Spanische Forscher erstellen Schatzkarte von Hunderten versunkenen Schiffen und ihren Schätzen
In der Studie versucht eine Gruppe von Wissenschaftlern die genauen Orte und den Ablauf der Katastrophen von fast 700 spanischen Schiffen zu rekonstruieren. Diese seien zwischen 1492 und 1898 in Amerika gesunken.
In Zusammenarbeit mit dem Kulturministerium von Spanien fanden sie zudem heraus, dass die Schiffe in vielen Fällen mit Perlen, Smaragde und Gold beladen waren.
Rekonstruktion von 681 Katastrophen und Ladelisten
Die spanische Tageszeitung El Pais berichtete nun über die Studie mit dem Titel „Inventory of Spanish Shipwrecks in America“. In der Studie rekonstruierten die Forscher 681 Versenkungen präzise.
El #mapeado de los naufragios españoles en la costa americana durante cuatro siglos a partir de los mapas y legajos históricos del @ArchivodeIndias y del @Museo_Naval https://t.co/R4XfWzRqWF vía @el_pais #PatrimonioSubacuático pic.twitter.com/TyCM4qKryu
— uSIG (CCHS-CSIC) (@uSIG_CCHS_CSIC) 25. Februar 2019
Die Aufzeichnungen beginnen mit dem Untergang eines der drei Schiffe Christoph Columbus aus dem Jahr 1492: Der „Santa Maria“ vor der Insel Bohio (heutige Hispaniola). Nach zwei schlaflosen Nächten soll Columbus am Weihnachtstag das Kommando an einen seiner Steuermänner übergeben haben. Zu müde für diese Aufgabe gab der sie wiederum an einen Ruderjungen weiter. Eine fatale Entscheidung.
Denn die Strömungen trieben das Schiff auf eine Sandbank vor der Küste Haitis zu, wo es am nächsten Tag sank. Erzürnt über seine Besatzung befahl Columbus das Schiff zu zerlegen und das Holz für den Bau einer Festung zu verwenden. Er nannte das Fort Navidad, weil das Schiff am Weihnachtstag gesunken war. Da das Schiff für den Bau der Festung jedoch nicht vollständig auseinander genommen wurde, sind Überreste seines Wracks noch immer sichtbar.
Als einer der letzten Versenkungen dokumentierten die Forscher eine Konfrontation zwischen fünf kubanischen Zerstörern und einer US-Flotte. Letzteres war eine Begegnung im Spanisch-Amerikanischen Krieg von 1898, bei der die kubanische Flotte versenkt wurde.
Unzählige Schiffswracks vor der Küste von Kuba
Die Mehrheit der Schiffswracks, insgesamt 249, wurden vor der Küste Kubas identifiziert. 153 von ihnen liegen auf dem Grund des Atlantiks entlang der US-Küste, während sich 66 bei Panama und weitere 63 um Hispaniola befinden.
Die anderen Schiffswrack liegen dagegen hauptsächlich in den Gewässern der Bahamas und Bermudas. Fast 80 Prozent der Rümpfe seien hier noch zu erkunden.
Das spanische Kulturministerium sagte, dass das aktuelle Ziel der Forschung nicht die Bergung von Wertsachen sei, die sich in den Schiffswracks befinden könnten. Dies wäre eine zeitaufwändige und kostspielige Operation. Stattdessen liegt das Augenmerk auf den Schutz der Schiffswracks vor illegalen Plünderungen und deren möglichen folgenden Schäden. Dies soll in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden und Ländern gelingen.
Reich beladen
Die Studie wurde von den Unterwasserarchäologen Carlos Leon und Beatriz Domingo sowie dem Marinehistoriker Genoveva Enriquez geleitet und dauerte fünf Jahre. Dabei nahmen sie Hunderte von Seiten aus dem Allgemeinen Archiv der Indischen Inseln in Sevilla und dem Marinemuseum von Madrid genau unter die Lupe. Zusammen mit 420 alten Karten erarbeiteten sie schließlich den bisher umfangreichsten Überblick über spanische Schiffswracks und Schätze.
Das spanische Reich wurde auf zwei Säulen gebaut: dem Heer und der Marine. Aber hinter beiden stand eine stille, aber effektive Armee von Beamten, deren Aufgabe es war, die Details jeder Expedition aufzuzeichnen. Diese ermöglichten den Forschern nun die Lokalisierung der Schiffe.
Jeder Eintrag enthält eine Liste mit wichtigen Informationen zu den einzelnen Schiffen. So wurden unter anderem der Schiffstyp, der Name des Schiffes und des Kapitäns, die Bewaffnung des Schiffes, die Anzahl der Besatzungsmitglieder und Passagiere sowie die Fracht notiert.
Die spanischen Schiffe beförderten eine vielfältige und kostbare Ladung. Experten sprechen über Gold, Silber, Smaragde, Elfenbein, aber auch Ming-Keramik, Tabak, Zucker, Vanille und Kakao, ganz zu schweigen von Sklaven, Waffen, Büchern und religiösen Relikten aus Jerusalem.
Hunderte Tote und wunderbare Geschichten über das Überleben
90 Prozent der Schiffe seien jedoch nicht aufgrund von Seeschlachten mit rivalisierenden Mächten wie England, den Niederlanden oder den USA gesunken. Stattdessen sank die Mehrheit nachweislich durch Unwetter und Stürme. Auch die Anzahl der Toten ist immens.
Dass Hunderte von Menschen bei nur einem Schiffbruch starben, zeigt ein Beispiel von 1563. Bei dem Untergang von fünf Schiffen auf den Bermudas starben laut Aufzeichnungen 1.250 Männer. Sechshundert weitere starben, als die „Conde de Tolosa“ 1724 vor der Küste der Dominikanischen Republik zerstört wurde.
Aber es gibt auch wunderbare Geschichten über das Überleben, die mit diesen Schiffswracks verbunden sind. Einige von ihnen könnten die Schatzinsel in den Schatten stellen. Eine dieser Geschichten erzählt über das Schicksal von den Überlebenden der „Santa Lucía“ aus dem Jahre 1584.
Die Männer unter dem Kommando von Juan López schafften es mit Flößen an die Küste der Bermudas. Dort fanden sie sieben weitere schiffbrüchige Spanier, die bereits seit zwei Jahren dort lebten. Gemeinsam bauten sie ein Schiff und überquerten anschließend die 900 Kilometer karibisches Meer, was sie nach Puerto Plata, in die heutige Dominikanische Republik, führte.
Das Kulturministerium hat bislang nur einen Teil der Schatzkarte des spanischen Imperiums fertiggestellt. Noch offen sind die Wracks im Pazifik, im Südatlantik und auf den Philippinen, die einen besseren Überblick über das Gesamtvolumen des spanischen Seeverkehrs zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert und die genaue Anzahl der verlorenen Schiffe geben werden.
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