Trio kappte Fernsehsignale von Chinas Staatsmedien
In einer Gefängniszelle entstand die Idee. Ihre Werkzeuge: eine Drahtschere, einen DVD-Spieler und ihr Glaube. Ihr Ziel: den Bürgern in Changchun die Wahrheit zu erzählen.
Wie in ganz China leben die Bürger von Changchun hinter einer Mauer. Einer unsichtbaren Mauer welche alle Informationen kontrolliert – zensiert.
Am 5. März 2002 passierte jedoch das Unglaubliche.
[Zhang Zhongyu, Falun Gong-Praktizierender]:
„Als ich den Laden betrat, bemerkte ich, wie der Ladenbesitzer und drei Kunden aufgeregt um den Fernseher standen. Das Fernsehen übertrug Programme, die die Wahrheit über Falun Gong zeigten.“
Falun Gong wurde vom chinesischem Regime 1999 verboten und wird seitdem in China verfolgt. Bürger, die früher im Victory Park frei übten, gingen fortan auf dem Platz des Himmlischen Friedens, um ihren Glauben zu verteidigen.
Die Machthaber in China führten Kampagnen gegen Falun Gong. Das Wall Street Journal nannte diese auch einen „kommunistisch-artigen Propaganda-Krieg.“
Hetze und Verleumdung gehören dabei zur Taktik und Alltag. Ein Beispiel: Der Vorfall der Selbstverbrennung auf dem Platz des Himmlischen Friedens. Fünf Menschen steckten sich in Brand. Die Staatsmedien betrieben damit Hasspropaganda gegen Falun Gong und behaupten, dies seien Falun Gong-Praktizierende.
Doch Falun Gong erlaubt keinen Selbstmord. Für Falun Gong Praktizierende war es klar – der Vorfall ist gefälscht. Auch westliche Medien fanden viele Widersprüche.
Von diesen Widersprüchen und dass der Vorfall inszeniert sein könnte, davon sollte niemand in China erfahren. Doch dann…
[Ethan Gutmann, Journalist & Autor]:
„Es gab einen Vorschlag oder eine Idee, die Fernsehsignale abzufangen oder zu unterbrechen, dann könnte man den Leuten die Wahrheit zeigen.“
Hinter dieser Idee standen drei Männer. Der Anführer Liang Zhenxing, der Techniker Liu Haibo und Liu Chengjun, die ausführende Kraft. Es schlossen sich weitere an, darunter auch der 26-jährige Lei Ming.
[Lei Ming, Falun Gong-Praktizierender]:
„Wir taten dies, weil das chinesische Regime Falun Gong verleumdet und wir keine Möglichkeit haben für uns selbst zu sprechen.“
Sie kletterten auf die Telefonmasten rings um die Stadt. Verschafften sich Zugang zu den Schaltkästen und fanden einen Weg einen DVD-Spieler an das System anzuhängen.
Alles verlief nach Plan bis Anführer Liang vier Tage vor dem Sendestart von der Polizei verhaftet wurde. Ungeachtet dessen fuhren die anderen mit ihrem Plan fort. Die Sendung des staatlichen Fernsehens wurde unterbrochen und stattessen ein Video, das die Wiedersprüche aufzeigt, gesendet.
[Ethan Gutmann, Journalist & Autor]:
„Hauptsendezeit, alle Sender sendeten es und für fünfzig Minuten hielt es an.“
Das Ergebnis war erstaunlich.
Ungefähr eine Million Menschen in Changchun schauten in dieser Nacht Fernsehen. Sie sahen, was während der Selbstverbrennung auf dem Platz des himmlischen Friedens wirklich geschehen war. Sie sahen wie Falun Gong auf der ganzen Welt akzeptiert und geübt wird.
[Ethan Gutmann, Journalist & Autor]:
„Etwas erstaunliches passierte. Die Leute liefen auf die Straßen, um zu feiern. Sie sagten:
‚Mein Gott, Falun Gong wurde wieder rehabilitiert.’“
Niemand hatte jemals zuvor so etwas getan. So begriffen nur wenige, dass die Übernahme von Falun Gong-Praktizierenden gemacht wurde – und nicht durch die kommunistische Partei.
Denn in China ist Falun Gong immer noch verboten.
[Ethan Gutmann, Journalist & Autor]:
„Nach der Übernahme, stand buchstäblich überall in Changchun ein Polizeibeamter bei jedem Telefonmast.“
In den darauffolgenden drei Wochen verhaftete die Polizei in Changchun 5000 Falun Gong-Praktizierende.
In der Nacht des 11. März 2002 brach die Polizei in Liu Haibos Haus ein. Sie verhafteten Liu und Zhang Zhongyu.
[Zhang Zhongyu, Falun Gong-Praktizierender]:
„Wir waren sehr ruhig. Wir hatten nichts Falsches getan. Wir hatten keinen Grund zur Angst.“
Die Polizei schlug auf sie ein. Zhang sah sein eigenes Blut auf dem Fußboden tropfen. Die Polizei schleifte alle zur Haftanstalt, wo sie mit Elektroschocks gefoltert wurden. In dieser Nacht hörte Zhang, wie ein Polizeibeamter einen Telefonanruf tätigte:
[Zhang Zhongyu, Falun Gong-Praktizierender]:
„Er sagte, ‚Ist da das Changchun Stadtkrankenhaus? Es gibt hier einen Liu Haibo ohne Herzschlag.’“
Liu Haibo starb. Er war der erste aber nicht der einzige. Seine Weggefährten kamen einer nach dem andern ebenfalls durch Folter um. Lei Ming verstarb im Jahr 2006. Anführer Liang verstarb vor zwei Jahren im Gefängnis.
Vielen gab das Trio Mut auf ähnliche Weise für die Wahrheit einzustehen.
Chinas Machthaber wiederum verloren an Glaubwürdigkeit. Denn die Changchun-Sendung verbreitete sich weiter – über Mundpropaganda.
[Ethan Gutmann, Journalist & Autor]:
„Ich denke, es hat Falun Gong Antrieb gegeben, am nächsten Tag weiter zu kämpfen.“
Zhang befand sich insgesamt zehn Mal in Haft. Ihm gelang die Flucht nach Thailand und jetzt lebt er in Kanada. Hier protestiert er weiter gegen die Verfolgung. Eine Verfolgung, die er, sein Freund Liu und viele mehr erleiden, weil sie in den Augen Chinas Machthabern eins nicht dürfen: Sich für ihren Glauben aussprechen.
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