Jens Spahn: Rückkehr ins Rampenlicht – Was sind seine Ambitionen?
Lange war es um den ehemaligen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ruhig. Nachdem die CDU nach der für die Partei desaströsen Bundestagswahl 2021 das Kanzleramt an Olaf Scholz (SPD) abgeben musste, musste auch Spahn in die hinteren Reihen zurücktreten. Für den Westfalen ein Abstieg, den er erst einmal verkraften musste.
Spahn wäre ein geeigneter Mann für den Neuanfang gewesen
Eigentlich, so konnte man vor zwei Jahren immer wieder aus Parteikreisen hören, wäre Jens Spahn der geeignete Mann für den Neuanfang gewesen. Er ist jung, gilt als fleißig und ist extrem gut vernetzt in seiner Partei. Nachdem Armin Laschet seinen Hut genommen hatte, hätte sich Jens Spahn sicherlich nicht zweimal bitten lassen, Parteivorsitzender der CDU zu werden.
Seine Zeit war damals aber vorbei – es war seine politische Wendigkeit, die ihm am Ende Knüppel zwischen die Beine geworfen hatte. Mancher Parteifreund hatte ihm nicht verziehen, dass er sich wenige Monate vorher im „Team Laschet“ für die Kandidatur des damaligen Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen starkgemacht hatte. Damit hatte er vor allem den einflussreichen Wirtschaftsflügel seiner Partei gegen sich aufgebracht. Die Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) gehörte bis dahin immer zur Machtbasis von Jens Spahn. Nun machte sich die Mittelstandsunion aber für Friedrich Merz als Parteivorsitzenden stark. Sie hatte es auch in den letzten beiden Wahlen vorher gemacht. Jens Spahn stand immer auf der anderen Seite. Das Verhältnis zu ihm in diesen Tagen war entsprechend unterkühlt. Spahn galt vielen in der Partei als Politiker aus einer anderen Zeit.
Misstrauen gegen den Ex-Gesundheitsminister
In der Partei wurde damals von vielen betont, dass Spahn sich wiederholt illoyal verhalten habe. Es gab Gerüchte, dass er hinter Laschets Rücken seine Chancen auf eine Kanzlerkandidatur auslotete. Laschet kommentierte dies damals mit dem doppeldeutigen Satz: „Ich traue ihm vieles zu.“
Weder Friedrich Merz oder Norbert Röttgen noch Helge Braun hatten einen herausgehobenen Platz für den ehemaligen Gesundheitsminister in ihren Wahlteams 2021 vorgesehen.
Von der ersten in die dritte Reihe
Bezeichnend für den Machtverlust von Spahn in diesen Tagen ist ein Pressetermin von Friedrich Merz im November 2021. Merz erklärte damals offiziell seine Kandidatur als Parteivorsitzender und stellte sein Team vor. Spannend wurde es bei den Stellvertretern des Vorsitzenden. Er unterstütze, so Merz damals, die Wiederwahl der bisherigen Stellvertreterin Silvia Breher sowie die Kandidatur der schleswig-holsteinischen Kultusministerin Karin Prien. Er würde es auch begrüßen, wenn Sachsens Ministerpräsident und CDU-Landeschef Michael Kretschmer kandidieren würde. Auch der Vorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion, Carsten Linnemann, käme als Vize infrage. Der Name Spahn fiel damals nicht, obwohl er zu diesem Zeitpunkt noch stellvertretender CDU-Bundesvorsitzender war.
Auf Jens Spahn geht Friedrich Merz dann später ein. Er danke Spahn, dass er nicht für den Vorsitz kandidiere, sagte Merz und fügte hinzu: Stattdessen könne er ja künftig in der Unionsfraktion zusätzliche Aufgaben übernehmen, „etwa in der Funktion eines stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden“.
Wer dem Politiker Spahn einmal persönlich begegnet ist und erlebt hat, wie machtbewusst dieser Mann ist und wie – vor Selbstvertrauen strotzend – er sich durchaus stets vorstellen konnte, einmal Kanzler zu werden, der erahnt, was der Wechsel aus der ersten in die dritte Reihe für ihn bedeuten musste.
Mit neuen politischen Schwerpunkten zum Comeback
Die Gesundheitspolitik gab der ehemalige Minister schnell auf. Heute bearbeitet er für seine Fraktion die Themen Wirtschaft, Klima und Energie als Schwerpunkte. Als größte Oppositionsfraktion im Deutschen Bundestag ist er nun derjenige, der regelmäßig mit Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) die Klingen kreuzt.
Im Juni letzten Jahres ließ eine Meldung kurzfristig aufhorchen: „Bild“ meldete, dass es in der schwarz-grünen Landesregierung von Nordrhein-Westfalen einen Ministerposten für Spahn geben könnte. Von einem Bundesministerium in ein Landesministerium zu wechseln, wäre auf den ersten Blick ein Abstieg gewesen. Auf den zweiten Blick betrachtet, hätte so ein Schritt Spahn neue Karrierefenster eröffnet. Würde Jens Spahn nun seine Karriere an Ministerpräsident Wüst binden? Viele hatten ihn für 2025 durchaus als Kanzlerkandidat auf dem Schirm. Spahn wurde nicht Minister in NRW.
Trotzdem arbeitet er unbeirrt an seinem Comeback. Im September kam sein Buch „Wir werden einander viel verzeihen müssen“ heraus. Das sorgte damals für Gesprächsstoff. Er geht in diesem Buch auf seine Rolle als Gesundheitsminister in der Corona-Pandemie ein. Für Gegner der Maßnahmen ist das Buch eine Provokation. Spahn möchte sich mit dem Buch einen Blankoscheck für sein Regierungshandeln ausstellen lassen, so der Vorwurf damals. Spahn scheint zu dieser Zeit tatsächlich mit der Corona-Krise abschließen zu wollen.
Schaut Spahn auf die Kanzlerkandidatur?
Im Februar verkauft er seine Villa im Berliner Nobel-Stadtteil Dahlem. Als er diese zusammen mit seinem Ehemann 2020 gekauft hatte, hagelte es Kritik. Vor allem die Höhe des Kaufpreises von vier Millionen Euro und die Frage der Finanzierung standen damals im Mittelpunkt. Spahn werte sich juristisch dagegen, dass Details des Kaufs öffentlich bekannt gegeben wurden. Mit dem Verkauf des Hauses hat er nun einen Zankapfel beseitigt.
In der letzten Woche präsentierte Jens Spahn dann ein Arbeitspapier der CDU-Grundsatzkommission „Wohlstand“, das die steuerpolitischen Eckpunkte der CDU zusammenfassen möchte. Jens Spahn als Vorsitzender der Kommission stand wieder einmal im Mittelpunkt. Das Papier soll auf dem kommenden Bundesparteitag beschlossen werden.
Auch in Talkshows sieht man Spahn wieder öfters. Der frühere Minister ist noch zu jung, um sich von seiner Partei auf das Altenteil schieben zu lassen. Wohin die Reise gehen könnte, ist noch unklar.
2018 ist eine Biografie über den damaligen Bundesgesundheitsminister erschienen. Sie beschreibt die Erfolgsstrategie des Mannes aus dem Münsterland. Eine Anekdote lässt aufhorchen: Im Jahr 1997 ist Jens Spahn in der 12. Klasse und an der Schule findet ein politisches Planspiel statt. Plötzlich wirft der junge Mann in den Raum: „Ich will Kanzler werden“. Am Ende ist er es dann auch – wenn auch nur damals im Planspiel.
Gerade erst hat eine INSA-Umfrage für die „Bild“ ermittelt, dass die Zustimmung bei den Deutschen für eine Kanzlerkandidatur von CDU-Chef Friedrich Merz nicht sehr hoch ist. Der CSU-Rivale Markus Söder hat bisher immer betont, dass er als Ministerpräsident in Bayern bleiben möchte.
Der Name Jens Spahn im Zusammenhang mit einer Kanzlerkandidatur fällt im Moment nicht. Eher schaut man noch auf die CDU-Ministerpräsidenten Günther und Wüst, wenn es um Alternativen zu Friedrich Merz geht. Politik ist aber ein schnelllebiges Geschäft – keiner weiß es besser als Spahn selbst.
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