Linker Kulturkampf oder die woke „Ausschaltung Reichelts“
Am 18. Oktober informierte der Springer-Verlag über die Abberufung von Julian Reichelt als Chefredakteur. Mehr noch, Reichelt verlässt demnach den Medienkonzern. Springer begründet diesen Schritt mit Presserecherchen, aus denen das Unternehmen in den letzten Tagen „neue Erkenntnisse über das aktuelle Verhalten von Julian Reichelt“ gewonnen habe.
Der Vorstand habe erfahren, dass Julian Reichelt auch nach Abschluss des Compliance-Verfahrens im Frühjahr 2021 Privates und Berufliches nicht klar getrennt und dem Vorstand darüber die Unwahrheit gesagt habe, hieß es.
Im offiziellen Pressestatement des Axel-Springer-Verlags heißt es dazu: „Bewiesen und eingeräumt wurde eine frühere Beziehung zu einer Mitarbeiterin von BILD. Umstritten blieb, ob dieser Mitarbeiterin dadurch berufliche Vorteile gewährt wurde.“
Da fast alle damaligen Hinweisgeber auf Anonymität bestanden hätten, habe man die konkreten Vorwürfe Reichelt gegenüber nicht offengelegt, sodass sich dieser nur gegen abstrahierte Vorwürfe verteidigen könne. Auch heute lägen dem Verlag diese Aussagen nicht vor. Man berichtet aber, dass diese anderen Medien illegal zugespielt worden seien.
Rechtliche Schritte seien eingeleitet worden gegen jene, die versucht haben, „die Compliance-Untersuchung vom Frühjahr mit rechtswidrigen Mitteln zu beeinflussen und zu instrumentalisieren, offenbar mit dem Ziel, Julian Reichelt aus dem Amt zu entfernen und BILD sowie Axel Springer zu schädigen“.
Dabei gehe es insbesondere um die verbotene Verwendung und Nutzung vertraulicher Protokolle aus der Befragung von Zeugen sowie die Offenlegung von Geschäftsgeheimnissen und privater Kommunikation.
Linker Kulturkampf
Roland Tichy schreibt dazu: Es sei makaber, dass jetzt BILD-Chefredakteur Julian Reichelt entlassen werde „wegen fragwürdiger Vorwürfe – nichts davon bewiesen oder gerichtsnotorisch“, sondern aufgrund eines „medial befeuerten Entrüstungssturms“.
Der ursprüngliche Kriegsreporter Reichelt sei in den Krieg gegen die Machenschaften der Bundesregierung gezogen, habe die Energiewende kritisiert, die Flüchtlingspolitik, die Inflation und die Missachtung der Nöte kleiner Leute durch die Berliner Elite. Auch gegen Cancel Culture habe Reichelt gekämpft.
Doch potenzielle Feinde hat sich Reichelt auch international gemacht. Im April 2020, wenige Monate nach Beginn der Pandemie, hatte der Ex-BILD-Chefredakteur eine Pandemie-Rechnung in Höhe von 140 Milliarden Euro an Chinas Staats- und KP-Chef Xi, den mächtigsten Kommunisten der Welt, veröffentlicht und ihn zur Übernahme der Verantwortung aufgefordert.
In einem anderen Beitrag bringt der Tichy-Autor und freie Journalist Laszlo Trankovits den Fall Reichelt ebenso deutlich auf den Punkt: „Es geht kaum noch um Gesetze, Spielregeln und Augenmaß, sondern um eine fast willkürliche Emotionalisierung und Moralisierung.“
Trankovits, jahrzehntelanger DPA-Mitarbeiter und unter anderem als Büroleiter und Korrespondent in den USA, Israel, dem Nahen Osten, Afrika und Italien, erklärte, dass dies die bewährten Waffen der Linken in ihrem Kulturkampf seien, den sie in den westlichen Demokratien führten.
Reichelt könnten in keinem einzigen Aspekt Gesetzesverstöße vorgeworfen werden, nicht einmal Compliance-Regeln seien verletzt worden, weil es die bei Springer gar nicht gebe. Dem Springer-Statement nach sei das bei den meisten deutschen Unternehmen so, dass es keine klare Vorgabe für den Umgang mit Verhältnissen unter Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen im Unternehmen gebe.
Die „Ausschaltung Reichelts“
Laut Trankovits sei es wohl auch kein Zufall gewesen, dass ausgerechnet die „New York Times“ in dem Fall einen entscheidenden Beitrag geleistet hat. Sie sei schließlich das „mächtige Medien-Flaggschiff“ der amerikanischen „Liberals“ (Linken), der Verbreiter der sogenannten „Woke“-Kultur.
Der US-Bestsellerautor James Lindsey hat im Interview mit dem amerikanischen Epoch Times-Format „American Thought Leaders“ die „Woke“-Bewegung nicht nur als „kritische soziale Gerechtigkeit“-Ideologie bezeichnet, mit der er sich lange beschäftigt habe, sondern auch als eine Art Leninismus 4.0 – nach Lenin, Stalin und Mao.
Die „New York Times“ gebe im angeblichen Interesse von Frauen und von diskriminierten Minderheiten Denk-, Sprech- und Veröffentlichungsvorgaben. Die Zeitung propagiere so intensiv wie kaum eine andere das „tiefe Misstrauen gegenüber der westlichen Kultur und ihren Werten“.
Laut Trankovits, der von 2014 bis 2016 auch Repräsentant der DPA-Geschäftsführung in den USA war, komme wohl noch hinzu, dass der Axel-Springer-Verlag derzeit zu einem stärkeren Engagement auf dem US-Medienmarkt ansetze. (Siehe dazu: „Axel Springer schließt Kauf von US-Mediengruppe Politico ab“).
Doch Trankovits geht auch mit deutschen Medien hart ins Gericht. Es sei sicher kein Zufall, dass gerade Medien wie der „Spiegel“, die „Süddeutsche Zeitung“ oder die ARD-Sender den Fall Reichelt derart auswalzten, als ob es sich um einen spektakulären Skandal handele.
Reichelt sei nicht irgendein Chefredakteur, sondern in dieser Zeit ein krasser Außenseiter seiner elitären Gilde. „Es liegt also nahe, die Ausschaltung Reichelts als einen für unsere Zeit typischen Charaktermord anzusehen“, oder anders ausgedrückt: Die „Diskreditierung einer öffentlichen Person ohne jede rechtliche Basis, nur aufgrund von mehr oder minder vagen Anschuldigungen.“ Diese Cancel Culture droht demnach all jenen, die „eine Machtposition haben, die die Apologeten des links-grünen Zeitgeists aber stört“.
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