Wertvolle Ladung aus Deutschland: 500 Jahre altes Schiffswrack in der Nordsee entdeckt

Forscher haben ein niederländisches Schiffswrack aus dem frühen 16. Jahrhundert gefunden. Es ist das bislang älteste bekannte Wrack in niederländischen Gewässern. Eigentlich war das Bergungsteam auf der Suche nach Schiffscontainern, die Anfang dieses Jahres von MSC Zoe ins Meer fielen.
Titelbild
Reich beladen: Die Kupferplatten aus dem niederländischen Schiffswrack.Foto: Rijksdienst voor het Cultureel Erfgoed
Epoch Times5. Mai 2019

Eigentlich war das Bergungsteam auf der Suche nach Stahlcontainern, die während eines Sturms im Januar vom Containerschiff MSC Zoe fielen. Mithilfe eines schiffsgestützten Sonar entdeckten sie nördlich der niederländischen Insel Terschelling jedoch etwas ganz anderes auf dem Meeresboden.

Das Team erwartete bei der Anomalie einen der versunkenen Schiffscontainer und schickte deshalb einen mechanischen Greifer herunter. Doch zu ihrer Überraschung brachte dieser stattdessen einige Hölzer eines Schiffswracks aus dem 16. Jahrhundert und fast fünf Tonnen Kupfer an die Oberfläche. Das Kupfer in Form von Platten war einst Teil einer kostbaren Schiffsladung.

Eine Auswahl an Kupferplatten aus dem Wrack. Foto: Rijksdienst voor het Cultureel Erfgoed

Ältestes Wrack aus niederländischen Gewässern

Martijn Manders, Leiter des internationalen maritimen Archäologieprogramms vom niederländischen Amt für Kulturerbe, sagte gegenüber Live Science, dass der Fund, das älteste Wrack sein könnte, das bisher in den niederländischen Gewässern der Nordsee gefunden wurde.

Archäologische Untersuchungen der Holzreste haben ergeben, dass die Teile zu einem etwa 30 Meter langen Schiff gehörten. Außerdem lassen dendrochronologische Untersuchungen auf ein Fälldatum der Hölzer von 1536 schließen. Etwa zu dieser Zeit hat die fortschrittlichere Karweelbauweise die mittelalterliche niederländische Klinkerbauweise ersetzt.

Vergleich von Klinkerbau (links) und Karweelbauweise (rechts) im historischen Schiffsbau. Foto: Willhig | wikimedia.commons

Die Karweel- oder Kraweelbauweise hat ihren Ursprung im Mittelmeergebiet und setzte sich jedoch später europaweit als Bauweise für größere Schiffe durch. Diese Art und Weise der Beplankung erhöhte die Belastbarkeit der Gesamtkonstruktion gegenüber der früheren Klinkerbauweise. In den späteren Jahrhunderten revolutionierten die Niederländer diese Bauart erneut und schufen die großen berühmten Handelsschiffe.

Das neu entdeckte Wrack könnte dieses „fehlende Glied“ im niederländischen Schiffbau sein, sagte Manders. Die Hölzer zeigen, dass es unter Verwendung eines temporären Rahmens aus kleinen äußeren Brettern gebaut wurde, die ein Zwischenschritt zwischen der traditionellen Schiffbautechnik und dem neuen Karweel-Stil waren.

Holzreste des niederländischen Schiffswracks. Foto: Rijksdienst voor het Cultureel Erfgoed

Kupfer für Münzen

Die Archäologen gehen davon aus, dass das Schiff aus der Ostsee kam und Richtung Antwerpen segelte, als es sank. Seine wertvolle Ladung aus Kupfer könnte eine der frühesten Anwendungen von Kupfer für Münzen in Europa darstellen.

Stempel auf den Kupferplatten zeigten, dass sie von der wohlhabenden deutschen Familie Fugger hergestellt wurden, sagte Manders. Außerdem fügte er hinzu, dass chemische Tests an dem Metall zeigten, dass es identisch mit den ersten in den Niederlanden verwendeten Kupfermünzen war.

Die Niederländer waren einer der frühesten die Kupfermünzen im 16. Jahrhundert, als die Währung einführten. Sie galten zu dieser Zeit als erschwingliche Alternative zu Gold- und Silbermünzen, erklärte Manders.

Drei wichtige Entwicklungen in einem Wrack

Der Schiffbruch stellt somit drei wichtige Entwicklungen in der niederländischen Geschichte dar: einen entscheidenden Wandel in der Schiffbautechnik, das Wachstum der niederländischen Wirtschaft nach 1500 und die Einführung von Kupferprägungen. „Also haben wir drei Dinge, die dieses Schiff zu einem so außergewöhnlichen Schiff machen, ohne schon zum Schiff getaucht zu sein“, sagte Manders.

Die Hölzer, die durch den Bergungsgreifer aus dem Meer geborgen wurden, zeigten keine Anzeichen für einen Befall von Schiffswurm und befanden sich in einem bemerkenswert guten Zustand, sagte er. Unterwasserarchäologen hoffen, in diesem Sommer ihre ersten Tauchgänge zum Wrack durchführen zu können. Bis es soweit ist, beaufsichtigt die die niederländischen Küstenwache die Fundstelle.

In einer Pressemitteilung lobte der Minister Van Engelshoven die Entdeckung: „Dieser Fund kann zu Recht als Glücksfund bezeichnet werden. Ich bin sehr gespannt, welche weiteren Informationen ans Licht kommen werden. Das ist auch das Schöne an der Archäologie: Sie weckt Ihre Neugierde und Phantasie. Ich denke, dieser Fund bereichert das niederländische Erbe.“ (ts)

Reich beladen: Kupferplatten aus dem niederländischen Schiffswrack. Foto: Rijksdienst voor het Cultureel Erfgoed



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