Wal-GPS und Stimmerkennung sollen Pottwale im Mittelmeer retten

Etwa 110 bis 150 Pottwale gibt es nach Schätzungen im östlichen Mittelmeer – und etwa 30.000 Frachtschiffe. Hightech-Bojen sollen die Tiere künftig orten und Kapitäne, die ihren Lebensraum durchqueren, warnen.
Pottwale im Mittelmeer
Schwanzflosse eines abtauchenden Pottwales.Foto: iStock
Epoch Times2. Juni 2022

Vor drei Jahren startete die Organisation „OceanCare“ mit ihrem dreijährigen Pilotprojekt „Save Whales“ zum Schutz der letzten Pottwalpopulation im Mittelmeer. Hierfür entwickelten sie ein spezielles System, das mithilfe von Hightech-Bojen und darin integrierten Unterwasser-Mikrofonen Pottwale über ihre markanten Klicklaute lokalisiert. Der dadurch aufgezeichnete Aufenthaltsort kann dann in Echtzeit an den Schiffsverkehr weitergeleitet werden.

In der Vergangenheit gab es häufig Zusammenstöße zwischen Schiffen und den Meeressäugern. In mehr als der Hälfte der Fälle enden diese Kollisionen tödlich, wie die angespülten Kadaver an griechischen Küsten zeigen. Mit der Verwendung der neu entwickelten Technik könnten künftig diese Kollisionen vermieden werden.

„Wir wissen jetzt, dass die Rettung der Pottwale dank dieser bahnbrechenden Technologie machbar ist. Jetzt ist es an den griechischen und europäischen Behörden, das System lokal, regional und darüber hinaus einzusetzen. Das Ziel muss sein, Pottwalen ein sicheres Leben und Überleben zu ermöglichen“, erklärt Alexandros Frantzis, wissenschaftlicher Leiter des Pelagos Cetacean Research Institute.

Kollisionen vermeiden

Höchstens 200 bis 300 Pottwale leben heute noch im östlichen Mittelmeer. Untersuchungen des von OceanCare unterstützten Pelagos Cetacean Reserach Institutes lassen befürchten, dass sich die Population in den vergangenen 10 bis 15 Jahren bereits auf 110-150 Tiere halbiert habe. Die größte Gefahr für die bedrohten Tiere sind die rund 30.000 Frachtschiffe, die ihren Lebensraum jedes Jahr in hohem Tempo durchqueren. Laut der Weltnaturschutzunion (IUCN) gelten Pottwale im Mittelmeer als „stark gefährdet“.

Griechenland ist zudem laut internationalen und regionalen Abkommen verpflichtet, Pottwale als Art zu schützen. Dies gilt auch für ihren Lebensraum, den Hellenischen Graben. Da Schiffskollisionen die größte Gefahr für Pottwale darstellen, verfolgt OceanCare drei entscheidende Maßnahmen zum Schutz der Tiere: Umfahren des Gebiets, Geschwindigkeitsreduktion der Schiffe – und dort, wo eine Umfahrung nicht möglich ist, schließt das neu entwickelte System die Lücke. Ziel ist, das Aussterben der Pottwale im östlichen Mittelmeer zu verhindern.

Die Entwickler des Systems sehen in dem Projekt einen Meilenstein, um den Pottwalen im Mittelmeer eine Zukunft zu sichern. Die Hightech-Bojen sind solarbetrieben und leiten die aufgenommenen Pottwal-Standorte in Echtzeit an den Schiffsverkehr weiter. Die Daten werden dann per speziell entwickelter Software mit den Informationen von Marine Traffic abgeglichen, dem führenden Anbieter für die Überwachung von Schiffsbewegungen. Befindet sich ein Schiff auf Kollisionskurs mit einem Wal, kann der Kapitän über einen speziellen Funkkanal frühzeitig gewarnt werden. So könne er das Tempo drosseln oder den Kurs rechtzeitig ändern, um dem Wal auszuweichen.

Pottwale erkennen

Das Pilotprojekt begann 2019 und entwickelte ein System aus drei akustischen Stationen im Abstand von 1 bis 2 Kilometern. Über ein mobiles Breitbandnetz wurden die Daten dann an ein Analysezentrum an Land gesendet. Die Kombination der Daten ermöglicht die Erkennung und 3D-Lokalisierung der Pottwalstimmen.

Während der gesamten Einsatzsaison 2020 und 2021 wurden an insgesamt 46 Tagen Pottwale nachgewiesen. Dazu waren die Bojen jedes Jahr drei Monate im Meer im Einsatz. Laut OceanCare erwies sich das System als effektiv und erfolgreich, wobei es nur geringe Lokalisierungsunsicherheiten bei Entfernungen von bis zu sieben Kilometern gab. Das Ergebnis dieses Projekts wurde im Fachblatt „frontiers in Marine Science“ veröffentlicht. (ts)

(Mit Material von OceanCare)



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