Historiker: Westen sollte freundlicher zu Russland sein – KP Chinas ist der Feind

Wegen des Ukraine-Kriegs verlegte die Internationale Gemeinschaft ihren Fokus auf Europa. Dabei lauere die größere Gefahr weiter im Osten, meinte der Militärhistoriker Victor Davis Hanson.
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Mit dem Ukraine-Krieg hat Russland seine Möglichkeit aufgegeben, näher an den Westen zu rücken.Foto: Fotokot197/iStock
Von 16. April 2022

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„Die Kommunistische Partei Chinas ist ein gemeinsamer Feind der Welt“, betonte der Militärhistoriker Victor Davis Hanson. In einem Interview mit der Epoch Times in der Sendung „American Thought Leaders“ Ende März ging Hanson auf die Unterschiede zwischen Russland und China ein und erklärte, warum das chinesische kommunistische Regime eine viel größere Bedrohung darstelle als Russland.

Victor Davis Hanson ist Altphilologe und Militärhistoriker. Er ist als Kommentator zu moderner und antiker Kriegsführung und zeitgenössischer Politik für mehrere Medien tätig, darunter die „New York Times“, „Wall Street Journal“ und die „Washington Times“. Er veröffentlichte mehrere Bücher über antike Geschichte und Kriegsführung.

Altphilologe und Historiker Victor Davis Hanson am 5. April 2019 in Stanford, Kalifornien Foto: The Epoch Times

Wegen der Russland-Affäre, der Krim-Krise und seit Kurzem des Ukraine-Kriegs werde Russland in der öffentlichen Meinung als der Feind der Welt wahrgenommen. Dieser Titel gehöre jedoch China, so Altphilologe Hanson. Dafür brauche man nur rational die beiden Länder und ihren Einfluss auf der Welt zu vergleichen:

China habe die „Neue Seidenstraße“, mit der es große Häfen in Europa und überall auf der Welt kontrolliert. Die KPC habe außerdem die Kontrolle über den Panamakanal. „Was hat Russland als Pendant dazu? Nichts.“

Ähnlich verhält es sich mit dem Humanvermögen und der Wirtschaftsleistung. China habe eine Bevölkerung von 1,4 Milliarden Menschen und ist die zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt. Damit könne Russland mit 140 Millionen Menschen und einer maroden Wirtschaft nicht mithalten. 

Auch sei Chinas Propaganda viel effektiver als die Russlands. So seien viele Bösewichte in Hollywood-Filmen Russen. Wenn es Chinesen sein würden, würden die Filme nicht auf dem chinesischen Filmmarkt gezeigt werden dürfen. Das würden viele Produzenten nicht wollen, weswegen Hollywoodfilme wegen des Drucks aus Peking zensiert würden.

Die Liste ließe sich auf diese Weise fortsetzen. „Es wird deutlich, dass China in Bezug auf Macht und Einfluss etwa zehn Mal stärker ist als Russland“, meinte der Historiker.

Durch den Ukraine-Krieg und die Reaktion des Westens auf Russland habe der Westen jedoch einen wichtigen Partner verloren, um Chinas Macht einzudämmen, bedauerte Hanson. 

Misstrauen zwischen Russland und China

Russland teilt eine circa 4.200 Kilometer lange Grenze mit China. Außerdem betrachten sich die beiden Staaten mit Misstrauen. Das geht auf die Zeit des Russischen Reiches und des chinesischen Kaiserreichs zurück, als beide Länder im Fernen Osten und in Zentralasien militärisch aneinander gerieten. Das setzte sich im 20. Jahrhundert fort, als es 1969 wegen eines Grenzstreits zwischen den zu diesem Zeitpunkt kommunistischen Staaten zu einem bewaffneten Konflikt kam.

Anfang des Jahres kam es zwischen den beiden Mächten wegen der Proteste in Kasachstan zu einem Schlagabtausch. Beide Staaten werben um das zentralasiatische Land. Kasachstan ist Russlands engster Verbündeter in Asien. Doch mit dem Aufsteigen Chinas als alternativer Partner schrumpft Moskaus Griff auf das Land. 

Die Dämonisierung Russlands und die drastischen Wirtschaftssanktionen sorgen jedoch dafür, dass Moskau keine andere Wahl bleibt, als enger an Peking zu rücken. Davon profitiert nur die KP Chinas.

So biete die russische Isolation dem chinesischen Regime die Gelegenheit, russische Waren und Dienstleistungen zu niedrigen Preisen zu kaufen und benötigte Rohstoffe mit einem hohen Aufschlag zu verkaufen. Außerdem könne China auf diese Weise die Handelsbeziehungen mit Russland ausbauen und von Russlands Atomwaffen und seiner Militärtechnologie profitieren. Das sei nicht im Interesse Russlands, schrieb der Historiker Wang He Ende März.

Russlands Einmarsch in die Ukraine habe es für die KPC außerdem leichter gemacht, seine geologischen Ziele zu verfolgen, so Wang weiter. Denn seit 1990 habe Pekings Russlandpolitik darin bestanden, auf alle möglichen Weisen Zwietracht zwischen Russland und den USA sowie zwischen Russland und dem Westen zu säen. „Ein reibungsloser Übergang und eine Integration Russlands in die westliche Familie sollte verhindert werden, weil es den strategischen Spielraum Pekings erheblich einschränken würde“, erklärte der Historiker.

In seinem Gespräch sprach auch der Militärhistoriker Victor Hanson diese Aspekte an. Darauf müssten die westlichen Regierungen und insbesondere die USA reagieren, appellierte er. Sie müssten das Ausmaß der Bedrohung, die die KPC für die Welt darstelle, verstehen und energisch daran arbeiten, die KPC daran zu hindern, noch mehr zu profitieren.

Auf den ersten Blick sind Russland und China gute Partner. Doch die Partnerschaft ist von gegenseitigem Misstrauen getränkt. Foto: Oleg Elkov/iStock

Chinas imperialistische Ambitionen

Hanson zufolge hoffe die Führungsriege der KPC, dass Russland den Krieg in der Ukraine gewinnt. Denn dies würde die eigenen imperialen Ambitionen des Regimes rechtfertigen. Auch würde ein Sieg Russlands den folgenden Präzedenzfall schaffen: Eine starke Nation kann verlorene Gebiete zurückerobern und „dieses mystische Imperium“ wiederherstellten, so der Altphilologe.

Dieser Idee folgend betrachtet das kommunistische Regime Taiwan als eine abtrünnige Provinz Chinas. KPC-Führer Xi Jinping schwor, die Insel mit dem Festland zu vereinen – auch unter dem Einsatz von Gewalt.

Taiwan wurde im Jahr 1949 zum Rückzugsort der Nationalen Volkspartei Chinas, der Kuomintang. Diese regierte seit 1927 die Republik China, deren Staatsgebiet sowohl Festlandchina als auch Taiwan umfasste. Im chinesischen Bürgerkrieg (1927-1949) unterlag die Kuomintang der KPC und floh nach Taiwan, wo sie die Republik China fortsetzte. Die Insel stand nie unter der Kontrolle der KPC.

Laut Strategen und politischen Entscheidungsträgern beobachte China den russischen Einmarsch in der Ukraine mit Interesse. Es versuche, aus Russlands Siegen und Verlusten zu lernen und seine eigenen Invasionspläne gegebenenfalls zu verbessern.

Doch die „Einheitsfront“ der internationalen Gemeinschaft habe die KPC-Führung „verunsichert“, meinte William Burns, Direktor des US-Auslandsgeheimdienstes CIA, am 8. März. Diese habe wie die russische Führung wahrscheinlich mit einem schnellen Sieg für Russland gerechnet.

Die geschlossene Reaktion des Westens und die drastischen Wirtschaftssanktionen hätte die KPC in Bezug auf ihre Pläne für Taiwan aufhorchen lassen, so Hanson. China werde deshalb erstmal abwarten und sehen, wie es von der Situation profitieren könne.

Taiwan ist der KPC ein Dorn im Auge. Das chinesische Regime möchte sich den Inselstaat einverleiben. Foto: Yevhenii Orlov/iStock

Auf die Frage, ob die KPC Russland letztlich im Stich lassen würde, wenn dieses den Ukraine-Krieg verlieren sollte, äußerte Hanson Zweifel. Ihm zufolge würde das Regime einen Weg finden, die Erfolge oder Misserfolge Russlands zu seinem eigenen Vorteil zu nutzen.

„Sie denken so, wie es die Kommunistische Partei immer tut: Was ist für uns im unmoralischsten und profitabelsten Sinne drin“, ist der Militärhistoriker überzeugt.

Westen soll sich auf die chinesische Bedrohung vorbereiten

Seiner Meinung nach sei eine „mutige und kräftige“ Führung in den USA notwendig, um zu verhindern, dass China auf der Weltbühne aufsteigt. Außerdem würde eine starke und solide Führung erkennen, „dass unser gemeinsamer Feind, der gemeinsame Feind der Welt, China ist“, ergänzte der Altphilologe.

„Wir können [derzeit] Australien, Japan, Taiwan und Südkorea nicht auf den gleichen Nenner bringen, um die chinesische Aggression einzudämmen. In dieser Lücke wird China … alle wichtigen ‚Choke Points‘ – Drosselstellen – der Welt kontrollieren“, zeigte sich Hanson besorgt.

Er fügte hinzu, dass Chinas Investitionen in wichtige Häfen und Drosselstellen auf der ganzen Welt, vom Suez- und Panamakanal bis hin zu den großen Tiefseehäfen in Griechenland und Afrika, letztlich zu einer chinesischen Dominanz über den globalen Handel und Verkehr führen würden.

Die westliche Führung verfüge über die Materialien und die Technologie, die notwendig seien, um China im Wettbewerb oder in einem Konflikt zu besiegen, sagte er. Dabei verwies er auf die viel höhere Pro-Kopf-Produktivität der USA. Der derzeitigen Führung scheine jedoch der Wille oder das Know-how zu fehlen, den bösartigen Einfluss des kommunistischen Regimes angemessen einzudämmen, so der Militärhistoriker.

Die westlichen Staaten sollten jedoch nicht vergessen, dass China eine Gefahr für sie darstelle – sie sollten sich vorbereiten. „Wir alle haben gelernt, dass wir energieunabhängig und geeint sein müssen, und dass wir physisch, materiell und militärisch starke Streitkräfte brauchen, weil wir es mit China zu tun haben“, so Hansons Fazit.

Mit Material der Epoch Times USA



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