Artenvielfalt in BaWü: BUND kürt Wiedehopf-Paar zum Sieger

Etwa zehn Sekunden Zeit hat der Fotograf, um das Siegerfoto des BUND-Fotowettbewerbs anlässlich des Internationalen Tags der Artenvielfalt zu schießen - nach unzähligen Stunden Vorbereitung. Aus rund 1.300 Naturfotos kürte die Jury das Wiedehopf-Paar, aufgenommen an einem geheimen Ort am Kaiserstuhl, zum Sieger.
Artenvielfalt in Baden-Württemberg
Wiedehopfe bei der Fütterung.Foto: Sebastian Klein
Epoch Times22. Mai 2020

„Der Moment war kurz, vielleicht 10 Sekunden“, berichtet Sebastian Klein aus Stuttgart. Um die Fütterung eines Wiedehopf-Weibchens abzulichten, hatte der Fotograf Tag für Tag stundenlang an der Brutstätte ausgeharrt. Mit Erfolg, sein Foto wurde Sieger beim BUND-Fotowettbewerb für Artenvielfalt „buntes Baden-Württemberg“. Insgesamt wurden 1.300 Naturfotos aus Baden-Württemberg eingereicht.

Im Kleinen Lautertal ist das zweitplatzierte Bild entstanden. Martin Hust flog ein seltener Roter Apollofalter vor die Linse. Der dritte Platz geht an Annette Möckel aus Isny. Ihr Foto zeigt vier Pärchen von Speer-Azurjungfern bei der Paarung. Zum Internationalen Tag der Artenvielfalt am 22. Mai präsentiert der BUND Baden-Württemberg die prämierten Bilder seines Fotowettbewerbs für die Artenvielfalt.

1. Platz: Wiedehopf (Upupa epops)

„Der Moment war sehr kurz, vielleicht 10 Sekunden. Das Männchen rief, das Weibchen kam heraus, um kurz darauf wieder in die Bruthöhle zu hüpfen. Das Männchen flog sofort davon“, schreibt Sebastian Klein über die Entstehung seines Fotos.

Nachdem Klein die Brutstelle am Kaiserstuhl entdeckt hatte, suchte er sie immer wieder auf: „Ich nutzte jede Gelegenheit, um am Ort des Geschehens zu sein. Noch vor Sonnenaufgang bin ich gut getarnt und mit ausreichend Verpflegung am Set gewesen.“ Und weiter:

„Das Männchen kam in regelmäßigen Abständen alle 5 bis 15 Minuten angeflogen, um das brütende Weibchen mit Nahrung zu versorgen. Dabei landete das Männchen zuerst an der immer selben Stelle 15 Meter oberhalb der Höhle, um das Weibchen mit seinem Ruf über seinen Anflug zu informieren.“

Wiedehopfe bei der Fütterung. Foto: Sebastian Klein

Sowohl Wiederhopf-Männchen als auch -Weibchen haben ein orangebraunes Gefieder mit schwarz-weißer Bänderung des Schwanzes. Sie werden etwa so groß wie Amseln, wirken jedoch durch ihre auffällige Federhaube größer.

Bei der Balz sitzt das Männchen auf einem Pfahl oder Baum und ruft hupupup – der Balzruf des Männchens klingt wie eine Hupe. Er stellt seine Federhaube auf und bietet dem Weibchen Nahrung als „Brautgeschenk“. Das Männchen versorgt das Weibchen auch während der gesamten Brutzeit mit Nahrung.

„Der Fotograf hat mit der Wiedehopf-Fütterung einen sehr seltenen Augenblick eingefangen. Denn normalerweise füttern die Männchen die Weibchen in den Bruthöhlen. Ein toller Anblick und ein brillantes Foto“, sagt Sylvia Pilarsky-Grosch, Landesgeschäftsführerin des BUND. In Baden-Württemberg steht der Wiedehopf auf der Vorwarnliste der gefährdeten Arten. Nur etwa 110 bis 150 Vogelpaare brüten hier.

Platz 2: Apollofalter oder Roter Apollo (Parnassius apollo)

Martin Husts Foto zeigt einen seltenen Fund. Denn der Rote Apollo ist eine vom Aussterben bedrohte Tagfalter-Art und in Baden-Württemberg und nur noch auf der Schwäbischen Alb zu finden.

Tatsächlich ist der Falter auch für die Foto-Sammlung des Fotografen eine Rarität: „An diesem Tag habe ich zum ersten Male einen Apollo gesehen. Kurze Zeit später dann gleich etwa 60 Exemplare; zwei davon ließen sich wunderbar fotografieren. Eine Sternstunde meiner Fotolaufbahn“, so der Fotograf aus Reutlingen.

Besonders bedroht: Etwa vier von fünf Tagfaltern stehen auf der roten Liste, auch der Rote Apollo. Foto: Martin Hust

Nach Angaben des BUND ist jede dritte der Tier- und Pflanzenarten in Baden-Württemberg gefährdet. Am stärksten betroffen sind die Tagfalter, darunter auch der Apollofalter. 80 Prozent sind bedroht, viele davon gar vom Aussterben. Bei den Säugetieren sind es 70 Prozent.

Weltweit zeigt sich ein ähnliches Bild. Gemäß des UN-Weltbiodiversitätsberichts 2019 könnten „in den kommenden Jahrzehnten eine Million Tier- und Pflanzenarten für immer verschwinden.“

Platz 3: Speer-Azurjungfer (Coenagrion hastulatum)

Der dritte Platz geht nach Isny (Landkreis Ravensburg) an Annette Möckel. Die Fotografin hat bei Isny im Allgäu gleich acht Speer Azurjungfern bei der Paarung erwischt. Diese dauert in der Regel 15 bis 30 Minuten.

Die Libellen-Art ist in ganz Deutschland vielerorts vom Aussterben bedroht und steht in Baden-Württemberg auf der Roten Liste. Die Hauptgründe: der Rückgang ihres Lebensraums – insbesondere von Mooren – sowie der hohe Eintrag von Nährstoffen in Gewässer. Die Speer-Azurjungfer ist zudem Libelle des Jahres 2020.

Paare bei der Paarung: Die Azurjungfer ist Libelle des Jahres 2020. Foto: Annette Möckel

2020 gab es mit „buntes Baden-Württemberg“ bereits die dritte Ausgabe des Fotowettbewerbs. „Die Resonanz auf den Fotowettbewerb war riesig“, erklärt Angela Koch, Organisatorin des Wettbewerbs und Referentin für Öffentlichkeits- und Pressearbeit beim BUND Baden-Württemberg.

„Besonders freut uns, dass so viele Menschen rausgegangen sind, um die Natur vor ihrer Haustüre zu beobachten, zu fotografieren und ihr Foto mit uns zu teilen. In ihren Texten über die Entstehungsgeschichte des Bildes spürt man die Begeisterung für die Fotografie und die Liebe zur Natur.“ Insgesamt erreichten über 1.300 Naturfotos aus Baden-Württemberg die Juroren. „Wir sind begeistert von diesem bunten Kaleidoskop der baden-württembergischen Naturschönheiten“, so Koch weiter.

Platz 4: Feldmaus (Microtus arvalis)

Christoph Böhme aus Riegelsberg im Saarland ist zum dritten Mal unter den Top 5 des BUND-Fotowettbewerbs gelandet. Sein Foto zeigt eine Feldmaus, die er in Sachbachwalden im Ortenaukreis fotografiert hat. Feldmäuse müssen ständig fressen. Sie können nur maximal vier Stunden ohne Nahrung auskommen. Sie essen am liebsten Feldfrüchte, Samen, Kräuter und Gräser.

Böhme schreibt über sein Bild: „In der kalten Winterzeit ist es für die Tiere in der Natur nicht immer einfach, an Futter zu kommen. Früchte sind Mangelware. Vielleicht schmeckt ja diese rote Frucht? Aber die Hagebutte war dann doch nicht ihr Ding.“

Hagebutten sind wohl nicht die Leibspeise der Feldmaus. Foto: Christoph Böhme

Sonderpreis Artenvielfalt: Stark gefährdetes Braunkehlchen (Saxicola rubetra)

Einen Sonderpreis erhält Hans-Peter Heneka aus Bruchsal für die Aufnahme eines Braunkehlchens. Das Braunkehlchen ist eine Zugvogel-Art, die im April aus Afrika zu uns zurückkehrt, um dann hier zu brüten. Sein Nest baut der kleine Vogel am liebsten in Strauch- oder Krautschichten und legt dann von April bis Juni seine grünlich-blauen Eier. Ab August fliegt er wieder zurück.

In den letzten Jahren ist die Art extrem zurückgegangen und mittlerweile vom Aussterben bedroht. Der Grund ist der Verlust seines Lebensraums beispielsweise durch Entwässerung und zu viel Düngung. Aber auch weil zu häufig und zur falschen Zeit gemäht wird, werden die Nester zerstört. (BUND/ts)

Das Braunkehlchen erhält den Sonderpreis Artenvielfalt. Foto: Hans-Peter Heneka



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