Egon W. Kreutzer: Hundert Prozent Ökostrom?
Dass Vodafone in Europa komplett auf Grünstrom umstellt, am 23. Juni von „dpa“ ausgesendet und auch hier veröffentlicht, veranlasste unseren Gastautor Egon W. Kreutzer zu einer Nachprüfung, ob das realistisch ist.

Die Unterscheidung in Atomstrom, Solarstrom, Biogasstrom, Wasserkraftstrom oder Windstrom ist mit der Einspeisung in das große gemeinsame Netz nicht mehr möglich.
Foto: Oliver Berg/dpa
- Im europäischen Verbundnetz existiert ausschließlich „Strom“.
Die Unterscheidung in Atomstrom, Solarstrom, Biogasstrom, Wasserkraftstrom oder Windstrom ist mit der Einspeisung in das große gemeinsame Netz nicht mehr möglich. Was beim Abnehmer an der Steckdose ansteht, ist ein Gemisch aus den Angeboten aller Einspeiser. Wie der insgesamt zur Verfügung stehende Strom im Detail entstanden ist, das wird zwar gemessen, aber es gibt keine technische Möglichkeit, irgendeinem Abnehmer ausschließlich Strom aus sogenannten erneuerbaren Quellen anzuliefern. Das ist genauso unmöglich, wie es unmöglich ist, aus der Donau in Budapest reines Isar- oder Lechwasser zu schöpfen. - Die Anteile des Stroms aus unterschiedlichen Erzeugungsarten sind ganz erheblichen Schwankungen unterworfen.
Am 23. Juni 2021 um 4 Uhr morgens lag die Gesamtstromerzeugung in Deutschland bei 48,327 Gigawatt. Der Anteil von Strom aus konventioneller Erzeugung lag zu diesem Zeitpunkt bei 78,43 Prozent.
Am 9. Januar 2021 um 18.00 Uhr wurden insgesamt 66,764 Gigawatt erzeugt. 9,37 Prozent davon stammten aus Biomasse und Wasserkraft. 2,85 Prozent aus Windkraft (onshore+offshore). Die Photovoltaik leistete zu diesem Zeitpunkt keinen Beitrag.
Es gibt aber auch Tage mit hohem Ertrag der erneuerbaren Energien.
Am sonnigen 17. Juni 2021 um 12 Uhr wurden insgesamt 83,569 Gigawatt zur Verfügung gestellt. Alleine der Strom aus Photovoltaik hatte daran einen Anteil von 40,48 Prozent, die konventionellen Kraftwerke lieferten 41,80 Prozent, der Gesamtanteil der Erneuerbaren lag zu diesem Zeitpunkt also tatsächlich bei stolzen 57,2 Prozent. Diese Informationen sind hier frei zugänglich im Internet zu finden.
Daraus folgt, dass auch dann, wenn ein Abnehmer einen Ökostrom-Tarif abschließt, und sein Stromversorger Ökostrom von Ökostrom-Erzeugern einkauft, für keinen Zeitpunkt sichergestellt sein kann, dass tatsächlich so viel Ökostrom ins Netz gelangt, wie zu diesem Zeitpunkt von den Öko-Tarif-Kunden abgenommen wird, und umgekehrt, dass auch viele Abnehmer, die keinen Ökostromtarif haben, an guten Sonnen- und Windtagen zu fast 60 % Ökostrom
erhalten. Je mehr Großabnehmer aus der Wirtschaft sich den Orden „100 % Ökostrom“ an die Brust heften, desto unwahrscheinlicher wird es jedoch, dass der von ihnen insgesamt „bezahlte“ Ökostrom auch tatsächlich ausreicht, um deren Bedarf immer dann zu decken, wenn der Strom benötigt wird. - Mit 100 % Ökostrom zu werben, ist nur dann im Wortsinn „Lauterer Wettbewerb“, wenn der Ökostrom in eigenen oder vertraglich gebundenen Anlagen permanent selbst erzeugt wird und ohne Kontakt mit dem Netzverbund an den Verbrauchstellen angeliefert wird. Ansonsten bedient man sich, wie alle anderen, einfach aus dem Mix des Angebots.
Der Trick mit den Zertifikaten
Die Unterscheidung in Atomstrom, Solarstrom, Biogasstrom, Wasserkraftstrom oder Windstrom ist mit der Einspeisung in das große gemeinsame Netz nicht mehr möglich. Was beim Abnehmer an der Steckdose ansteht, ist ein Gemisch aus den Angeboten aller Einspeiser. Wie der insgesamt zur Verfügung stehende Strom im Detail entstanden ist, das wird zwar gemessen, aber es gibt keine technische Möglichkeit, irgendeinem Abnehmer ausschließlich Strom aus sogenannten erneuerbaren Quellen anzuliefern. Das ist genauso unmöglich, wie es unmöglich ist, aus der Donau in Budapest reines Isar- oder Lechwasser zu schöpfen.
Am 23. Juni 2021 um 4 Uhr morgens lag die Gesamtstromerzeugung in Deutschland bei 48,327 Gigawatt. Der Anteil von Strom aus konventioneller Erzeugung lag zu diesem Zeitpunkt bei 78,43 Prozent.
Am 9. Januar 2021 um 18.00 Uhr wurden insgesamt 66,764 Gigawatt erzeugt. 9,37 Prozent davon stammten aus Biomasse und Wasserkraft. 2,85 Prozent aus Windkraft (onshore+offshore). Die Photovoltaik leistete zu diesem Zeitpunkt keinen Beitrag.
Es gibt aber auch Tage mit hohem Ertrag der erneuerbaren Energien.
Am sonnigen 17. Juni 2021 um 12 Uhr wurden insgesamt 83,569 Gigawatt zur Verfügung gestellt. Alleine der Strom aus Photovoltaik hatte daran einen Anteil von 40,48 Prozent, die konventionellen Kraftwerke lieferten 41,80 Prozent, der Gesamtanteil der Erneuerbaren lag zu diesem Zeitpunkt also tatsächlich bei stolzen 57,2 Prozent. Diese Informationen sind hier frei zugänglich im Internet zu finden.
Daraus folgt, dass auch dann, wenn ein Abnehmer einen Ökostrom-Tarif abschließt, und sein Stromversorger Ökostrom von Ökostrom-Erzeugern einkauft, für keinen Zeitpunkt sichergestellt sein kann, dass tatsächlich so viel Ökostrom ins Netz gelangt, wie zu diesem Zeitpunkt von den Öko-Tarif-Kunden abgenommen wird, und umgekehrt, dass auch viele Abnehmer, die keinen Ökostromtarif haben, an guten Sonnen- und Windtagen zu fast 60 % Ökostrom
erhalten. Je mehr Großabnehmer aus der Wirtschaft sich den Orden „100 % Ökostrom“ an die Brust heften, desto unwahrscheinlicher wird es jedoch, dass der von ihnen insgesamt „bezahlte“ Ökostrom auch tatsächlich ausreicht, um deren Bedarf immer dann zu decken, wenn der Strom benötigt wird.
Fazit
- einen sogenannten Ökostromtarif abzuschließen, der auf Basis diverser, zum Teil umstrittener Zertifizierungen gestaltet ist,
- und dann für die Bezeichnung „Ökostrom“ (und deren werbliche Verwendung) einen (geringen) Aufpreis zu entrichten.
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03. Juni 2020
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Kommentare
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Wer da ganz sicher gehen will kauft sich den Atomstromfilter: http://www.nucleostop.de/. Ein Must Häf in jedem grünen Haushalt. Wohlan...
Es dürfte genügend denkgebremste Hardcore-Öko-Fanatiker geben,welche sich das Teil bestellen.Am besten eines für jede Steckdose....
Die Regenbogen-Heuchelei der Ökolisten!
Der hektische Überbietungswettbewerb der Bunten Klimaschutzeinheitsparteien zur CO² Minderung lässt für Industrie und private Verbraucher in Schland nichts Gutes ahnen.
Auf dem Weg zur Energiemangelgesellschaft ist eher Klimaarmut zu befürchten, statt Klimawohlstand zu erhoffen.
Die Frage wird sein, wie weit sich unser Wohlstand durch den Klimakampf reduziert oder wie viel Klimawohlfahrt uns eine neue Bundesregierung gewährt.
Aber wie gesagt:
Die Schwarzen und die Grünlinge eine Zukunft, die die bleierne Ära Murxels noch um ein paar Potenzen übertreffen wird.
Das Land liegt in Agonie jetzt folgt der Todesstoß.
Solange die Ökokunden nicht ausschliesslich Ökostrom nehmen und nehmen müssen, bleibt alles Schwindel.
Das kann auch über sogenannte Intelligente Netze organisiert werden.
Bei Dunkelheit und Windstille ist Null. Bei Wind und Sonne muss der "Wedelstrom" verwendet werden, und alles dazwischen.
Macht einen Test und klemmt "Selbstversorger" ab vom Netz.
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Kommentare
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Wer da ganz sicher gehen will kauft sich den Atomstromfilter: http://www.nucleostop.de/. Ein Must Häf in jedem grünen Haushalt. Wohlan...
Es dürfte genügend denkgebremste Hardcore-Öko-Fanatiker geben,welche sich das Teil bestellen.Am besten eines für jede Steckdose....
Die Regenbogen-Heuchelei der Ökolisten!
Der hektische Überbietungswettbewerb der Bunten Klimaschutzeinheitsparteien zur CO² Minderung lässt für Industrie und private Verbraucher in Schland nichts Gutes ahnen.
Auf dem Weg zur Energiemangelgesellschaft ist eher Klimaarmut zu befürchten, statt Klimawohlstand zu erhoffen.
Die Frage wird sein, wie weit sich unser Wohlstand durch den Klimakampf reduziert oder wie viel Klimawohlfahrt uns eine neue Bundesregierung gewährt.
Aber wie gesagt:
Die Schwarzen und die Grünlinge eine Zukunft, die die bleierne Ära Murxels noch um ein paar Potenzen übertreffen wird.
Das Land liegt in Agonie jetzt folgt der Todesstoß.
Solange die Ökokunden nicht ausschliesslich Ökostrom nehmen und nehmen müssen, bleibt alles Schwindel.
Das kann auch über sogenannte Intelligente Netze organisiert werden.
Bei Dunkelheit und Windstille ist Null. Bei Wind und Sonne muss der "Wedelstrom" verwendet werden, und alles dazwischen.
Macht einen Test und klemmt "Selbstversorger" ab vom Netz.