheitswertung und damit zum achten Platz unter den Top Ten.

Bild: Die Grafik zeigt die Top Ten der beliebtesten Politiker Deutschlands Anfang Januar 2024.

Die Grafik zeigt die Top Ten der beliebtesten Politiker Deutschlands Anfang Januar 2024. Foto: Bildschirmfoto/ARD DeutschlandTrend/infratest dimap

Erwartungen für das neue Jahr

Vor einer Woche hatte eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Onlineportals „Nius“ ergeben, dass sich 54 Prozent der Befragten ein Ende der Ampel im Laufe des Jahres 2024 wünschen. Nur 25 Prozent sprachen sich für einen Fortbestand der jetzigen Bundesregierung aus. Acht Prozent der Befragten war es egal.

Bei der infratest-dimap-Befragung gingen 49 Prozent der Befragten eher davon aus, dass die Ampelregierung das Jahr 2024 überstehen wird. 41 Prozent halten das eher für unwahrscheinlich. Während die Grünen-Wähler zu 77 Prozent und die SPD-Wähler zu 73 Prozent glauben, dass es 2024 zu keinem Zerfall der Regierung kommen wird, sind nur 48 Prozent der FDP-Anhänger davon überzeugt – beinahe ebenso viele wie bei den Sympathisanten der Union (49). Der Glaube an ein vorzeitiges Aus ist bei den AfD-Wählern am größten: Sie denken nur zu 38 Prozent, dass Rot-Grün-Schwarz durchhält.

63 Prozent halten es eher für unwahrscheinlich, dass die Preise für Energie und Lebensmittel weniger stark steigen werden als 2023. Mit mehr Extremwetterereignissen rechnen 74 Prozent. Insgesamt glaubt eine starke Mehrheit von 82 Prozent aller Befragten nicht daran, dass die Migration in Richtung Deutschland nachlassen wird.

Eine ebenfalls satte Mehrheit aller Befragten sieht weder für die Lage im Nahen Osten (73 Prozent) noch für den Ukraine-Krieg (87 Prozent) ein Ende der Gewalt nahen.

Die Grafik zeigt ein Diagramm mit den Erwartungen der Bürger für das Jahr 2024

Die Grafik zeigt ein Diagramm mit den Erwartungen der Bürger für das Jahr 2024. Foto: Bildschirmfoto/ARD DeutschlandTrend/infratest dimap

Ukraine-Krieg: Mehrheit wünscht sich mehr diplomatische Bemühungen

Nach Angaben der „Tagesschau“ meinen nur noch neun Prozent, dass der Krieg in der Ukraine im Laufe des Jahres wahrscheinlich enden wird. Anfang 2023 hätten noch 32 Prozent so gedacht. Nun gingen 87 Prozent von einer Verlängerung bis über den 31. Dezember 2024 hinaus aus.

In Sachen Ukraine hofft inzwischen eine knappe Mehrheit von 51 Prozent auf mehr Diplomatie seitens der Bundesregierung, also etwa zehn Prozentpunkte mehr als im April 2022. An den Sanktionen gegen Russland möchten mindestens 70 Prozent festhalten, 43 Prozent sind sogar überzeugt, dass diese noch nicht weit genug gehen. Mehr Waffen wären für 21 Prozent der Befragten die Lösung, 36 Prozent geht diese Art der Unterstützung inzwischen zu weit. Beinahe ebenso viele (35 Prozent) halten den Status quo für angemessen.

Mit der finanziellen Hilfe sind nur noch 41 Prozent nicht einverstanden, 40 Prozent aber durchaus – etwa doppelt so viele wie noch im April 2022. Noch mehr Milliarden für die Ukraine fänden etwas weniger Menschen als damals gut, nämlich zwölf Prozent (minus zwei Punkte).

Die Grafik zeigt die Auswertung der Meinungen über die deutsche Ukraine-Politik Anfang Januar 2024

Die Grafik zeigt die Auswertung der Meinungen über die deutsche Ukraine-Politik Anfang Januar 2024. Foto: Bildschirmfoto/ARD DeutschlandTrend/infratest dimap

Ukraine in der EU oder in der NATO? Rückhalt scheint zu schwinden

Dass es allein die Entscheidung der Ukraine ist, sich auf Friedensverhandlungen mit Russland einzulassen, denken drei von vier Bürgern. Für einen langfristigen EU-Beitritt sind nur noch 53 Prozent – fünf Prozentpunkte weniger als noch im Februar 2023. Für einen langfristigen NATO-Beitritt votierten 44 Prozent (minus sieben). Neun Prozentpunkte mehr als im Februar stimmten der Aussage zu, dass die Ukraine für das Kriegsende wohl „gewisse Gebiete“ wird abtreten müssen, nämlich ebenfalls 44 Prozent.

Lediglich zwölf Prozent sind überzeugt, dass Deutschland und die EU einen eventuell versiegenden Geldfluss aus Washington für die Ukraine ersetzen könnten. 45 Prozent sehen das eher nicht so, 35 Prozent sogar überhaupt nicht.

Laut „Tagesschau“ ist Deutschland schon jetzt der zweitgrößte Geldgeber nach den USA: „Als größtes Geberland hatte die USA im Dezember ihre vorerst letzte Militärhilfe für die Ukraine im Umfang von 250 Millionen US-Dollar freigegeben. Die Freigabe weiterer Mittel ist derzeit durch einen Streit zwischen Republikanern und Demokraten im US-Parlament blockiert“, erläutert die „Tagesschau“ den Hintergrund.

Weitere Grafiken finden Sie in einer PDF-Datei von infratest dimap.



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