Selbstversorgung aus dem Hausgarten – Erste Aussaaten, Kartoffelanbau und eigene Jungpflanzen
Liebe Leser, als Gärtnermeister und begeisterter Selbstversorger möchte ich Ihnen gerne, angesichts der Corona-Pandemie, einfache Maßnahmen für eine machbare Selbstversorgung aufzeigen. Wenn Ihnen ein Garten oder etwas fruchtbares Land zur Verfügung steht, so ist der April der ideale Zeitpunkt für Aussaat und Anzucht von Kartoffeln und Co.
„Der April, der macht, was er will“, ist ein bekanntes Sprichwort aus dem Volksmund, welches unsere Überlegungen und Arbeiten im Hausgarten jetzt sehr gut anleiten kann. Da wir uns zum Ziel gesetzt haben, uns dieses Jahr optimal mit Kartoffeln, Gemüsen, Salaten und Kräutern zu versorgen, müssen wir uns aber jetzt leider noch mit wechselnden Wetterlagen arrangieren und auf Nachtfröste eingestellt bleiben.
Der ideale Zeitpunkt machts
Eines im Voraus gesagt: Nachtfröste mag das Gemüse in der Regel nicht. Allerdings gibt es einige Arten, die es tolerieren können. Alle Zwiebelgewächse zum Beispiel können es mal aushalten, auch ein Gänsefußgewächs wie Spinat stirbt nicht gleich davon ab. Es kommt auf die Stärke des Frostes an. Bei Minus 1 oder 2 Grad ist auch ein Salat nicht gleich kaputt, bei Minus 3 bis 4 Grad wird es aber brenzlig – das können viele Jungpflanzen dann nicht mehr gut vertragen.
Da in der Regel die letzten Fröste um die Eisheiligen, also Anfang Mai, auftreten, ist es schon möglich, dass wir manchen Samen im April aussäen, da die Keimlinge ja einige Zeit brauchen, um aus dem Boden zu keimen. Wenn sie also erst nach den Eisheiligen auflaufen, so haben wir es am besten gemacht, denn im Boden bleiben sie bis dahin noch geschützt.
Ein Beispiel: Kartoffeln brauchen etwa drei Wochen, bis sie die ersten Triebe aus dem Boden schieben. Wenn wir sie also ab Mitte April (und nachfolgend) in den Boden legen, sodass die Triebe erst nach den Eisheiligen aus dem Boden kommen, dann ist es optimal. Sollten sie doch schon früher aus dem Boden schauen, so können wir sie noch mal mit Erde bedecken (anhäufeln).
Die tolle Knolle – Kartoffeln anbauen
Ab Mitte April können wir also mit gutem Gewissen die Kartoffeln in den Boden bringen. Wir benötigen eine mittelbreite Hacke, eine Schlagschnur mit zwei Hölzern, die angekeimten Saatkartoffeln, Kompost und Horndünger und/oder Mist-Pellets.
Wir stecken nun die Hölzer mit unserer Schlagschnur in unser Beet. Aus Erfahrung ist ein Abstand von 60 Zentimetern von Reihe zu Reihe als Vorgehensweise für Kartoffeln sehr gut. Die Schnur nun gespannt, dann haben wir eine ordentliche, gerade Pflanzlinie. Mit der Hacke arbeiten wir nun an der Schlagschnur entlang eine Pflanzfurche heraus.
Je nach Art Ihres Gartenbodens variieren wir die Tiefe der Pflanzfurche: Bei einem Sandboden gehen wir etwas tiefer, um Anschluss für die Kartoffeln an die Bodenfeuchte zu bekommen. Bei einem tonigen, schweren Boden bleiben wir jedoch etwas höher, sonst wird es wieder zu nass und zu kalt. Bei meinem Sandboden hier im Berliner Raum (Berliner Sandbüchse genannt) hat sich eine Hackentiefe von etwa 15 Zentimetern bewährt.
Die Pflanzfurche füllen wir nun großzügig mit Kompost auf und geben etwas Horndünger und Mist-Pellets dazu. Kartoffeln sind hungrige Starkzehrer, „die brauchen etwas unter die Beine“, sagt mein erfahrener Nachbar, ein alter Hase im Geschäft. Dann legen wir unsere Kartoffeln in einem Pflanzabstand von 35 Zentimetern in die Furche ab. Abschließend bedecken wir die Kartoffelreihe, in dem wir mit der Hacke von links und dann von rechts die Erde auf die Reihe ziehen und einen gleichmäßigen Damm bilden.
Balkon-Alternative: Kartoffeln im Eimer
Kartoffeln lassen sich übrigens auch gut in Eimern auf einem sonnigen Balkon anbauen. Dazu besorgt man sich große Eimer und bohrt ein Loch etwa 2 Zentimeter hoch von unten in die Seitenwand als ein Überlauf. So kann sich keine große Staunässe bilden.
Etwas Kompost in den Eimer streuen, Kartoffel darauf und mit Kompost bedecken. Dann hochwachsen lassen und immer wieder mit Kompost bedecken. Die Erträge sind bei dieser Methode ganz beachtlich.
Achten Sie beim Kartoffelanbau im Allgemeinen auf eine ausreichende Bewässerung. Gerade bei Sandböden kann das zusätzlich öfters notwendig sein. Hier hat sich auch eine Mulchauflage (z. B. Grasschnitt, Blätter vom Herbst) gut bewährt, die unser Beet schattiert und die Feuchtigkeit im Boden hält. Außerdem verhindert sie das Auflaufen von Unkräutern sehr gut.
Die ersten Aussaaten im Freien
Die meisten unserer gebräuchlichen Gemüse haben Keimzeiten (sog. Auflaufzeiten) von 10 bis 20 Tagen, bis sie nach der Aussaat aus dem Boden schlüpfen.
Auch hier rechnen wir die Zeitpunkte für die Aussaaten mit den Eisheiligen Anfang Mai aus. Nach Mitte April liegen wir also zumeist ganz sicher. Nutzen wir allerdings ein Verfrühungsvlies, so können wir auch schon Anfang April säen, denn ein solches Vlies hält leichte Nachtfröste ab.
Die meisten Gemüse sind Dunkelkeimer so legen wir sie in den Boden ab und decken sie leicht mit Gartenerde oder Sand zu. Hier gilt: Umso dicker der Samen ist, umso tiefer legen wir den Samen ab. Eine dicke Bohne kann also gern 1 Zentimeter mit Erde bedeckt im Boden liegen, während ein dünner Möhrensamen nicht so tief abgelegt werden muss, 3 bis 4 Millimeter Erde aufgelegt ist gut.
Im Allgemeinen lege ich mir in meinem Garten Beete mit einer Breite von bequemen 1,2 Metern an, so muss ich mich nicht so weit bücken, wenn ich in der Mitte der Beete arbeite. Und je nach Gemüse baue ich 3 bis 4 Reihen Gemüse auf einem solchen Beet an.
Die wichtigsten Reihen- und Pflanzenabstände
Alle Kopfsalate: 30 mal 30 Zentimeter
Mittelgroße Gemüse, Kohlrabi, Rote Beete, Fenchel, Lauch: 30 mal 15 Zentimeter
Alle Kopfkohle: 60 mal 50 Zentimeter, auch Sellerie
Feingemüse, wie Möhren, Radieschen, Spinat: 30 mal 3 Zentimeter
Tomaten: 80 mal 60 Zentimeter, oder 120 mal 50, auch Paprika, Auberginen
Gurken: 120 mal 50 Zentimeter
Grundsätzlich gilt: Geben Sie jedem Gemüse so viel Platz, dass es frei und bequem stehen kann. Steht es zu eng, so neigt es zum Schießen und der Salat bildet zum Beispiel keine schönen Köpfe, das Radieschen verdickt sich nicht.
Die Aussaatpraxis kann denkbar schlicht erfolgen: Spannen Sie sich eine Schlagschnur und führen Sie entweder eine Hackenecke oder den Hackenstil an der Schnur so entlang, dass Sie eine ausreichend tiefe Saatfurche erhalten (nicht zu tief). Dann geben Sie den gewünschten Samen in eine Schüssel und streuen ihn mit drei Fingern gepackt Prise für Prise in die Furche. Machen Sie sich nicht verrückt, wenn mal zwei Samen auf eine Stelle fallen. Versuchen Sie so gut wie möglich die Abstände für das jeweilige Gemüse einzuhalten. Den Samen leicht mit Erde bedecken und den Boden etwas andrücken. Die ersten Tage etwas feuchter halten.
Die Jungpflanzenanzucht im Haus
Geschützt im Haus, kann auf dem Fenstersims, je nach vorhandenem Platz, das Sommergemüse weiter vorgezogen werden. Im März hatten wir die Nachtschattengewächse, wie Tomaten und Paprika, ausgesät. Diese können jetzt schon in einzelne Töpfchen pikiert werden (hier eine leicht gedüngte Erde verwenden).
Ab Mitte April ist es dann an der Zeit, die Gurken- und Kürbisgewächse zu säen. Dazu einfach immer einen Samen in einem Töpfchen in die Erde bringen, etwas bedecken und feucht halten.
Im April können wir auch alle anderen gewünschten Gemüse auf dem Fenstersims vorziehen: Mangold, Kohlrabi, Fenchel, Kopfsalate, Kräuter und andere. Mit einer ungedüngten Anzuchterde gelingt das in der Regel sehr gut.
Wundern Sie sich nicht, wenn das eine oder andere Gemüse auf dem Fenstersims nicht so schön wächst und Störungen zeigt, denn nicht jede Pflanze kommt mit dem verminderten Lichtspektrum hinter den Glasscheiben zurecht. Die Fenster sind oft doppelt und dreifach verglast und lassen kaum noch UVB-Licht hindurch. Mit der Anzucht von Kohlpflanzen hatte ich da schon immer etwas Probleme, während sie bei vollem Licht im Freien wieder problemlos gedeihen. Auch wir Menschen geraten bekannterweise in Vitamin-D Mangel, wenn wir immer hinter der Glasscheibe sitzen.
Fortsetzung folgt …
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