Archäologen entdecken Artefakte aus legendärer römischer Seeschlacht
Archäologen erkunden derzeit den Ort der Seeschlacht zwischen Rom und Karthago, die vor über 2.200 Jahren stattfand. Nun haben sie Hinweise darauf gefunden, wie sich die Schlacht entwickelt haben könnte – und auch mehrere Geheimnisse.
Die Seeschlacht vom 10. März 241 vor Christus
Die nun entdeckten Funde deuten darauf hin, dass Karthago während der Schlacht römische Kriegsschiffe enterte und selbst nutzte, um ihre Flotte zu vergrößern. Außerdem sollen karthagische Seeleute möglicherweise Fracht über Bord geworfen haben, in einem verzweifelten Versuch, den Römern zu entkommen.
Historischen Aufzeichnungen zufolge fand die Seeschlacht am 10. März 241 vor Christus in der Nähe der Ägadischen Inseln, unweit von Sizilien im Mittelmeer statt. In dieser Schlacht fing die römische Marine eine karthagische Flotte ab. Die Karthager versuchten Lieferungen an eine ihrer Armeen in Sizilien zu bringen.
Den römischen Soldaten gelang es jedoch einen Großteil der karthagischen Flotte zu vernichten. Mit diesem vernichtenden Sieg war Karthago gezwungen, auf Frieden zu klagen und sich auf Bedingungen zu einigen, die Rom begünstigten.
In den letzten zehn Jahren haben Unterwasserarchäologen den Ort der Schlacht vermessen und stießen auf diverse Funde. So fanden sie unter anderem die Überreste von Bronzestempeln, Metallhelmen und Keramikbehältern. Allein in der Saison 2018 wurden zudem sechs Rammböcke sowie mehrere Helme und Keramikgefäße entdeckt.
Karthago kämpfte mit römischen Schiffen
Karthago scheint zudem die Schlacht mit einer Flotte geführt zu haben, die teilweise aus eroberten römischen Schiffen bestand. „Von den 19 sicher bekannten Rammböcken aus diesem Gebiet glaube ich, dass 11 von ihnen sicher als Römisch identifiziert werden“, sagte William Murray, Professor für griechische Geschichte an der University of South Florida, gegenüber Live Science.
Darüber hinaus sei die Art der Gestaltung vieler hier gefundener Helme eine, die die Archäologen „Montefortino“ nennen. Dieses Helmdesign war bei den Römern so beliebt, dass sie einige ihrer Rammböcke mit Bildern der Helme dekorierten.
Die Entdeckung zahlreicher römischer Rammen und Montefortino-Helme lässt die allerdings Archäologen rätseln. „Man würde erwarten, dass die Karthager, die die Schlacht verloren haben, die meisten Opfer erlitten hätten“, sagte Murray. Weiterhin bemerkte er, dass man auch „erwarten würde, dass die meisten gesunkenen Kriegsschiffe zur karthagischen Flotte gehört haben.“ Doch dem ist nicht so.
Karthago benutzte wahrscheinlich Schiffe, die sie von den Römern in einer früheren Seeschlacht gefangen genommen hatten, so Murray. Außerdem, zufügte er hinzu, dass historische Aufzeichnungen dies belegen. So sollen die Karthager in einer Schlacht, die mehrere Jahre zuvor stattfand, 93 römische Schiffe gefangen genommen haben.
Warum es so viele Montefortino-Helme gibt, ist jedoch ein Rätsel. Eine Erklärung ist, dass die Karthager Söldner aus Gallien und Iberien angeheuert haben, um viele ihrer Schiffe in der Flotte zu besetzen. Soldaten in diesen Gebieten benutzten manchmal ebenso Montefortino-Helme.
Warfen Karthagos Matrosen Fracht über Bord, um zu fliehen?
Weiterhin fanden die Forscher mehrere Amphoren auf dem Meeresboden verteilt um die Überreste der römischen Schiffe. „Das ist ungewöhnlich, da alle Töpfe, die mit einem Schiff untergingen, eigentlich gebündelt im Wrack zu finden sind“, sagte Murray.
„Es ist, als würden sie ins Meer hinausgeworfen, wurden voneinander weggetrieben und sanken dann auf den Meeresboden“, so Murray. Eine mögliche Erklärung ist, dass die karthagischen Seeleute irgendwann in der Schlacht erkannten, dass ihr Kampf nicht erfolgreich sein würde. Also warfen sie Ladung, die Vorräte für die karthagische Armee auf Sizilien, über Bord, um ihre Schiffe leichter und schneller zu machen. So wäre es einfacher für sie gewesen, vor der römischen Flotte zu fliehen, erklärte Murray.
Verschwendung von Lebensmitteln
Abgesehen davon, dass sie weit verstreut sind, „ist keine der Amphoren mit einer teerähnlichen Substanz ausgekleidet“, die verhindert, dass Flüssigkeit verdunstet, während sie gelagert wird, sagte Murray. Das bedeutet, dass die darin enthaltenen Flüssigkeiten bis zur Ankunft in Sizilien teilweise verdampft wären. Selbst wenn die karthagische Flotte Sizilien erreicht hätte, wäre ein Teil der Ladung verschwendet worden.
Weiterhin besteht die Möglichkeit, dass die Amphoren neben Flüssigkeiten auch Getreide gelagert haben. Alten Darstellungen zufolge wurde diese jedoch vorrangig in Säcken transportiert.
Vielleicht waren die Karthager so verzweifelt, dass sie keine Zeit hatten, die Amphoren auszukleiden, sagte Murray. Eine weitere Möglichkeit, so der Forscher, sei auch, dass die Karthager keine Säcke zur Verfügung hatten und beschlossen, stattdessen Amphoren zu benutzen, um Trockenwaren nach Sizilien zu bringen. Um die Frage nach dem Inhalt der Gefäße zu klären, führen die Wissenschaftler momentan chemische Tests durch.
Murray und sein Team präsentierten ihre Ergebnisse in einem Beitrag auf der Jahrestagung des Archaeological Institute of America und der Society for Classical Studies in San Diego vom 3. bis 6. Januar. Das Projekt zur Vermessung und Ausgrabung der Unterwasseranlage wird gemeinsam von Soprintendenza del Mare und der RPM Nautical Foundation durchgeführt. Weitere Untersuchungen des Fundortes sind für 2019 geplant.
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