AfD-Höhenflug hält an: Stärkste Kraft in vier Ländern, zweitstärkste im Bund
Bereits Anfang der Woche stellte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) fest, dass in der deutschen Parteienlandschaft „etwas ins Rutschen“ gerate. Er meinte damit den seit Monaten anhaltenden Aufschwung der „Alternative für Deutschland“ (AfD).
Ende der Woche scheinen ihm brandaktuelle Umfragen recht zu geben: Der „ARD DeutschlandTrend“ von infratest dimap veröffentlichte mit 20 Prozent (plus zwei Prozentpunkte im Vergleich zum Juni) bei der Sonntagsfrage den höchsten Zustimmungswert, den das Meinungsforschungsinstitut der AfD je zubilligte. Nur noch die Union aus CDU und CSU sei mit 28 Prozent stärker, habe aber einen Prozentpunkt einbüßen müssen.
Hinter dem Spitzenduo rangierte die Kanzlerpartei SPD (18 Prozent, stabil) auf Platz drei. Die Grünen verbuchen nur noch 14 Prozent (minus ein Prozentpunkt) Zustimmung – der niedrigste Wert im „ARD DeutschlandTrend“ seit September 2018.
75 Prozent mit Ampelarbeit unzufrieden
Die Unzufriedenheit mit der Ampelregierung im Bund sank zwar um drei Prozentpunkte, liegt mit nun 75 Prozent der Menschen, die sich als „weniger“ oder „gar nicht“ zufrieden zeigten, aber immer noch auf hohem Niveau. Einen besonders dramatischen Absturz in dieser Frage gab’s für die Grünen: Nur noch 20 Prozent (minus 14 Prozentpunkte) gaben an, „zufrieden“ oder „sehr zufrieden“ mit der Arbeit von Habeck, Baerbock, Lang und Co zu sein.
Abstand Union vs. AfD: 4,5 oder 8 Prozent?
Nach einer Umfrage von INSA, die am 3. Juli 2023 beendet wurde, käme die AfD bundesweit sogar auf 21 Prozent. Die Union hätte bei 25,5 Prozent damit nur noch 4,5 Prozentpunkte Vorsprung. Die SPD läge mit 19 Punkten zwei Prozentpunkte hinter der blauen Partei. Die Grünen wären mit ihren 14,5 Prozent sogar sechseinhalb Prozentpunkte schwächer. Würde man die CSU als eigene Partei gesondert ausweisen, würden sich die AfD und die CDU gemäß INSA-Zahlen damit ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die derzeit stärkste politische Kraft in der Bundesrepublik liefern.
Ein „gewichteter Durchschnitt“ verschiedener Meinungsstudien, die zwischen dem 9. Juni und dem 5. Juli 2023 durchgeführt worden waren, zeigt laut „Dawum.de“ einen größeren Abstand zwischen den beiden derzeit bundesweit stärksten Kräften: CDU und CSU lägen mit 27 Prozent gut sieben Prozent vor der AfD (19,6 Prozent). Die Abstände schwanken dabei je nach Meinungsforschungsinstitut und Befragungszeitraum zwischen 14 Prozentpunkten (Allensbach, 9. bis 22. Juni) und drei Prozentpunkten („Institut Wahlkreisprognose“, 22. bis 25. Juni). Die jüngsten Umfragen von GMS (28. Juni bis 3. Juli), Forsa (27. Juni bis 3. Juli) und Infratest dimap (3. bis 5. Juli) sehen alle einen Abstand von acht Prozent.
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Thüringen: AfD mit Abstand vorne
Für das Bundesland Thüringen stellte Infratest dimap zwischen dem 28. Juni und dem 3. Juli ein sattes Plus für die AfD von neun Prozentpunkten im Vergleich zum August 2022 fest. Das bedeutet 34 Prozent und klar Platz eins. Alle anderen im Erfurter Landtag vertretenen Parteien mussten dagegen Verluste zwischen einem und zwei Prozentpunkten hinnehmen. Das berichtet die Wahlprognosenseite „Dawum.de“. Der „Mitteldeutsche Rundfunk“ (MDR) hatte die Befragung in Auftrag gegeben.
Die AfD wäre der eindeutige Wahlsieger, und zwar mit großem Abstand vor der zweitplatzierten CDU (21 Prozent). Für die Linke, die mit Bodo Ramelow immerhin den Regierungschef der rot-rot-grünen Minderheitsregierung in Erfurt stellt, würden sich nur noch 20 Prozent entscheiden.
Insgesamt käme das aktuelle Koalitionsbündnis Ramelows noch auf 35 Prozent – mit nur einem Prozentpunkt mehr als die AfD allein. Vorausgesetzt, die Grünen schafften es mit derzeit fünf Prozent überhaupt noch ins Parlament. Die FDP wäre mit nur vier Prozent ohnehin draußen. In Thüringen wird im Herbst 2024 ein neuer Landtag gewählt.
Meck-Pomm: Vier Prozentpunkt plus machen AfD zur stärksten Kraft
Auch in Mecklenburg-Vorpommern konnte die AfD nach einer INSA-Umfrage für den „Nordkurier“ zwischen dem 26. Juni und 3. Juli im Vergleich zum April 2023 zulegen: Vier Prozentpunkte mehr und insgesamt 29 Prozent Zustimmung bedeuten auch im nordöstlichsten Bundesland den Aufstieg auf Platz eins für die „Alternative“.
Mit 27 Prozent (minus ein Prozentpunkt) liegt der ehemalige Spitzenreiter SPD aber nur knapp dahinter. Auf Rang drei liegt die CDU (18 Prozent). Sie musste wie die Linke (zehn Prozent) einen Prozentpunkt Verlust verkraften. Die Grünen blieben mit sechs Prozent konstant, die FDP würde wegen eines Prozentpunktes Verlust nur noch auf vier Prozent Zustimmung kommen und aus dem Parlament fliegen.
Wäre am Sonntag Landtagswahl, würde es mit gemeinsam 37 Prozent somit nicht mehr für das rot-rote Regierungsbündnis um Manuela Schwesig (SPD) reichen. Selbst eine schwarz-rote „GroKo“ bräuchte noch einen Partner, um nicht als Minderheitsregierung agieren zu müssen. In Mecklenburg-Vorpommern wird nach dem 30. August 2024 ein neuer Landtag gewählt.
Brandenburg: AfD mit 28 Prozent stärkste Kraft
Auch in Brandenburg liegt die AfD nach einer INSA-Umfrage mit 28 Prozent (plus drei Prozentpunkte im Vergleich zu Anfang April) bei der Sonntagsfrage klar vorn. Die SPD, immerhin die Partei von Ministerpräsident Dietmar Woidke, rangiert mit stabilen 21 Prozent sieben Punkte dahinter. Seine Koalitionspartner von der CDU (18 Prozent) und den Grünen (neun Prozent) verloren jeweils einen Prozentpunkt. Trotzdem würde es wohl für eine Fortsetzung von Rot-Schwarz-Grün reichen.
Die Linken bleiben mit zehn Prozent stabil. Die FDP (drei Prozent, minus eins) würde allerdings nicht mehr in den Landtag einziehen. Die künftige Rolle der „Freien Wähler“, die stabil bei fünf Prozent stehen, ist unklar. INSA hatte zwischen dem 26. Juni und dem 3. Juli 1.000 Menschen im Auftrag der „Bild“ befragt. In Brandenburg wird am 22. September 2024 ein neuer Landtag gewählt.
Sachsen-Anhalt und Sachsen: AfD auf Augenhöhe mit der CDU
Die jüngste Umfrage für den Freistaat Sachsen wurde bis zum 12. Juni vom „Institut Wahlkreisprognose“ durchgeführt. Demnach lag die AfD mit 32,5 Prozent ähnlich stark auf Platz eins wie in Thüringen. Mit 2,5 Prozentpunkten Abstand folgt auch hier die CDU (30,0). Die übrigen Parteien spielen in der sächsischen Wählergunst nur eine untergeordnete Rolle: Lediglich die SPD ist mit zehn Prozent zweistellig.
In Sachsen-Anhalt reicht es für die AfD (29 Prozent Zustimmung) noch nicht zu Platz eins. Nach einer INSA-Umfrage mit Stand 26. Juni lag die AFD aber mit zwei Prozentpunkten Abstand in Schlagdistanz zur CDU (31 Prozent). Ähnlich wie in Sachsen-Anhalt liegen die übrigen Parteien im Magdeburger Landtag alle unter zehn Prozent.
AfD in Hessen und Bayern auf dem Weg nach oben
Auch in Hessen und Bayern, die ihre Bürger beide am 8. Oktober 2023 zu den Wahlurnen rufen, konnte die AfD Umfragen zufolge zuletzt etwas zulegen.
Die Durchschnittswerte von drei aktuellen Wahlumfragen für Bayern wiesen laut „Dawum“ ein Plus von 3,0 Prozentpunkten für die AfD aus. Die bayerische „Alternative“ konnte mit nun 13,8 Prozent die „Freien Wähler“ um Hubert Aiwanger (11,2 Prozent, plus 0,2) überholen. Markus Söders CSU (39,6 Prozent, minus 0,8 Prozentpunkte) und die Grünen (15,0 / minus 0,2) mussten leichte Verluste hinnehmen. Die SPD rutschte bei einem Verlust von 1,3 Prozentpunkten unter die Zehn-Prozent-Marke.
In Hessen steht die AfD für einen westdeutschen Flächenstaat neuerdings erstaunlich stark da: Nach einer aktuellen Befragung des „Instituts Wahlkreisprognose“, die zwischen dem 23. Juni und dem 1. Juli durchgeführt worden war, konnte die hessische „Alternative“ mit nun 19 Prozent Zustimmung sogar die traditionell starken Grünen (18 Prozent) von Platz drei verdrängen. Der Abstand zur SPD (20 Prozent), für die Bundesinnenministerin Nancy Faeser als Spitzenkandidatin antreten will, liegt demnach nur noch bei einem Prozentpunkt. Und auch die CDU ist mit 26 Prozent nur noch sieben Prozentpunkte entfernt. Für FDP (fünf Prozent), „Freie Wähler“ (3,5) und Linke (2,5) wird der Einzug in den Wiesbadener Landtag immer schwerer.
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