AfD-Bundessprecher Chrupalla wünscht sich Weidel als AfD-Kanzlerkandidatin
Offiziell beabsichtigt die Alternative für Deutschland (AfD), erst im kommenden Jahr einen Kanzlerkandidaten für die Bundestagswahl 2025 aufzustellen. Ginge es nach dem AfD-Co-Bundessprecher Tino Chrupalla, so wäre seine Co-Bundessprecherin Weidel für ihn die erste Wahl.
„Alice Weidel wäre eine sehr gute Kanzlerkandidatin, was ich auch unterstützen würde“, erklärte Chrupalla im ARD-Sommerinterview, das am Sonntagabend in der Reihe „Bericht aus Berlin“ gezeigt wurde. Er selbst sei für die Nominierung aber nicht zuständig und wolle der Entscheidung auch nicht vorgreifen, betonte der gelernte Malermeister. „Am Ende entscheidet das ein Parteitag oder die Basis in unserer Partei“, so Chrupalla im Gespräch mit Moderator Markus Preiß.
Chrupalla sieht sich zu „Frontalangriff auf diese Regierung“ verpflichtet
Er versprach, dass es weder einen Machtkampf noch Streit zur K-Frage innerhalb der AfD geben werde. Um eine Spitzenkandidatur werde man angesichts der Erfolge 2025 aber in keinem Fall herumkommen: „Wenn wir zweitstärkste Kraft in den Umfragen sind, müssen wir den Frontalangriff auf diese Regierung natürlich bei diesen Bundestagswahlen führen“, sagte Chrupalla. Für ihn sei ganz klar, dass die AfD „natürlich nach der Kommunalpolitik, nach der Landespolitik auch irgendwann im Bund regieren“ wolle (Video in der ARD-Mediathek).
Auch Alice Weidel ihrerseits betonte im Sommerinterview des ZDF, dass es dem AfD-Bundesparteitag oder den Parteimitgliedern obliege, einen Kandidaten zu nominieren. „Das steht noch aus“, sagte sie im Gespräch mit Moderatorin Shakuntala Banerjee. „Ich kann mir viele Kandidaten vorstellen, und das ist noch gar nicht durch“, stellte Weidel fest. Namen nannte sie nicht.
Der nächste Parteitag der AfD soll nach Angaben der Partei voraussichtlich im März 2025 stattfinden.
Weidel für Trump, Wehrpflicht und Waffenstillstand in der Ukraine
Für die Vereinigten Staaten von Amerika erhoffe sie sich einen Sieg des Ex-Präsidenten Donald Trump, erklärte Weidel im ZDF. Sie drücke dem republikanischen Herausforderer „definitiv“ die Daumen. Als Hauptgrund nannte sie Trumps Versprechen, „den Krieg in der Ukraine zu beenden, indem er die finanziellen Mittel streicht“.
Eine zweite Amtszeit von Präsident Joe Biden dürfe nicht sein: „Das geht überhaupt gar nicht“, sagte Weidel. Denn Biden sei „nicht in Kontrolle seiner geistigen Kräfte“. Noch lieber wäre es ihr gewesen, wenn weder Biden noch Trump angetreten seien. Der US-Wahlkampf sei für sie schon jetzt „ein Desaster“.
Weidel forderte nicht zum ersten Mal einen „sofortigen Waffenstillstand“ in der Ukraine. Auch deutsche Soldaten dürften keinesfalls „für so einen Krieg in der Ukraine verfeuert werden“. Wer im Bundestag Krieg fordere, solle „selbst an die Front gehen“, meinte die AfD-Bundessprecherin.
Das Parteiprogramm der AfD bekenne sich zudem zu einem Inkraftsetzen der seit 2011 ausgesetzten Wehrpflicht, die dann aber keinesfalls für den Ukraine-Krieg „missbraucht werden“ dürfe. Dennoch müsse die Bundeswehr wieder „ertüchtigt“ werden. Finanziell sollte man nach Auffassung Weidels für die deutsche Verteidigung sogar über das NATO-Ziel hinausgehen und mehr als zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts bereitstellen.
Chrupalla: „Deutschland-Jahr“ statt Wehrpflicht
Tino Chrupalla dagegen steht einer erneuten Wehrpflicht nach eigenen Worten derzeit skeptisch gegenüber. Er würde stattdessen ein „Deutschland-Jahr“ etablieren, das jedem die Wahl zwischen Wehr- und Zivildienst lasse. Ein solcher Zivildienst könne die Pflegesituation entlasten.
Was die Situation in der Ukraine angehe, schwebe ihm eine Kompromisslösung vor: Russland könne sich aus den besetzten Gebieten zurückziehen, im Gegenzug müsste die Ukraine ihre Pläne für einen Beitritt zu NATO und EU aber aufgeben. Als Tagungsort für eine Friedenskonferenz könne Berlin dienen. Dort müssten dann „alle Kriegsparteien – die Ukraine, Russland und auch die USA“ mit am Tisch sitzen.
Beide für Grenzkontrollen und Ende der Zuwanderung
Nach neun Jahren der unkontrollierten Massenmigration in Richtung Deutschland plädierten beide AfD-Spitzenpolitiker für einen generellen Zuwanderungsstopp mit „robusten“ (Weidel) beziehungsweise „restriktiven“ (Chrupalla) Grenzkontrollen.
Es könne nicht weiter zugelassen werden, dass jeder, „der hier angelaufen kommt, ohne Ausweispapiere“, einen Anspruch auf Asyl geltend machen könne, sagte Weidel im ZDF. Deshalb müsse das Asylgesetz ersetzt werden. Außerdem müsse man die „Pull-Faktoren“ beenden: Das Bürgergeld entfalte ihrer Meinung nach eine „Sogwirkung“, da es derzeit als „Gratisgeld vor allen Dingen für ausländische Staatsbürger“ gewährt werde. Weidel würde es streichen und ausländischen Staatsbürgern in Deutschland stattdessen Sachleistungen anbieten. „Da meinen Sie mal, wie schnell hier Schluss ist, dass wir diese Sogwirkung abschalten“, sagte Weidel im Gespräch mit Shakuntala Banerjee.
Chrupalla vertrat im Interview mit Markus Preiß einen ähnlichen Standpunkt. Das deutsche Asylsystem werde „maßlos ausgenutzt von Kriminellen und Leuten, die in Deutschland nichts zu suchen haben“, so Chrupalla im Ersten. „Für die Sicherheit der deutschen Staatsbürger“ bedeute die derzeitige Migrationspolitik „eine große Gefährdung“. Deutschland benötige mehr Rückführungsabkommen und Asylzentren in Drittstaaten. Speziell straffällig gewordene oder polizeibekannte Asylbewerber müssten seiner Ansicht nach sofort aus dem Land abgeschoben werden.
AfD-Doppelspitze in Essen bestätigt
Zuletzt hatte der Bundesparteitag in Essen am letzten Juni-Wochenende Weidel und Chrupalla als Doppelspitze der AfD bestätigt. Weidel hatte 79,8 Prozent der Delegiertenstimmen hinter sich versammelt, Chrupalla sogar 82,7 Prozent. Absolut entspricht das einer Differenz von acht Stimmen.
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