„Die Makellose“: Inferno riss legendäres Kriegsschiff „Mars“ auf den Grund der Ostsee
Es war das größte und am besten bewaffnete Kriegsschiff der Welt – benannt nach dem römischen Kriegsgott Mars. Doch all das konnte das Schiff im Jahre 1564 nicht vor seinem Untergang bewahren. In einer brutalen Seeschlacht ging es in Flammen und sank auf den Grund der Ostsee und mit ihm fast 900 schwedische und deutsche Seeleute sowie ein Vermögen an Gold- und Silbermünzen.
Einige Jahre nach der Entdeckung des Wracks, sind die Forscher zu dem Schluss gekommen, dass es das am besten erhaltene Schiff seiner Art ist. Zugleich stellt es laut ihnen die erste Generation der großen, dreimastigen Kriegsschiffe Europas dar. In der Geschichte erhielt das Schiff außerdem die Name „Makalös“ (schwedisch: „Makellose“) oder „Jutehattaren“ (schwedisch: „Dänenhasserin“).
Das „fehlende Glied“
„Marinehistoriker wissen viel über Schiffe aus dem 17. Jahrhundert, aber nur sehr wenig über Kriegsschiffe aus dem 16. Jahrhundert“, sagt Johan Rönnby von der Södertörn Universität in Schweden zu National Geographic. Der Professor für Meeresarchäologie untersuchte in den letzten Jahren das 60 Meter lange Wrack.
„Es ist ein fehlendes Glied“, so Rönnby, dessen Arbeit teilweise durch ein Stipendium des Global Exploration Fund der National Geographic Society finanziert wird. „Die 1500er Jahre sind eine wichtige Zeit, denn genau zu diesem Zeitpunkt begann man mit dem Bau großer Dreimast-Kriegsschiffe“, erklärt der Archäologe.
Weiterhin haben Forscher die Ladung von frühen Kriegsschiffen, sogenannten Galeonen, gefunden. Dieser Schiffstyp ist eine Weiterentwicklung des schwedischen Kriegsschiffes Mars.
Darüber hinaus wurden die Überreste weiterer Galeonen, wie die des englischen Flaggschiffs Mary Rose geborgen, das während einer Schlacht im Jahr 1545 sank. Doch laut den Forschern habe man noch nie ein Wrack gefunden, dass so gut wie die Mars erhalten ist.
Kriegsschiff einmessen statt bergen
Rönnby und sein Team wollen das Schiff auf dem Meeresboden lassen und stattdessen mit dreidimensionalen Scans und Fotos das Wrack mit der Welt teilen. Mit Hilfe von Richard Lundgren und seinem Team aus professionellen Tauchern, wurde das Wrack nun gescannt, um 3D-Rekonstruktionen herzustellen.
Ein Schiff aus dem Meer zu bringen ist teuer und kann den Artefakten erheblichen Schaden zufügen. Aus diesem Grund entschieden sich die Wissenschaftler Laserscans von ihrem Fund anzufertigen. Anhand dieser, bis auf 2 Millimeter genauen, Scans können anschließend weitere Analysen durchgeführt werden.
Zudem erklären die Forscher, dass es dank der neuesten Hilfsmittel und Methoden nun möglich ist, die letzten Minuten des Schiffes und der Menschen an Bord zu rekonstruieren. So erhalte man einen Einblick in das Verhalten der Menschen auf einem Schlachtfeld.
Ein Traum wurde wahr
Seit Jahren hatten Schatzsucher, Archäologen und Geschichtsliebhaber versucht das Wrack ausfindig zu machen. Eine Legende besagt, dass ein Gespenst aus der Tiefe aufstieg, um das Schiff davor zu bewahren, jemals entdeckt zu werden. Doch das änderte sich im späten Frühjahr 2011, als eine Gruppe von Tauchern einen der größten Funde der Meeresarchäologie in 75 Metern Tiefe machte.
Die Entdeckung war der Höhepunkt einer 20-jährigen Suche von Lundgren, zusammen mit seinem Bruder Ingemar und seinem Kollegen Fredrik Skogh. Die Männer hatten davon geträumt, den mächtigen Mars zu finden, nachdem sie das Stockholmer Museum besucht hatten, in dem sich ein weiteres legendäres schwedisches Kriegsschiff namens Vasa befindet.
Aus diesem Grund wurden Richard und Ingemar Lundgren Berufstaucher, um sich ihren Traum erfüllen zu können.
Ihre Stärke wurde ihr zum Verhängnis
Die Mars sank am 31. Mai 1564 vor der Küste einer schwedischen Insel namens Öland in der Ostsee. Geringe Sedimente, langsame Strömungen, Brackwasser und das Fehlen von sogenannten Schiffswürmern ermöglichte die gute Erhaltung des Wracks.
„Was diese Entdeckung noch spannender macht, ist, dass die Mars nicht wegen eines Konstruktionsfehlers oder schlechter Seemannschaft gesunken ist“, erzählt Lundgren. „Die Mars war eine funktionierende Kriegsmaschine, die im Kampf sehr gut funktioniert hat.“
Schwer bewaffnet mit Kanonen sank das Schiff mitsamt sämtlicher Ausstattung auf den Meeresboden. Dieses Kriegsschiff hatte für seine Zeit eine „völlig neue Feuerkraft“, verdeutlicht Lundgren. Dabei spielten die Kanonen bei ihrem Untergang eine entscheidende Rolle.
Ein feuriges Ende
Die Mars sank im Zuge des Nordisch Siebenjährigen Krieges (1563 – 1570), auch „Dreikronenkrieg“ genannt. In dieser Auseinandersetzung standen sich Schweden und Dänemark mit seinem Bündnispartner Lübeck gegenüber.
„Bereits am ersten Tag der Schlacht nahmen die Schweden, die Verfolgung der Dänen auf. So versuchten die Deutschen am zweiten Tag ihr Glück und griffen das schwedische Kriegsschiff an“, erklärte Rönnby.
„Die Deutschen begannen mit dem Beschuss mit Feuerbällen und schafften es schließlich das Schiff zu entern. Brennendes Schießpulver erzeugte dabei so viel Hitze an und unter Deck, dass die Kanonen explodierten“, so Rönnby weiter. Diese Explosionen führten womöglich zum Untergang der Mars.
Mythen von einem überheblichen König
Laut den Mythen um das Kriegsschiff gibt es einen anderen Grund für den Untergang: Die Überheblichkeit eines Königs.
„Die damaligen schwedischen Könige waren damit beschäftigt, ihre Position zu festigen“, sagt Rönnby. „[Aber] die katholische Kirche war ein Problem für die neuen Könige, weil sie so mächtig war“. Bei dem Versuch, die Macht der Kirche zu verringern, beschlagnahmten Monarchen wie Erik XIV. Kirchenglocken. Diese wurden eingeschmolzen und das Metall wiederverwendet, um Kanonen für ihre neuen Kriegsschiffe herzustellen.
Die Legende besagt, dass das Führen dieser wiederverwendeten Kirchenglocken die Mars in ihr nasses Grab trieb. Nach aktuellem Forschungsstand war das Kriegsschiff mit 107 bis 173 Kanonen in vielen verschiedenen Größen ausgestattet. Es heißt, dass sogar ihre Krähennester (Ausguck), mit Kanonen bewaffnet waren.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion