Letzte Langstrecke für Urlaubspärchen der „Letzten Generation“: Rückfahrt statt Rückflug

Medial begleitetes Zurückrudern der Klimaaktivisten: Lange Urlaubsflüge nach Asien und Fan von flotten Flitzern. Verklebte Doppelmoral oder einfach „auch nur Menschen“?
Titelbild
Demonstranten demonstrieren mit Transparenten während einer Blockade im Bereich des Naschmarktes in Wien, Österreich, am 13. Februar 2023, als die Aktivistengruppe "Last Generation" ihre Aktionswoche beginnt.Foto: EVA MANHART/APA/AFP via Getty Images
Von 11. Februar 2023

Das Klimaaktivistenpärchen Yannick (24) und Louisa (22) machte von sich reden, weil es wegen einer Langstreckenreise ins Urlaubsparadies Bali einen Gerichtstermin wegen Straßenblockade verpasste, und obendrauf auch noch damit, dass Yannick in der Uni begeistert Rennautos baute.

Ende letzten Jahres hatten sich Klimaaktivisten von „Letzte Generation“ zum Gelände der Flughäfen Berlin und München Zugang verschafft. Dort behinderten sie den Flugverkehr, indem sie sich auf die Landebahnen klebten. Damit lösten sie einen Großeinsatz der Polizei aus, wurden „entklebt“ und abtransportiert.

Aber ihr erklärtes Ziel war mit einem hohen Maß an Aufmerksamkeit für die Gruppe „Letzte Generation“ (Epoch Times berichtete) erreicht.

Auf der Website des aktivistischen Bündnisses erklärte „Letzte Generation“ die Wahl von Flughäfen als Protestorte wie folgt:

„Der Luftverkehr ist das Transportmittel der reichsten 10% der Weltbevölkerung und gleichzeitig der Klimakiller schlechthin. […] Dabei sind es nicht nur die Milliarden Tonnen CO₂, die jedes Jahr durch Flugzeuge verursacht werden: Die klimaschädliche Wirkung von weiteren Luftfahrt-Emissionen und Feinstaub in der Atmosphäre erhöht den verursachten Schaden nochmals um das Dreifache! […].“

Weiterhin im Focus des Medieninteresses sind auch die Straßenblockaden, bei denen sich die selbst ernannten Klimaretter mit den Händen am Asphalt festkleben, um ihren Anliegen Nachdruck zu verleihen. Beispielsweise Forderungen wie jener nach einem sofortigen Tempolimit von 100 km/h auf deutschen Autobahnen, um „jährlich bis zu 5,4 Millionen Tonnen CO₂“ einzusparen.

Solche Klebeaktionen ebenso wie das mutwillige Beschmutzen wertvoller Kunstwerke rufen immer öfter Justitia auf den Plan. Gerade erst hat das Landgericht in Berlin ein richtungsweisendes Urteil gefällt und die Strafbarkeit von „Klima“-Blockadeaktionen bestätigt. Ein Medizinstudent wurde der Nötigung für schuldig gesprochen und zu einer Geldstrafe von 30 Tagessätzen je 20 Euro verurteilt.

Aber nicht jeder der vorgeladen strafverfolgten Klimakleber erscheint auch vor Gericht. So schwänzte ein Aktivistenpärchen einen Gerichtstermin, zu dem es vorgeladen war, um sich für die Teilnahme an einer Straßenblockade zu verantworten.

Aber nicht, weil sie sich etwa erneut auf einem Flughafenrollfeld festgeklebt hatten, um auf die Klimaschäden durch den überbordenden Flugverkehr hinzuweisen. Nein, Yannick (24) und Luisa (22) zogen es vor, nicht vor Gericht anzutanzen, in ein Flugzeug zu steigen und sich via Langstrecke ins Tropenparadies abzusetzen.

Lastenfahrrad predigen, Langstrecke fliegen

Das schlug Wellen. Wellen der Empörung auf der einen Seite, große Rechtfertigungswellen auf der anderen Seite.

In der hitzigen Debatte um die Ferienflieger nach Bali und Bangkok wurde direkt die CO₂-Bilanz für so einen Flug nach Südostasien aufgerechnet: Fast acht Tonnen CO₂ kamen so zusammen bei 140.000 Liter Kerosinverbrauch.

Von Doppelmoral ist auf der Seite der Kritiker die Rede, die Gegenargumente der Klimaaktivisten: „Es wurde ein Haar in der Suppe gefunden.“

Auch einer Reihe weiterer Rechtfertigungsversuche von „Letzte Generation“ gelingt es nicht, den Knoten zu lösen. Von der Klimaschützerfront heißt es via Twitter:

„Sich politisch gegen den Klimakollaps zu engagieren, geht oft damit einher, das eigene Leben umzustellen. Es ist jedoch keine Voraussetzung, dies zu tun.“

Das Klebepärchen ruderte zurück, genau genommen müssen sie zwar nicht rudern, aber sie werden – erwischt ist nun mal erwischt – den Rückweg aus dem Ferienparadies jetzt unkomfortablerweise in einer langwierigen, aber „klimaschonenderen“ Flug-Bahn-Bus-Kombi antreten müssen.

Gegenüber der taz räumten dann beide ein, dass ihnen selbst ein eklatanter Fehler aufgefallen sei: „Nachdem uns dieser Flug noch immer beschäftigt und wir auch wieder zurück nach Deutschland kommen müssen, machen wir uns ständig Gedanken, wie es besser geht.“

Sie würden jetzt von Südostasien zurück nach Istanbul fliegen, um dann die Restreise ebenerdig anzutreten. Und dann noch das große Versprechen hintendran: Der Flug in die Türkei werde nach Aussage von Luisa und Yannick der letzte ihres Lebens sein.

Langstrecken-Yannick baute in der Uni Rennautos

Aber kaum gesagt, wird schon das nächste Puzzleteil dieses Doppelmoraldesasters hervorgezaubert: Jetzt kommt „Bild“ mit der Information heraus, dass Yannick im Rennsportteam seiner Uni war und – zusammen mit circa siebzig anderen motorsportbegeisterten Studenten – Rennwagen baute.

Sein Team an der Hochschule Regensburg hieß „Dynamics“, die konstruierten Rennautos hatten bis 2018 Verbrennungsmotoren, danach wurde immerhin auf Elektro umgestellt. „Dynamics e. V.“ war erfolgreich damit in der sogenannten „Formula Student“, und das war, so Yannick seinerzeit im Jahrbuch seiner Uni, „einer der Gründe dafür, dass ich an die OTH Regensburg gegangen bin. Mit unserem Verbrennungsmotor waren wir das drittbeste Team in Deutschland.“

Das hat wiederum „Letzte Generation“ in Erklärungsnöte gebracht, deren Verteidigungsrede für ihre Aktivisten dann folgendermaßen klang:

„Yannick hat mit seiner Klebeaktion politischen Protest gegen die Klimapolitik der Bundesregierung geäußert und niemandem persönlich vorgeschrieben, dass er weniger CO₂ ausstoßen soll.“

Hier müsste dann ausdiskutiert werden, inwieweit man anderen schon dadurch Vorschriften macht, dass man sie daran hindert, ihrer Arbeit nachzugehen oder zumindest ihres Weges, indem man via Schnellklebeaktion die Straße blockiert.

Aber auch für die Klimakleber von „Letzte Generation“ gilt so wie für jeden anderen auch: Wenn man mit erhobenem Zeigefinger – so er gerade nicht am Asphalt klebt – andere „belehrt“ und auf sie zeigt, weisen mindestens drei Finger der gleichen Hand auf einen selbst zurück.



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